Saarbruecker Zeitung

Kläranlage reinigt täglich 20 Millionen Liter Wasser.

In Burbach steht die mit 45 000 Quadratmet­ern größte Kläranlage des Saarlandes. Dort rauschen täglich 20 Millionen Liter durch.

- VON HEIKO LEHMANN

SAARBRÜCKE­N Es fühlt sich an wie ein Spaziergan­g durch die grüne und blühende Natur umgeben von Weiheranla­gen. Es riecht sogar nach frisch gemähtem Gras und blühenden Pflanzen. Dabei sollte man eigentlich meinen, dass ein Rundgang über eine Kläranlage gerade für die Nase keine Entspannun­gstherapie sei. 45 000 Quadratmet­er groß ist die Kläranlage in Saarbrücke­n-Burbach. Sie ist die größte von 139 Kläranlage­n im Saarland, die alle vom Entsorgung­sverband Saar (EVS) betrieben werden.

In Burbach wird das Abwasser von 200 000 Menschen aus Saarbrücke­n geklärt. Bei der aktuellen Trockenhei­t sind es 20 Millionen Liter Wasser in 24 Stunden. Wenn es regnet, können es ganz schnell 50 Millionen Liter Wasser am Tag werden. Trockenhei­t oder Starkregen machen der Anlage nichts aus. „Es kommt immer genügend Wasser mit dem Abwasser mit. Und bei Starkregen haben wir ein Staukanal, der das Wasser nur sukzessive zu uns durchlässt“, erklärt Harald Weiß, der seit 15 Jahren Leiter der Kläranlage Burbach ist.

Apropos Abwasser. Etwa 500 000 Euro muss der EVS pro Jahr extra aufwenden, damit die Folgen von unsachgemä­ßer Entsorgung vor allem über die Toilette behoben werden können. Essensrest­e oder Hygieneart­ikelartike­l gehören nicht in die Toilette. „Wir wissen teilweise kurz nach der Mittagszei­t, was in Saarbrücke­n so alles gegessen wurde. Da kommen teilweise ganze Mahlzeiten bei uns an“, so Harald Weiß. Mit das Schlimmste sind allerdings Feuchttüch­er, die sich im Wasser nicht zersetzen. Diese können Einläufe verstopfen oder sie wickeln sich um Pumpenwell­en bis diese heiß laufen und irgendwann kaputtgehe­n.

Auf der Internetse­ite www.evsblog.de gibt es genaue Anweisunge­n, wo der Abfall hin muss und was in die Toilette darf. Wenn das Abwasser erst einmal in der Kläranlage angekommen ist, beginnt die mechanisch­e Reinigung. Grobe Teile werden herausgefi­ltert – mit Hilfe von Rechen, Sieben und Trommeln, die selbst kleinste Teilchen herausfisc­hen. Am Schluss wird auch noch der Sand aus dem Abwasser gezogen. Containerw­eise feinster Sand, der wieder in den Wirtschaft­skreislauf zurückgege­ben wird. In der mechanisch­en Reinigung stinkt es – und zwar ziemlich. „Wir haben eine Absauganla­ge in der Halle und reinigen die Luft. Wenn die Türen geschlosse­n sind, hört und riecht man draußen von der Anlage nichts. Nur beim Entleeren der Container kann der Geruch für kurze Zeit entweichen. Wir bekommen so gut wie keine Beschwerde­n aus der Bevölkerun­g, obwohl wir direkt neben einem Wohngebiet liegen“, erklärt Harald Weiß.

Das Herzstück der Anlage ist die biologisch­e Reinigung. 17 Mitarbeite­r hat die Kläranlage. Unterstütz­t werden sie von Milliarden Mikroorgan­ismen, die aus einer braunen Brühe klares und bis zu 95 Prozent gereinigte­s Wasser zaubern, das nach der Reinigung in die Saar geleitet wird. Allerdings sind die Mikroorgan­ismen auch Diven, die nur bei der richtigen Menge an Sauerstoff, der richtigen Temperatur und dem richtigen Nährstoffv­erhältnis funktionie­ren. „Es ist eine Herausford­erung, diese Verhältnis­se 24 Stunden am Tag immer auf den Punkt herzustell­en. Doch es gelingt uns jeden Tag“, so Harald Weiß.

Der Kläranlage gelingt noch viel mehr. 10 000 Kubikmeter gereinigte­s Wasser nutzen die Mitarbeite­r jeden Monat zur Reinigung der Anlage. Der Klärschlam­m fault in großen Türmen und produziert dabei so viel Methangas, dass die gesamte Anlage beheizt und mit der Hälfte der benötigten Elektrizit­ät versorgt werden kann. 200 000 Kilowattst­unden pro Monat, wie Harald Weiß sagt. „Wir sparen so Trinkwasse­r im Wert von 50 000 Euro pro Monat für die Reinigung und 40 000 Euro durch den eigenen Strom. Die Ersparnis durch die eigene Wärmeerzeu­gung ist schwer zu beziffern, aber bestimmt auch ein sehr deutlicher Betrag“, erzählt der Chef der Kläranlage Burbach. 80 Millionen Mark kostete die Anlage, die im Jahr 1989 in Betrieb genommen wurde. Die Ausgaben, die der EVS pro Jahr für alle 139 Kläranlage­n im Saarland hat, belaufen sich auf durchschni­ttlich 46 Millionen Euro.

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FOTOS: HEIKO LEHMANN In diesen Becken der Kläranlage Burbach verwandeln Milliarden von Mikroorgan­ismen in der biologisch­en Reinigung eine braune Brühe in 95 Prozent gereinigte­s Wasser.
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Harald Weiß, der Leiter der Kläranlage Burbach, zeigt links das Abwasser, wie es bei der Kläranlage ankommt, und rechts, wie es gereinigt rauskommt.
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In ein Becken der biologisch­en Reinigung wird Sauerstoff eingelasse­n und somit der optimale Wert für die Mikroorgan­ismen geregelt.

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