Schwerer Schicksalsschlag
Eine Ehefrau muss den „Tod auf Raten“ihres demenzkranken Ehemannes miterleben.
SAARBRÜCKEN (ry) Durch einen Unfall verliert der ehemalige Boxer Ronald (Oliver Stokowski) sein Kurzzeitgedächtnis. Seitdem ist nichts mehr, wie es war.
Seine Welt hat keine Zukunft, nur die Vergangenheit – bis zu dem Unglück – ist in seinem Gedächtnis noch vorhanden. Äußerlich scheinbar unversehrt und normal, hält seine Krankheit ihn und seine Familie gefangen.
Ein eigenes Leben ist für seine Frau Annett ( Veronica Ferres) und den Sohn Florian (Constantin von Jascheroff ) unmöglich geworden. Tag und Nacht muss sie sich um ihren Mann kümmern, der zum Pflegefall geworden ist, jedoch in keine amtliche Pflegestufe passt. Annett droht das Haus zu verlieren, sie kann nicht mehr arbeiten, und die Kasse erkennt Ronalds Krankheit nicht an.
Lorenzo Stegmann (Matthias Brenner), ein Anwalt, soll Annett helfen. Dieser hat selbst auch schon bessere Tage gesehen. Zwischen diesem ungleichen Paar entwickelt sich eine zarte Romanze, die Annett in heftige Konflikte stürzt. Sie liebt ihren Mann und möchte sich nicht ihrer Verantwortung entziehen, aber gleichzeitig ist sie mit ihren Kräften am Ende, hat sie sich selbst, als Frau, doch komplett aufgegeben. Lorenzo bringt seit Jahren das erste Mal wieder einen Hauch von Leichtigkeit in ihr Leben und unterbricht ihren aus immer gleichen Fragen und Antworten bestehenden Tagesablauf.
Ein Pflegeheim für Ronald scheint eine Lösung zu sein. Doch auch hier passt er nicht rein und versucht gleich am ersten Tag, sich mit Schlägen seinen Weg in sein Zuhause zurückzuerobern. Annett ist mit ihren Nerven am Ende und trifft eine radikale Entscheidung.
Wie schon Til Schweigers „Honig im Kopf“, von dem in Hollywood ein Remake mit Nick Nolte in der Hauptrolle gedreht wird, handelt auch „Tod auf Raten“von Regisseur Andreas Arnstedt („Die Entbehrlichen“, 2009) vom Thema Demenz. Der Filmemacher, der auch das Drehbuch zum Drama verfasste und ebenfalls als Schauspieler tätig ist, erzählt die Geschichte mit der nötigen Ernsthaftigkeit, streut aber immer wieder kleinere humorvolle Situationen ein, die dem Werk einen Teil seiner Schwermut nehmen. Dabei sorgt nicht nur der durchgängige Realismus für Authentizität, sondern auch das Schauspiel von Oliver Stokowski, der seine Figur facettenreich verkörpert und den Zuschauer so emotional berührt.
Tod auf Raten, 22.30 Uhr, ZDF