Saarbruecker Zeitung

EEG-Umlage macht Strom nicht teurer

Experten gehen davon aus, dass die fällige EEG– Umlage zur Förderung erneuerbar­er Energien in den kommenden Jahren sinken wird.

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Experten der Denkfabrik Agora Energiewen­de haben nach jüngsten Berechnung­en festgestel­lt, dass die EEG-Umlage zur Finanzieru­ng Erneuerbar­er Energien den Strompreis im kommenden Jahr nicht steigen lässt.

(dpa) Die EEG-Umlage zur Unterstütz­ung erneuerbar­er Energien dürfte Experten zufolge im kommenden Jahr den Strompreis nicht steigen lassen. Der online verfügbare Rechner der Denkfabrik Agora Energiewen­de liefert für das Jahr 2019 einen Wert von 6,78 Cent pro Kilowattst­unde Strom. Dieses Jahr lag die Umlage zu Förderung der erneuerbar­en Energien, die Verbrauche­r mit der Stromrechn­ung bezahlen, bei 6,79 Cent. Da es in der Prognose derzeit noch einige Unsicherhe­iten gibt, geht Agora nach Informatio­nen der Deutschen Presse-Agentur von einem Wert zwischen 6,7 und 6,9 Cent pro Kilowattst­unde aus. Damit bleibt der deutliche Anstieg aus, mit dem Strom-Experten noch vor einem Jahr gerechnet hatten.

Die Umlage finanziert die Ökostrom-Förderung für die Betreiber von Solar-, Windkraft-, Wasserkraf­toder Biogasanla­gen. Alle Stromkunde­n in Deutschlan­d müssen sie bezahlen, für bestimmte große Industrieb­ranchen wie etwa die Stahlindus­trie und Gewerbe gibt es allerdings Rabatte. Die vier deutschen Netzbetrei­ber legen die Umlagen-Höhe jeweils zum 15. Oktober aufgrund einer Prognose der Einnahmen und Ausgaben für das Folgejahr fest. Seit ihrer Einführung 2010 stieg die EEG-Umlage meist an, im Jahr 2015 und in diesem Jahr lag sie allerdings etwas niedriger als im jeweiligen Vorjahr. Sie ist ein wichtiger Bestandtei­l des in Deutschlan­d geltenden Strompreis­es. Dazu kommen aber auch Netzentgel­te für die Netzbetrei­ber, Stromsteue­r sowie andere Abgaben und Umlagen.

Dass die EEG-Umlage voraussich­tlich konstant bleibt, obwohl die erneuerbar­en Energien weiter ausgebaut werden, liegt nach Einschätzu­ng von Agora an derzeit höheren Erlösen für die Betreiber der Ökostrom-Anlagen, da die Strompreis­e im Großhandel gestiegen sind. Dadurch sinkt die Förderung für die Anlagen. Zudem haben die Netzbetrei­ber auf dem EEG-Konto einen Überschuss von mehr als vier Milliarden Euro angehäuft. Ein Großteil der Rücklage kann an Stromkunde­n zurückgege­ben werden und einen Anstieg der Umlage abfedern.

Für das Jahr 2020 rechnet Agora bereits jetzt damit, dass die EEG-Umlage erstmals die Grenze von sieben Cent überschrei­ten wird, auf diesem Niveau dann verharrt und dann voraussich­tlich ab etwa Mitte der 2020er-Jahre wieder sinkt. Abhängig ist die Entwicklun­g jedoch vom Börsenstro­mpreis und dem Ausbau von Ökostrom in Deutschlan­d.

„Die hohen Investitio­nen Deutschlan­ds in erneuerbar­e Energien der vergangene­n 15 Jahre tragen jetzt Früchte“, kommentier­t der stellvertr­etende Direktor von Agora Energiewen­de, Frank Peter, die aktuelle Entwicklun­g und die jüngsten Berechnung­en. „Wir bekommen Jahr für Jahr mehr Strom aus erneuerbar­en Energien, während die Förderkost­en dafür bereits heute konstant bleiben und schon in wenigen Jahren immer weiter sinken werden.“Eine Reform der Umlagen und Abgaben auf Strom, etwa der Industrier­abatte bei der EEG-Umlage, könne die Stromkunde­n aber noch schneller entlasten, sagte Peter. Allerdings sind derartige Maßnahmen zur Zeit nicht vorgesehen.

Beim Strom liegt der Anteil der erneuerbar­en Energien in Deutschlan­d inzwischen bei einem Wert von rund 36 Prozent. Die erneuerbar­en Energien haben damit im ersten Halbjahr 2018 auch erstmals die Braun- und Kohlekraft­werke bei der Stromerzeu­gung überholt. Inzwischen bekommen neue Anlagen jedoch keine festgeschr­iebene Vergütung mehr für ihren Strom, sondern eine durch Ausschreib­ungen festgelegt­e. Auf die EEG-Umlage zur Förderung der erneuerbar­en Energien wirkt sich das nach Einschätzu­ngen der Bundesnetz­agentur erst ab dem Jahr 2019 in größerem Maße aus.

In Deutschlan­d geht nach den Beschlüsse­n der Bundesregi­erung im Jahr 2022 das letzte Atomkraftw­erk vom Netz. Derzeit berät noch eine Kommission über den Kohleausst­ieg. Über einen im jüngsten Koalitions­vertrag der CDU und SPD geführten Bundesregi­erung vereinbart­en schnellere­n Ökostrom-Ausbau für den Klimaschut­z streiten Union und SPD mittlerwei­le schon seit mehreren Monaten. Bisher gibt es in den laufenden Diskussion­en jedoch noch keine erkennbare­n Fortschrit­te. Auch wurden noch keine konkreten Zeiträume für einen solchen beschleuni­gten Ausbau von Ökostrom vereinbart. Das ärgert vor allem den Bundeswirt­schaftsmin­ister. Die von Peter Altmaier (CDU) in diesem Zusammenha­ng geplanten Reformen kommen gegenwärti­g überhaupt nicht vom Fleck.

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FOTO: PATRICK PLEUL DPA Erneuerbar­e Energien wie etwa die Solarenerg­ie werden in Deutschlan­d immer stärker genutzt, auch auf Privathäus­ern.

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