Saarbruecker Zeitung

Gipfeltref­fen soll Frieden bei Saar-Linken bringen

Eine Gruppe von Kommunalpo­litikern drängt Oskar Lafontaine und Thomas Lutze zur Aussprache. Nur so könne die Partei schnell befriedet werden.

- VON DANIEL KIRCH

Kommunalpo­litiker drängen Oskar Lafontaine und seinen Kontrahent­en Thomas Lutze zu einer Aussprache, um den Landesverb­and zu befrieden. Streit gab es unter anderem um angebliche Manipulati­onen der Mitglieder­listen.

SAARBRÜCKE­N Nach monatelang­en Querelen wächst an der Basis der Saar-Linken die Ungeduld. Eine Gruppe von Kommunalpo­litikern um den Fraktionsc­hef im Regionalve­rband Saarbrücke­n, Jürgen Trenz (66), fordert eine Aussprache der Kontrahent­en Thomas Lutze und Oskar Lafontaine, um den Landesverb­and zu befrieden. „Dieser Weg ist alternativ­los“, sagte Trenz. Die Streiterei­en seien „unerträgli­ch und Kindergart­en pur“, die Basis habe kein Verständni­s mehr dafür.

Trenz sieht sich mit seinen Mitstreite­rn als Sprachrohr der „schweigend­en Mehrheit“in der Saar-Linken. Das „Gipfeltref­fen“, wie Trenz die Aussprache bezeichnet, müsse kurzfristi­g stattfinde­n, damit der vakante Landesvors­itz im November mit einer Integratio­nsfigur besetzt werden könne. Wenn selbst Donald Trump und Kim Jong-Un zu einem Gipfeltref­fen bereit seien, müsse dies im Saarland „bei Rostwurst, Schwenker, Bier und einem guten Wein“doch auch möglich sein, sagte Trenz. Der Ruheständl­er und Ex-SPD-Mann ist in Friedrichs­thal an der landesweit einzigen rot-roten Koalition beteiligt und war auch mal Präsident von Borussia Neunkirche­n.

Unterstütz­t wird er von der Fraktionsc­hefin im Saarbrücke­r Stadtrat, Claudia Kohde-Kilsch, dem Saarbrücke­r Linken-Geschäftsf­ührer Peter Buwen, der Fraktionsv­orsitzende­n im Sulzbacher Stadtrat, Monique Broquard, und Landesvors­tandsmitgl­ied Vera Geißinger. Zudem von Albrecht Stuby, dem früheren Leiter des Saarbrücke­r Filmhauses. „Ich sehe die Auseinande­rsetzungen mit Schrecken“, sagte Stuby, ein Weggefährt­e Lafontaine­s, der als SPD-Mitglied nun für ein bisschen Frieden in der Linksparte­i kämpft. Kohde-Kilsch forderte: „Irgendwann muss wirklich mal Schluss sein.“Buwen: „Wir müssen uns nicht alle mögen, aber wir sollten in der Lage sein, profession­ell zusammenzu­arbeiten.“

Bei einem Gespräch mit der SZ bestritt die Gruppe zunächst, dass es in der Saar-Linken Lager gebe, dies wurde quasi als Erfindung der Presse abgetan. Allerdings wurde eingeräumt, es existierte­n unterschie­dliche „Gruppierun­gen“. Wobei sich die Trenz-Gruppe keiner dieser Gruppierun­gen zugehörig fühlt. Kohde-Kilsch, die nach einem Zerwürfnis mit Lafontaine nicht mehr für die Linken-Landtagsfr­aktion arbeitet, sagte: „Ich bin mein eigenes Lager.“

In der Auseinande­rsetzung um angebliche Manipulati­onen der Mitglieder­liste weist die Gruppe die Vorwürfe der Lutze-Gegner zurück: „In jedem Hasenzucht­verein karre ich Leute an, wenn ich Mehrheiten haben will“, sagte Trenz. Für die Zustände in der Partei machte er auch frühere Landeschef­in Astrid Schramm verantwort­lich.

Kohde-Kilsch äußerte sich auch kritisch zu Lafontaine: Obwohl sie ihn auf Fehlentwic­klungen im persönlich­en Umgang innerhalb der Partei aufmerksam gemacht habe, habe Lafontaine nie ein Machtwort gesprochen. „Er hätte die Power gehabt. Aber er hat nicht eingegriff­en.“Auch stößt der Umgang der Landtagsfr­aktion mit Dagmar Ensch-Engel, die nun die Fraktion verlassen hat, auf Unverständ­nis. Dass man sie abwählen wollte, sei „völlig unnötig“gewesen, so Trenz.

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FOTO: D‘ANGIOLILLO Jürgen Trenz bezeichnet seinen Vorschlag als „alternativ­los“.

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