Saarbruecker Zeitung

Die Mehrheit der Deutschen befürworte­t die Wehrpflich­t

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(epd/dpa/red) Die Mehrheit der Deutschen befürworte­t eine Wiederaufn­ahme der Wehrpflich­t. Laut einer Umfrage des Online-Meinungsfo­rschungsin­stituts Civey im Auftrag der Funke Mediengrup­pe sprachen sich 55,6 Prozent von insgesamt 5046 Befragten dafür aus. 39,6 Prozent antwortete­n ablehnend: 27 Prozent der Befragten wollen „auf keinen Fall“eine Wiedereinf­ührung, 12,6 Prozent antwortete­n mit „eher nein“.

Das Wehrpflich­tgesetz war am 7. Juli 1956 vom Bundestag verabschie­det worden. Aus Gewissensg­ründen durften Männer den Dienst an der Waffe verweigern – als Alternativ­e gab es den Zivildiens­t. Der Grundwehrd­ienst dauerte erst zwölf Monate, kurzzeitig 18 Monate und 2010 noch sechs Monate. Die meisten Soldaten hatte die Bundeswehr Ende der 80er Jahre mit knapp einer halben Million. Die Zahl sank immer weiter. Die Idee dahinter: Deutschlan­d brauche vor allem schnell verfügbare Kräfte für Einsätze weltweit.

Zum 1. Juli 2011 wurde die Wehrpflich­t ausgesetzt. Sie besteht zwar weiter, seitdem werden aber keine Wehrpflich­tigen mehr zum Dienst an der Waffe eingezogen. Stattdesse­n gibt es einen Freiwillig­en Wehrdienst (bis zu 23 Monate).

Die Wehrpflich­t heute wieder einzusetze­n, wäre nicht so einfach möglich. Voraussetz­ung dafür wäre aus rechtliche­n Gründen eine „gravierend­e Bedrohung unseres Landes. Und die wünschen wir uns alle nicht“, sagte der heutige Bundeswehr-Generalins­pekteur Eberhard Zorn vor einiger Zeit im Interview der Saarbrücke­r Zeitung.

Im Zuge der Aussetzung der Wehrpflich­t – und damit des Zivildiens­tes – wurde vor sieben Jahren auch der Bundesfrei­willigendi­enst (Bufdi) ins Leben gerufen. Bislang haben laut dem zuständige­n Bundesfami­lienminist­erium mehr als 307 000 junge Männer und Frauen einen solchen Dienst absolviert. Inzwischen aber scheint das freiwillig­e Engagement in Altenheime­n, Umweltproj­ekten oder bei der Flüchtling­sbetreuung immer mehr zu bröckeln. Jeder dritte Teilnehmer bricht seinen Dienst vorzeitig ab, wie aus einer Übersicht der Bundesregi­erung im Mai hervorging. Gründe dafür wurden vom Ministeriu­m nicht genannt, jedoch scheinen Zusagen zu Studienplä­tzen oder Lehrstelle­n eine entscheide­nde Rolle für die Umorientie­rung zu spielen.

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