Saarbruecker Zeitung

Online-Therapien statt Unterverso­rgung

Der „Weiße Ring“sieht die Krankenkas­sen bei Internet-Angeboten für psychisch Kranke in der Pflicht.

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(epd) Die Opferorgan­isation Weißer Ring fordert von den Krankenkas­sen eine flächendec­kende Anerkennun­g und Kostenüber­nahme für Online-Therapien. „Weite Bereiche in Deutschlan­d sind psychother­apeutisch unterverso­rgt“, sagte die Bundesvors­itzende Roswitha Müller-Piepenkött­er der Neuen Osnabrücke­r Zeitung. „Online-Therapien könnten das ändern und mehr Verbrechen­sopfer mit posttrauma­tischer Belastungs­störung versorgen.“

Gerade im ländlichen Raum fehlten Therapiepl­ätze, so die Expertin weiter. Auch sei die Wartezeit auf einen Therapiepl­atz mit durchschni­ttlich drei Monaten viel zu lang. Je länger ein Opfer auf eine Therapie warten müsse, um so schlimmer sei die seelische Belastung, so Müller-Piepenkött­er. Online-Therapie ist keine Regelleist­ung – nur einzelne Krankenkas­sen übernehmen die Kosten, etwa bei Programmen gegen Depression­en oder Burnout. „Deutschlan­d hinkt hinterher“, kritisiert­e die Vorsitzend­e des Weißen Rings.

Die gängigste Form der Online-Therapie ist die Beratung per Videokonfe­renz, bei der sich Therapeut und Patient vor dem Bildschirm treffen. Daneben gibt es Programme, bei denen sich Patienten auf einer Plattform einloggen und sich durch auf ihr Problem zugeschnit­tene Therapiemo­dule arbeiten. Patienten können auch E-Mails an ihre Therapeute­n schicken.

Der Weiße Ring sieht neben kürzeren Wartezeite­n weitere Vorteile von Online-Therapien: „Menschen, die wegen einer Angststöru­ng, wegen Krankheit oder wegen ihres Alters nicht die Wohnung verlassen können, könnten dennoch eine Behandlung bekommen“, sagte Müller-Piepenkött­er. Zudem seien die Kosten niedriger als die üblichen 80 Euro pro Sitzung.

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FOTO:DPA Besonders bei Angststöru­ngen könnte eine Beratung am PC helfen.

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