Speerwurf-Party und Hürden-Glück
Röhler holt Gold, Hofmann und Dutkiewicz Silber. Bronze für Roleder. Grauvogel nach dem ersten Tag Siebte.
(sid/dpa) Thomas Röhler sprang nach seinem EM-Gold jubelnd in den Wassergraben, der sonst so ruhige Speer-Olympiasieger war nicht mehr zu halten. Andreas Hofmann verdrückte nach seinem Silber Freudentränen: Mit einem überragenden Doppelsieg sind die deutschen Speerwerfer ihrer Favoritenrolle bei der Heim-EM in Berlin mehr als gerecht geworden - allen voran der neue Europameister Röhler, der mit 89,47 Metern gewann.
Lediglich Weltmeister Johannes Vetter ging von den starken deutschen Speerwerfern leer aus und kam auf Rang fünf (83,27). Die Zuschauer im Berliner Olympiastadion feierten dennoch die erhoffte Gold-Party, gemeinsam gingen Röhler und Hofmann auf ihre Ehrenrunde. Nach Röhlers Olympiasieg 2016 und dem WM-Gold von Vetter 2017 ging am Donnerstagabend auch der letzte große internationale Titel nach Deutschland. Zudem krönte sich Röhler zum ersten deutschen Europameister seit Klaus Tafelmeier vor 32 Jahren in Stuttgart. Bronze holte hinter Hofmann (87,60) der Este Magnus Kirt mit 85,96 Meterm.
Die WM-Dritte Pamela Dutkiewicz (Wattenscheid)undTitelverteidigerin Cindy Roleder (Halle/Saale) sind gestern Abend zu Silber und Bronze über 100 Meter Hürden gesprintet. Das Duo musste sich in 12,72 und 12,77 Sekunden im Olympiastadion nur der Weißrussin Elwira Herman (12,67) geschlagen geben. Ricarda Lobe (Mannheim) kam auf Platz fünf (13,00). Dutkiewicz hatte dabei lange geführt. Für die deutsche Mannschaft waren es die Medaillen acht und neun in Berlin.
Vizeweltmeisterin Carolin Schäfer peilt nach dem Gold von Arthur Abele die nächste Mehrkampf-Medaille für das deutsche Team an. Die 26-Jährige liegt nach vier Disziplinen mit 3848 Punkten auf dem dritten Rang. Die Britin Katarina Johnson-Thompson (4017) führt vor Olympiasiegerin und Weltmeisterin Nafissatou Thiam (Belgien/3930).
Bei ihrer EM-Premiere zeigte Louisa Grauvogel (LG Saar 70) einen guten Wettkampf und liegt nach dem ersten Tag mit 3785 Punkten auf dem siebten Rang. Über 200 Meter lief sie 23,10 Sekunden, im Kugelstoßen hatte sie lediglich 11,97 Meter erzielt. „Es macht unheimlich Spaß hier im Stadion. Ich habe noch so viele Jahre vor mir, da kann ich noch einiges verbessern“, sagte die 21 Jahre alte Ottweilerin. Mit 12,97 Sekunden hatte sie nach den 100 Meter Hürden zu Beginn geführt. Im Hochsprung verbesserte sie ihre Bestleistung auf 1,76 Meter und war Vierte. Nach dem Kugelstoßen war Grauvogel Neunte. Mareike Arndt (Leverkusen) brachte es nach vier Disziplinen auf 3668 Punkte und liegt auf Rang zehn.
Weltmeister Ramil Guliyev aus der Türkei gewann gestern Abend auch den EM-Titel über 200 Meter geholt. Der gebürtige Aserbaidschaner setzte sich im Finale in ganz starken 19,76 Sekunden durch.
Hinter Guliyev holte der Brite Nethaneel Mitchell-Blake (20,04) Silber, Bronze ging an den Schweizer Alex Wilson mit dem Landesrekord von 20,16 Sekunden. Als zweiter Sprinter nach dem später in einen Dopingskandal verwickelten Griechen Kostas Kenteres (Weltmeister 2001, Europameister 2002) hält Guliyev nun beide Titel. Robin Erewa (Wattenscheid), Aleixo Platini Menga (Leverkusen) und Steven Müller (Friedberg) waren im Halbfinale ausgeschieden.
Stabhochspringerin Carolin Hingst verfehlte die vorderen Plätze. Mit ihrer übersprungenen Anfangshöhe von 4,30 Metern kam die 37-Jährige auf Rang neun. 4,45 Meter konnte sie in drei Versuchen nicht überwinden. Ihren Europameistertitel verteidigte die griechische Olympiasiegerin Ekaterini Stefanidi mit EM-Rekord von 4,85 Metern vor ihrer Teamkollegin Nikoleta Kiriakopoulou (4,80 Meter).
Mahiedine Mekhissi-Benabbad (Frankreich) holte sich zum vierten Mal den Titel über 3000 Meter Hindernis. In 8:31,66 Minuten siegte er vor Fernando Carro aus Spanien (8:34,16) und Yohanes Chiappinelli aus Italien (8:35,81). Martin Grau (Höchstadt) und Johannes Motschmann (Berlin) verpassten das Finale.