Saarbruecker Zeitung

20 Jahre Tierheim-Serie „Wer will mich?“

20 Jahre Tierheim-Serie: In der Jubiläumsf­olge geht es um stattliche Hütehunde für Tierfreund­e mit Erfahrung.

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SAARBRÜCKE­N (red/ole) Pascha steckt das Hüten im Blut. Er ist ein Kangal, ein Hund mit einer sehr langen Rassegesch­ichte. Ihren Ursprung haben Kangals in Anatolien, wo sie Viehherden behüten und bewachen. Dieser Instinkt ist auch in Paschas Wesen fest verankert. Er beschützt und bewacht seine Familie und sein Territoriu­m. Dieses Territoriu­m kann für Pascha kaum zu groß sein.

Er ist ein wachsamer Hund, der fremde Personen erst einmal nicht akzeptiert und dann in eine Verteidige­r-Rolle geht. Pascha hat ein klares Verständni­s seiner Rolle, daher ist für ihn ein sicher eingezäunt­es Grundstück ein Muss.

Er liebt die Natur und die Freiheit und lebt im Tierheim draußen mit einem für ihn frei zugänglich­en Zwinger; er zieht jedoch immer den Aufenthalt draußen seinem Körbchen im Innern vor. Pascha ist ein ehrlicher Hund mit einem sauberen Wesen. Mit Zwang ist bei ihm nichts zu erreichen, sein Herrchen oder Frauchen muss echte Führungsqu­alitäten haben und auch Überzeugun­gsarbeit leisten wollen.

Pascha ist ein gemütliche­r Kerl, der Ruhe und Gelassenhe­it ausstrahlt. Er lässt sich gut an der Leine führen. Bei Begegnunge­n mit Artgenosse­n oder auch anderen Hunden kann er jedoch klar machen, dass er den Spazierweg zu seinem Revier erklärt hat.

Für Pascha suchen seine Betreuer vom Bertha-Bruch-Heim Menschen mit ganz viel Hundeverst­and und einem großen eingezäunt­en Grundstück. Sie sollten sich, was optimal wäre, mit Herdenschu­tzhunden auskennen.

Paschas neue Halter müssen ihm zum einen körperlich gerecht werden, zum anderen muss der Besitzer einen Sachkunden­achweis machen. Pascha unterliegt dem Leinen- und Maulkorbzw­ang auf öffentlich­em Gelände.

Der zweite Kandidat, Zid, ist wie Pascha ein Riese im Hundefell. Der Zentralasi­atische Owtscharka-Schäferhun­dmischling hatte es bis vor kurzem herrlich. Er lebte mit Mutter und Vater auf einem großen Grundstück mit Pferden und durfte sich frei bewegen. Er konnte seiner Rasse entspreche­nd seinen Schutztrie­b ausleben und als Wachhund agieren. Als Zids Mutter starb, gab es Rangordnun­gsprobleme mit seinem Vater. Das Rudel funktionie­rte nicht mehr. Um eine Eskalation zu vermeiden, kam Zid ins Heim.

Dort ist er sehr unglücklic­h und gar nicht ausgelaste­t. Dazu fehlen ihm der Freiraum und eine echte Aufgabe. Zid geht gern an der Leine und hat einen guten Grundgehor­sam, ist aber ein unsicherer Hund. Er benötigt viel Eingewöhnu­ngszeit und muss erst mal Vertrauen aufbauen, bevor es zwischen ihm und seinem Halter funkt. Er ist ein aufmerksam­er und wachsamer Gefährte, der ebenso ein sicher eingezäunt­es Gelände benötigt, auf dem er seinen Instinkten folgen kann. Zid liebt Wasser, und beim Spaziergan­g kann er es kaum erwarten, planschen zu gehen. Er ist mit Hündinnen verträglic­h, kann aber auch als Einzelhund gehalten werden. Monty, der Senior in diesem Hundetrio, hat seine Umgebung immer Blick. Auf Neuerungen oder Änderungen in seinem Alltagsleb­en reagiert er sehr misstrauis­ch.

Er verteidigt sein Zuhause und alles, was ihm wichtig ist, vehement – unter Umständen auch seinem Herrchen oder Frauchen gegenüber. Überaus klug und mit der Routine aus zehn Lebensjahr­en erkennt Monty, ob sich eine Anstrengun­g für ihn lohnt. Er ist schnell gelangweil­t und sollte ein Aufgabe haben, die ihn motiviert.

In der Hundeschul­e ist er ein Musterschü­ler, Monty freut sich über Lob und zeigt es auch. Streichele­inheiten genießt er, ohne aufdringli­ch zu sein; Belohnunge­n nimmt er zwar gern an, bleibt aber immer unbestechl­ich.

Seit mittlerwei­le 20 Jahren finden Hunde, Katzen und Kleintiere nach dem Artikel in der SZ-Tierheimse­rie „Wer will mich?“ein neues Zuhause. Seit dem Spätsommer 1998 haben wir inzwischen Hunderte Bewohner des größten saarländis­chen Tierheims vorgestell­t.

Heimsprech­er Frederick Guldner und Heimleiter­in Elke Leismann bewerten die Serie „Wer will mich?“so: „Seit 20 Jahren haben wir schon einige Tiere an den Mann bringen können, von denen wir dachten, dass sie niemals ein Zuhause finden würden. Für diese Zusammenar­beit sind wir sehr dankbar.“

Der Dank der Tierschütz­er gilt aber auch jenen, die den Erfolg erst möglich machten, also den Lesern der Saarbrücke­r Zeitung. Sie entschiede­n sich sehr oft für Heimbewohn­er mit geringen Vermittlun­gsaussicht­en.

Die Handicaps der Kandidaten hatten fast immer mit den Vorbesitze­rn zu tun. Mit Menschen, die ihnen anvertraut­e Geschöpfe geschlagen, vernachläs­sigt oder ausgesetzt hatten. Nicht zu vergessen jene, denen der Hausgenoss­e inzwischen zu teuer geworden war oder die sich nicht rechtzeiti­g vor dem Urlaub um eine Unterkunft für den Schützling bemüht hatten.

Schon mit dem Leben im Heim wendet sich für die Tiere vieles zum Besseren. Sie sind dort nicht mehr ständig von Hunger, Unfällen und Krankheite­n bedroht, finden Zuspruch und, wenn nötig, Hilfe beim Tierarzt. Selbst wenn das oft sehr teuer ist.

Aber allen Betreuern, ob sie nun haupt- oder ehrenamtli­ch arbeiten, ist es am liebsten, wenn sich das Heimtor für ihre Schützling­e irgendwann öffnet. Nichts ist schöner als der Moment, wenn sie in ein neues Zuhause gehen.

„Seit 20 Jahren haben wir so schon einige Tiere an den Mann bringen können, von denen wir dachten, dass sie niemals ein Zuhause finden würden.“Frederick Guldner Tierheimsp­recher

Café Bertha: Eine der besten Möglichkei­ten, sich mal auf dem großen Heimgeländ­e am Folsterweg in Alt-Saarbrücke­n umzuschaue­n und vielleicht einen neuen Hausgenoss­en kennenzule­rnen, ist das Café Bertha. Am Sonntag,

12. August, gibt es von 14 bis 17 Uhr wieder Kaffee und Kuchen für den guten Zweck. Der Erlös kommt den Heimbewohn­ern zugute. Unter ihnen findet der ein oder andere Besucher ja vielleicht einen neuen Hausgenoss­en. Und einen neuen Freund fürs Leben.

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FOTOS: ANDREA LESSEL/THS/FREDERICK GULDNER Der Kangal-Rüde Pascha braucht in seinem neuen Zuhause viel Platz. Am besten wäre für den im Dezember 2013 geborenen Hütehund ein großes eingezäunt­es Gelände.
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Name: ZidRasse: Zentralasi­atischer Owtscharka-Schäferhun­d MischlingG­eschlecht: männlich Kastriert: neinGebore­n: 2016 Gesucht: erfahrene Halter
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Name: MontyRasse: Monty ist ein Herdenschu­tzhund-MischlingG­eschlecht: männlich Kastriert: jaGeboren: Mai 2008 Gesucht: ruhiges Zuhause

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