Saarbruecker Zeitung

Naturschüt­zer greifen Politik und Bauern massiv an

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BERLIN (epd) Angesichts von Hitze und Dürre wirft der Naturschut­zbund Deutschlan­d (Nabu) der Bundesregi­erung und Bauernverb­änden schwere Versäumnis­se vor. Um die Erdüberhit­zung zu stoppen und auf die Folgen der Klimakrise zu reagieren, forderten der Nabu und andere Umweltverb­ände seit Jahren eine zügige Neuausrich­tung in der Agrar-, Klima- und Naturschut­zpolitik, sagte Nabu-Präsident Olaf Tschimpke gestern bei der Vorstellun­g des Nabu-Jahresberi­chtes in Berlin. Passiert sei aber „nichts, nichts, nichts“, kritisiert­e Tschimpke. „Die Lösungen liegen auf dem Tisch, aber es wird nicht gehandelt“, sagte der Präsident von nach eigenen Angaben Deutschlan­ds mitglieder­stärkstem Umweltverb­and. Verbände wie der Nabu führten seit Jahren „ewige Gespräche“im Rahmen von Beteiligun­gsprozesse­n mit der Politik und dem Bauernverb­and, um die dringend notwendige Umsteuerun­g in der Agrarpolit­ik zu erreichen. Nichts davon sei in den vergangene­n Jahren umgesetzt worden. Das sei geradezu „demokratie­feindlich“, sagte Tschimpke. „Wir haben deshalb kein Vertrauen mehr in das Bundesland­wirtschaft­sministeri­um und in den Bauernverb­and.“

Zu einem Systemwech­sel in der Landwirtsc­haftspolit­ik gehört laut Tschimpke nicht mehr die Fördermitt­el mit der Gießkanne zu verteilen, wovon überwiegen­d die großen agrarindus­triellen Betriebe profitiere­n, sondern die Bauern dafür zu bezahlen, wenn sie Naturschut­z betreiben und nachhaltig wirtschaft­en. Die künftige Gemeinsame Agrarpolit­ik der EU müsse mindestens 15 Milliarden Euro von ihrem rund 60 Milliarden Euro schweren Budget so umschichte­n, dass dafür attraktive Anreize geschaffen werden.

Die Forderung des Deutschen Bauernverb­andes nach Nothilfen für Ernteausfä­lle sehe der Nabu deshalb auch skeptisch. „Es ist falsch, immer nur die Symptome einer fehlgeleit­eten Landwirtsc­haft zu lindern, wenn es möglich ist, die Ursache zu bekämpfen“, sagte Tschimpke. Die Intensiv-Landwirtsc­haft mit ausgeräumt­en Böden und hoch spezialisi­erten Pflanzen sei zu anfällig und belaste die Umwelt massiv.

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