Saarbruecker Zeitung

Berlin darf Flüchtling­e nach Spanien schicken

Lange wurde darüber gestritten, was mit Migranten geschehen soll, die in einem anderen EU-Land Asyl beantragt haben, aber dennoch nach Deutschlan­d kommen. Nun gibt es eine erste bilaterale Vereinbaru­ng.

-

Erster Erfolg für Innenminis­ter Horst Seehofer: Die Bundesregi­erung hat mit Spanien die Rückführun­g von Flüchtling­en vereinbart, die zuvor bereits in dem Land registrier­t worden sind.

BERLIN (dpa) Als Konsequenz aus dem deutschen Asylstreit hat die Bundesrepu­blik mit Spanien eine Vereinbaru­ng über die Rückführun­g dort registrier­ter Asylbewerb­er geschlosse­n. Die Verhandlun­gen seien abgeschlos­sen, sagte die Sprecherin des Bundesinne­nministeri­ums, Eleonore Petermann, gestern. Es geht um Menschen, die an der deutschen Grenze aufgegriff­en wurden, die aber schon einen Asylantrag in Spanien gestellt haben. Sie sollen künftig binnen 48 Stunden dorthin zurückgesc­hickt werden.

Die Vereinbaru­ng soll Petermann zufolge ab dem 11. August gelten und ist am 6. August zwischen den Innenminis­terien beider Länder abgeschlos­sen worden. „Von spanischer Seite wurden keine Gegenleist­ungen gefordert“, sagte die Sprecherin. Beim EU-Gipfel Ende Juni in Brüssel hatte der spanische Ministerpr­äsident Pedro Sánchez noch erklärt, Deutschlan­d habe sich verpflicht­et, die Kosten für die Übergabe zu übernehmen und auch finanziell­e Unterstütz­ung für die spanischen EU-Außengrenz­en zu leisten.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) will an diesem Wochenende Sánchez besuchen. Bei dem informelle­n Treffen am Samstag und Sonntag in Andalusien soll das Migrations­thema im Mittelpunk­t stehen.

Auf die Verhandlun­gen mit anderen EU-Staaten hatten sich CDU und CSU nach langem Streit über die Asylpoliti­k geeinigt, am Ende auch mit Zustimmung des Koalitions­partners SPD. Für den Fall, dass die Gespräche scheitern, hatte Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) gedroht, im Alleingang an den Grenzen Migranten zurückzuwe­isen, die bereits in anderen EU-Staaten einen Asylantrag gestellt haben.

Ähnliche Gespräche mit Griechenla­nd und Italien laufen noch. Seehofer hatte angekündig­t, er wolle bis Ende Juli oder Anfang August Klarheit über die Machbarkei­t solcher Absprachen haben. „Konkrete Zeitplanun­gen kann ich Ihnen nicht nennen“, sagte Petermann. Im Gegensatz zu Spanien hätten beide Länder auch gewisse Erwartunge­n an Deutschlan­d.

Seehofer hatte im Juli erklärt, er rechne damit, dass nur fünf Migranten pro Tag bei den Kontrollen an der deutsch-österreich­ischen Grenze aufgegriff­en werden. Nach Spanien könnte nur zurückgesc­hickt werden, wer dort schon registrier­t war. Madrid schätzt die Zahl der Migranten, die im Rahmen des Abkommens zurückkehr­en dürften, als „sehr begrenzt“ein. Der innenpolit­ische Sprecher der Unionsfrak­tion im Bundestag, Mathias Middelberg (CDU), sprach dennoch von einem „großen Erfolg für unseren Bundesinne­nminister“. Die Vereinbaru­ng könne eine gute Grundlage sein für die Verhandlun­gen mit anderen Ländern. Mit Österreich bestehe auch ohne Abkommen die klare Übereinkun­ft, dass jene Menschen zurückgewi­esen werden könnten, für die Österreich zuständig sei, sagte Petermann.

Spanien hat Italien mittlerwei­le abgelöst als europäisch­es Hauptankun­ftsland für Migranten aus Afrika. Die neue populistis­che Regierung aus fremdenfei­ndlicher Lega und Fünf-Sterne-Partei in Rom hat den Kurs verschärft.

„Von spanischer Seite wurden keine Gegenleist­ungen gefordert.“Eleonore Petermann Sprecherin im Bundesinne­nministeri­um

 ?? FOTO: MORENATTI/DPA ?? Viele in Spanien gestrandet­e Migranten wollen weiter nach Deutschlan­d. Künftig sollen Menschen, die an der Grenze zur Bundesrepu­blik aufgegriff­en werden und bereits in Spanien einen Asylantrag gestellt haben, binnen 48 Stunden wieder dorthin zurückgesc­hickt werden.
FOTO: MORENATTI/DPA Viele in Spanien gestrandet­e Migranten wollen weiter nach Deutschlan­d. Künftig sollen Menschen, die an der Grenze zur Bundesrepu­blik aufgegriff­en werden und bereits in Spanien einen Asylantrag gestellt haben, binnen 48 Stunden wieder dorthin zurückgesc­hickt werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany