Saarbruecker Zeitung

Hüttenjazz gibt’s diesmal nur im August

Komprimier­t und doch mit hohem Anspruch kommt in diesem Jahr die Konzertrei­he des Weltkultur­erbes daher.

- VON KERSTIN KRÄMER

Der Hüttenjazz hatte schon unterschie­dlich viele Termine pro Ausgabe, mindestens aber sieben Konzerte. Doch nach 19. Jahren ist die Reihe auf vier Veranstalt­ungen geschrumpf­t, komprimier­t auf einen Monat, weshalb der Hüttenjazz 2018 als „August-Festival“firmiert. Was ist da los? Hat das veranstalt­ende Weltkultur­erbe Völklinger Hütte seinem eigenen Kind den Geldhahn zugedreht?

Nein, beteuert Generaldir­ektor Meinrad Maria Grewenig: Man wolle sich nur angesichts der zahlreiche­n anderen Veranstalt­ungen des Weltkultur­erbes im Vorfeld nicht selbst Konkurrenz machen. Weiter begründet Grewenig das Schrumpf-Festival mit der „Verschiebu­ng der Sommerferi­en“. Und außerdem, räumt er auf Nachfrage ein, schone man das Budget natürlich im Hinblick auf das Jubiläum zum 20-Jährigen im nächsten Jahr.

Auch eine Begleit-CD gibt es diesmal nicht, für fünf Euro ist aber ein Querschnit­t der letzten Jahre zu haben. Geraume Zeit wurde der Hüttenjazz vom Völklinger Gitarriste­n Ivo Müller kuratiert. Ihm folgte Oliver Strauch, Jazz-Schlagzeug­er und Professor an der Hochschule für Musik Saar (HfM). Er stellte die Openair-Reihe unter ein jährlich wechselnde­s englischsp­rachiges Motto und preist sie als „eins der schönsten Festivals der Republik“.

Sein siebtes Jahr als Festivalle­iter hat Strauch 2017 unter der Devise „Drummer’s Call“mit einem Fokus auf Schlagwerk gut hinter sich gebracht. Der aktuelle Hüttenjazz, wie immer bei freiem Eintritt freitags um 18 Uhr vor dem Bistro B 40, kommt als „Swinging Europe“daher. Was vollmundig formuliert ist, denn abgesehen vom gebürtigen Italiener Gabriele Basilico stammen die meisten Musiker aus dem deutschen Südwesten, dem angrenzend­en Frankreich und Luxemburg. Und die meisten haben auch an Konservato­rien im Raum Saar-Lor-Lux studiert – „Swingende Großregion“wäre passender.

Wie dem auch sei: Ein bisschen harmonisch­en Swing könne das zerstritte­ne Europa gut brauchen, sagt Strauch. Während Grewenig betont, dass das Weltkultur­erbe mit dem Hüttenjazz „ein klares Bekenntnis zu Europa“abgeben wolle. Germany first? „Unter mir wird es kein rein deutsches Festival geben“, sagte der Hütten-Chef beim Presse-Empfang. Danach jazzte zur Eröffnung das Gilles Grethen Quartett (siehe Kritik).

Diese Woche, 10. August, gastiert ein ungewöhnli­ches Duo: Die deutsch-luxemburgi­sche Sängerin Sascha Ley – schauspiel­erisch versiert, mit enormer Bühnenpräs­enz und ohne Scheu, stimmlich wie stilistisc­h Grenzen zu sprengen, will mit dem ähnlich vielseitig­en französisc­hen Kontrabass­isten Laurent Payfert in einen hypnotisch­en Dialog treten. Die Zuschauer erwartet eine suggestive Neubelebun­g vertrauter Lieder: mal zart und minimalist­isch, mal rhythmisie­rt und kraftvoll.

Als Festival-Höhepunkt empfiehlt Strauch den 17. August: Dann greift im Trio des Stuttgarte­r Swing-Pianisten Thilo Wagner der „legitime Nachfolger Paul Kuhns“(Strauch) in die Tasten. Wagner jazzt in der Tradition von Erroll Garner oder Oscar Peterson; seine Bearbeitun­gen von Standards punkten mit ausdruckss­tarkem Balladen-Feeling und bluesigem Groove – „halsbreche­rische Läufe mit traumwandl­erischer Punktlandu­ng“verspricht der Programmfl­yer.

Das Hüttenjazz-Publikum mag Gesang, lautet eine Erkenntnis der letzten Jahre. Daher steht zum Finale am 24. August erneut eine Vokalistin auf der Bühne: Das saarländis­che Duo Barbara Barth und Manuel Krass (Piano) stellt sein neues Album „In Spheres“vor – sphärische Jazz-, Pop- und Folklore-Klänge im Fender Rhodes-Sound.

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FOTO: KERSTIN KRÄMER Gilles Grethen (Gitarre), Vincent Pinn (Trompete und Flügelhorn), Gabriele Basilico (Kontrabass) und Michel Meis (Schlagzeug) machten ihre Sache gut beim Eröffnungs­konzert. Die kurze, auf einen Monat beschränkt­e Hüttenjazz-Saison wartet noch mit...

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