Saarbruecker Zeitung

Immer diese maßlose Übertreibu­ng

Stets dasselbe: Der Einkauf läuft aus dem Ruder, sobald sich ein paar Gäste angesagt haben. Am Ende will man aber nichts, was übrig blieb, in die Mülltonne werfen. Und so rückt die Reste-Verwertung ins Rampenlich­t – inklusive Bier.

- Produktion dieser Seite: Alexander Stallmann, Marcus Kalmes Frank Kohler

Das doo langt sei Läääbdaach nit. Das reicht niemals in Leben, denke ich, als ich in dem großen Warenhaus vor dem gut gefüllten Regal stehe und abschätzen muss, wie viel nun mit nach Hause geht. Hmmm, fünf Gäste haben sich angesagt. Überschläg­ig – wenn keiner das Auto mehr heim bewegt – würde ich mal sagen: sechs Flaschen Weizenbier müssten genügen. Dazu noch sechs Flaschen Pils. Reicht das wirklich? Man will sich aber nicht blamieren und zu fortgeschr­ittener Stunde sagen müssen: „Entschuldi­gung, alles all.“Deshalb packen wir nun doch 14 Flaschen Weizenbier und 18-mal Pils in den Warenkorb. Das geht ja auch nicht kaputt, jedenfalls sehr lange nicht.

Beim Fleisch tut sich die gleiche Frage auf? Wie viel darf’s denn sein? Da gibt es zwei Varianten.

Ich denke, dass die große Drei-Kilo-Packung mit den Steaks eine gute Wahl ist. Dazu noch drei Packungen mit Grillwürst­en verschiede­ner Art. Hinzu gesellen sich Kräuterbut­ter und passende Saucen, die auch selten jemand verschmäht. Die Zutaten für die Nachspeise wollen wir auch nicht eben kleinlich bemessen, denn es beruhigt das Gewissen, stets etwas mehr im Haus zu haben. Französisc­hes Weißbrot wird auch stets gern genommen, und so wollen wir doch auch hier nicht knickrig sein. Vier große Exemplare gesellen sich zur Ware, die sich im Auto bereits auftürmt. Zuhause werden zwei große Schüsseln mit Nudelund Kartoffels­alat zubereitet plus Tomaten mit Mozzarella. Auch da hofft man auf auf den gewaltigen Appetit der Freunde.

Am frühen Abend – es sind noch 30 Grad im Schatten – trudeln die Gäste ein. Und was soll ich Ihnen sagen: Das Sprudelwas­ser war der Hit. Sehr viele Flaschen leerten sich, dazu trank der ein oder andere ein wenig Wein. Sodass am Ende kein einziges Bier den Kühlschran­k verließ.

Immer dasselbe. Seit rund 35 Jahren mit eigenem Haushalt sind der maßlosen Übertreibu­ng noch immer Tür und Tor geöffnet. Vernünftig­e Portionen – das Thema kriege ich nicht hin. Und so war mal wieder ausgiebige Reste-Verwertung angesagt: Tomaten mit Mozzarella? – Kann ich nicht mehr sehen. Kartoffels­alat? Nach drei Tagen fängt man an, ihn zu hassen. Der Nachwuchs wiederum erfreute sich an einem gewaltigen Steak. Auf alles andere hat er mir gepfiffen.

Und was ist mit dem Bier? Könnte man ungehemmt mal im Bad ausprobier­en. Vielleicht macht es so schön, wie einst Kleopatras Eselsmilch...

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