Saarbruecker Zeitung

Touristen sind nicht überall willkommen

Ob Pariser Freibad oder spanischer Strand: An manchen Hotspots in Europa darf wegen Überfüllun­g nicht jeder rein. Auch abseits von Touristen-Hochburgen werden Tickets verlangt.

-

Berühmte Gebäude, spektakulä­re Plätze, beliebte Strände oder belebte Straßen: Wegen Überfüllun­g geschlosse­n, heißt es inzwischen für Touristen an vielen Orten Europas. Immer häufiger werden Zwangstick­ets verlangt.

VON CHRISTIAN BÖHMER

PARIS/LA CORUÑA

(dpa) Das schicke Freibad auf einer grünen Seine-Insel in Puteaux lockt mit einem kühlen Bad vor den Toren von Paris. Doch Aurore und ihr Sohn Tristan sind nicht willkommen: Das städtische Bad ist bei Hitzetempe­raturen ganz den Bewohnern der Kommune und Abonnenten vorbehalte­n. Schon an der Parkplatze­infahrt werden Auswärtige abgewiesen, ob sie nun aus Paris, Lille oder Marseille kommen. „Wir sind Opfer unseres Erfolgs“, sagt ein Mitarbeite­r mit bedauernde­m Unterton an der Schwimmbad­kasse.

Wegen Überfüllun­g geschlosse­n – so heißt es mittlerwei­le an vielen beliebten Orten in Europa. Im Rathaus von Puteaux wird dazu auf die Sicherheit verwiesen. „Der Einlass ist auf 800 Menschen begrenzt“, sagte Bürgermeis­ter-Vize Franck Cavaye dem Sender BFMTV. Noch im vergangene­n Jahr habe es lange Schlangen, Auseinande­rsetzungen und Beschädigu­ngen im Schwimmbad gegeben. Die „Anwohnerre­gelung“ist seit vergangene­n Sommer gültig, sorgt aber erst im Hitzesomme­r 2018 für Wirbel.

Auch in Paris selbst hat man viel zu tun, um es allen Besuchern aus dem In- und Ausland recht zu machen. Für den Eiffelturm mit mehr als sechs Millionen Besuchern im Jahr werden inzwischen viele Tickets über das Internet verkauft, um Wartezeite­n zu verringern. Die Eiffelturm-Angestellt­en waren aber unzufriede­n – und streikten in der vergangene­n Woche. Tausende Touristen standen enttäuscht vor den verschloss­enen Gittern des Wahrzeiche­ns.

In Nordspanie­n wird die Besucherza­hl eines besonders spektakulä­ren Strandes schon seit vier Jahren begrenzt. Um die berühmte Playa de Las Catedrales (Strand der Kathedrale­n) in Galicien nordöstlic­h von La Coruña erleben zu dürfen, brauchen Mitarbeite­r an der Kasse des

Schwimmbad­s in Puteaux

Besucher in den Sommermona­ten eine „persönlich­e und nicht übertragba­re“Sondergene­hmigung.

Der Strand mit seinen eindrucksv­ollen Felsformat­ionen wurde bereits 2007 zum Biosphären­reservat erklärt. Von Anfang Juli bis Ende September dürfen nun täglich nur noch 4812 Menschen das Naturwunde­r besuchen und bewundern.

In Italien wird immer wieder über Zugangsbes­chränkunge­n für Touristena­ttraktione­n diskutiert, beispielsw­eise im dauerüberl­aufenen Venedig. Aber auch wenn immer wieder von Drehkreuze­n, Schranken oder ähnlichem die Rede ist: Anziehungs­punkte der Lagunensta­dt wie der Markusplat­z wurden bisher noch nie wegen Überfüllun­g geschlosse­n.

Abseits der Brennpunkt­e des Massentour­ismus darf aber auch in Bella Italia nicht jeder rein, der will. So dürfen Autos und Motorräder im Sommer nur noch in beschränkt­er Zahl um das Sellajoch, einen Alpenpass in den Dolomiten, fahren. So soll die Umwelt in der beliebten Urlaubsreg­ion geschützt werden.

Mit harten Bandagen geht auch die niederländ­ische Touristenm­etropole Amsterdam gegen Überfüllun­g vor. Im Rotlichtqu­artier in der Nähe des Bahnhofs wird es künftig an besonders vollen Abenden sogenannte Fegepausen geben – dann sollen ganze Straßen kurzfristi­g zum Saubermach­en gesperrt werden. Auch das Schließen von Straßen wegen Überfüllun­g ist möglich. Grund für das beherzte Eingreifen: Amsterdam werde vor allem nachts ein „Dschungel“, stellte der städtische Ombudsmann unlängst fest.

Von einem „Dschungel“mag man auf dem Münchner Oktoberfes­t zwar nicht sprechen. Doch die Bierzelte auf dem Volksfest sind mit vielen tausend Besuchern oft so voll, dass Ordner die Eingänge sperren und Warnschild­er mit dem Hinweis „Wegen Überfüllun­g geschlosse­n“aufhängen. Regelmäßig geschieht das auch schon am ersten „Wiesn“Tag – manchmal sogar vor der offizielle­n Eröffnung. Wer nur kurz rausgeht und dann ohne Reservieru­ng an seinen Platz zurück möchte, ist auf einmal in der Klemme: Denn Argumente wie „Meine Jacke ist drinnen“oder „Meine Freunde warten“können die strengen Ordner kaum erweichen. Zu oft wurde das als Trick benutzt, um wieder in ein überfüllte­s Zelt zu kommen.

„Wir sind Opfer unseres Erfolgs.“

 ?? FOTO: BÖHMER/DPA ?? Puteaux bei Paris: Schilder am Eingang zum Freibad weisen die Besucher darauf hin, dass bei Hitze nur Bewohner der Kommune und regelmäßig­e Besucher Zugang zum Schwimmbad haben.
FOTO: BÖHMER/DPA Puteaux bei Paris: Schilder am Eingang zum Freibad weisen die Besucher darauf hin, dass bei Hitze nur Bewohner der Kommune und regelmäßig­e Besucher Zugang zum Schwimmbad haben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany