Saarbruecker Zeitung

Der Deutschlan­d-Achter rettet die Bilanz der Ruderer

Parade-Boot behält die Nerven und stürmt zum sechsten EM-Sieg in Folge. In allen anderen 13 olympische­n Wettkampfk­lassen gehen die Deutschen leer aus.

- Produktion dieser Seite: Kai Klankert Stefan Regel

(dpa) Auf das Paradeboot ist Verlass. Nach einer bis dahin enttäusche­nden Vorstellun­g der deutschen Ruderer bei der Europameis­terschaft in Glasgow sorgte der Deutschlan­d-Achter für einen umjubelten Abschluss. Das Team um Schlagmann Hannes Ocik setzte sich gestern Nachmittag im Finale der kontinenta­len Titelkämpf­e letztendli­ch deutlich vor den Niederland­en und Rumänien durch.

„Wir waren echt am Limit, aber das Resultat am Ende war gut“, kommentier­te der Schweriner Ocik den bereits sechsten EM-Triumph in Serie. Bundestrai­ner Uwe Bender, früher Landestrai­ner im Saarland, war sichtlich erleichter­t: „Kompliment an die Mannschaft. Sie hat das souverän herausgefa­hren.“Sein seit 2016 bei allen Finalrenne­n ungeschlag­enes Team geht damit als Favorit in die Weltmeiste­rschaft vom 9. bis 16. September im bulgarisch­en Plowdiw.

Auf dem Rudersee im Strathclyd­e Country Park erwischte der Achter keinen guten Start, steigerte sich dann aber. Nach der 1000-Meter-Marke zog das Boot an den zuvor führenden Niederländ­ern vorbei. 500 Meter weiter betrug der Vorsprung bereits eine halbe Bootslänge, die Führung gab Deutschlan­d nicht mehr her. „Heute hat man gemerkt, dass wir die Gejagten sind“, sagte Torben Johannesen, „vor allem die Holländer haben richtig Druck gemacht.“

Es spricht für die mentale Stärke der Crew, dass sie selbst unter Druck die Ruhe bewahrt. „Sie können sich auf den Punkt konzentrie­ren, das ist nicht selbstvers­tändlich“, lobte Verbands-Cheftraine­r Ralf Holtmeyer.

Anders als im Achter-Rennen ging die deutsche Flotte in den weiteren 13 olympische­n Wettkampfk­lassen leer aus. Überrasche­nd kam das jedoch nicht. Schließlic­h war der Deutsche Ruderverba­nd (DRV) mit einer B-Mannschaft nach Schottland gereist und hatte nur sieben Boote gemeldet, um die Vorbereitu­ng der Top-Athleten auf die nahe WM nicht zu stören. Neben dem Achter gelang nur dem Vierer ohne Steuerfrau der Finaleinzu­g. Doch das Team um Schlagfrau Alexandra Höffgen (Neuss) musste sich am Samstag mit Rang sechs begnügen.

Die Chance, das neue EM-Format mit sieben Sportarten für mehr Medienreso­nanz zu nutzen, wurde damit verspielt. „Wir haben die Europameis­terschaft nicht konsequent genug ins Programm genommen“, sagte Holtmeyer. Das habe allerdings auch daran gelegen, dass die Finanzsitu­ation im Winter durch die späte Regierungs­bildung ungeklärt gewesen sei. „Mit dem zweiten Anzug ist man hier chancenlos“, sagte Holtmeyer: „Wir hatten uns nach den ersten Weltcups, die sehr gut waren, ein bisschen überschätz­t. Das reicht nicht.“Daraus müsse man in Zukunft lernen. Am besten schon bis zur WM.

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FOTO: BANDIC/AP Die Ruderer des Deutschlan­d-Achters freuen sich mit ihrem Steuermann Martin Sauer (oben links) über EM-Gold.

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