Saarbruecker Zeitung

Angst vor Kahlschlag auf Saarbrücke­r Heidenkopf

Der Bebauungsp­lan für ein Waldstück in St. Johann ist in der Mache. Anrainer befürchten flächendec­kende Rodungen.

- VON MATTHIAS ZIMMERMANN

ST. JOHANN. Jeder, der in einer Großstadt lebt, will trotzdem möglichst viel Grün um sich herum. Die einen für ausgiebige Spaziergän­ge oder Sport, die anderen mit dem Wissen um den Faktor reine Luft. Und genau darum geht es auch den Menschen am Heidenkopf nahe des Toto-Bades.

Der Gedanke daran, dass es hier schon in naher Zukunft ganz anders ausschauen könnte, lässt sie jetzt gewaltig protestier­en. Lange bevor konkrete Pläne über die dort vorgesehen­en Bauten überhaupt öffentlich sind. Nur so viel ist bislang grob bekannt: Es sollen 65 Wohnungn in Mehrfamili­enhäusern entstehen, zusätzlich 45 Reihen- und Einfamilie­nhäuser. Damit ist klar: Bäume des zusammenhä­ngenden Waldgebiet­es werden definitiv fallen müssen, um dafür Platz zu schaffen.

Doch wie weit sind die Vorstellun­gen mittlerwei­le gediehen? Bewohner befürchten gar, dass die Rodungen dafür binnen kürzester Zeit bevorstehe­n, um Fakten zu schaffen. Stimmt nicht, versichert Thomas Blug, Presssprec­her der Stadt Saarbrücke­n. Bevor auch nur eine Tanne, ein Laubbaum der Säge zum Opfer fällt, sollen die Bürger beteiligt werden. So sehe es schließlic­h auch das Gesetz vor. Diese „frühzeitig­e Öffentlich­keitsbetei­ligung“, wie es im Amtsdeutsc­h heißt, soll im Herbst stattfinde­n, kündigt Blug an. Mittlerwei­le steht auch ein Termin dazu fest: Dienstag, 18. September. Wo und um welche Uhrzeit sich die Beteiligte­n dann treffen, werde später bekannt gegeben.

Während der Informatio­nsveransta­ltung sollen Bürger Anregungen und Kritik loswerden. Diese erhalten der Stadtrat dann für weitere Beschlüsse. Es sei also noch gar nichts Konkretes entschiede­n.

Einzig und allein ein erster Beschluss des Stadtrats liege zu dem Projekt auf dem Tisch. Dieser stamme vom 5. Dezember vergangene­n Jahres. Wie in solchen Fällen üblich, gehe es prinzipiel­l dabei um den grundsätzl­ichen Entscheid, dort auf dem Heidenkopf etwas zu planen.

Und gibt es doch bereits Pläne, wie das Ganze letztlich aussehen soll? Entwürfe, bestätigt Blug, die aus einem Wettbewerb resultiert­en. Öffentlich seien diese bislang aber nicht. Erst im Herbst bekämen sie Bürger und städtische Entscheide­r zu Gesicht. Zu den Gremien gehörten unter anderem der Bezirksrat Mitte, der das Vorhaben nur zur Kenntnis nimmt, aber kein Vetorecht besitzt. Der Bauausschu­ss des Stadtrates debattiert des Weiteren darüber und gibt eine Empfehlung an den Stadtrat, der letztlich Ja oder Nein zu den neuen Wohnhäuser­n sagt.

All dies sei dementspre­chend noch in weiter Ferne, entschiede­n zu werden. Blug: „Es gibt noch keine konkreten Umsetzungs­pläne.“Er spricht folglich von einem „recht frühen Stadium des Bebauungsp­lanverfahr­ens“.

Der städtische Pressespre­cher versucht, Befürchtun­gen einer flächendec­kenden Rodung zu entkräften. „Der derzeitige Entwurf sieht vor, Bäume zu erhalten, wo es möglich ist, und ansonsten möglichst viel Grün- und Parkfläche­n zu schaffen“, berichtet er nach Rücksprach­e mit den Planungsve­rantwortli­chen.

Verantwort­lich für das neue Wohngebiet ist die Gesellscha­ft für Innovation und Unternehme­nsförderun­g (GIU), ein Betrieb im Besitz der Landeshaup­tstadt. Wie viel das Projekt überhaupt kosten soll, sei noch nicht beziffert. Da der städtische Betrieb GIU Bauherr sein soll, müsse die Stadtverwa­ltung nichts aus der eigenen Kasse dafür ausgeben.

„Der derzeitige Entwurf sieht vor, Bäume zu erhalten, wo es möglich ist, und ansonsten möglichst viel Grünund Parkfläche­n zu schaffen.“Thomas Blug, Pressespre­cher der Stadt Saarbrücke­n

 ?? FOTO: BLACK FOREST ?? Dichter Wald auf dem Heidenkopf – noch. Bewohner befürchten, dass die Bäume wegen eines geplanten Wohngebiet­s schon bald der Vergangenh­eit angehören könnten. Die Stadtveran­twortliche­n beschwicht­igen indes.
FOTO: BLACK FOREST Dichter Wald auf dem Heidenkopf – noch. Bewohner befürchten, dass die Bäume wegen eines geplanten Wohngebiet­s schon bald der Vergangenh­eit angehören könnten. Die Stadtveran­twortliche­n beschwicht­igen indes.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany