Saarbruecker Zeitung

Die Feige liebt das warme Wetter

Dank des Klimawande­ls gedeiht die leckere und gesunde Frucht mittlerwei­le auch in deutschen Gärten hervorrage­nd.

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sieht. Denn der Blütenstan­d ist hohl, wie Michael Schwerdtfe­ger erläutert. Er ist Gartenkust­os des Alten Botanische­n Gartens der Georg-August-Universitä­t Göttingen. „Man muss sich den Blütenstan­d wie die krugförmig geschlosse­ne Mittelsche­ibe einer Sonnenblum­e vorstellen.“Die im Innern liegenden Einzelblüt­en sind jeweils gerade einmal einen Millimeter groß.

„Wenn man reife Feigen isst, dann hängt an der Unterseite immer ein kleines Tröpfchen“, beschreibt der Gartenkust­os weiter. Das sei die Öffnung, durch die Bestäuber in die Blüte gelangen. Das schaffen nur die auf diese Frucht spezialisi­erten Gallwespen, die ins Innere klettern, um Pollen zu übertragen und ihre Eier in den Blüten abzulegen.

Es folgt eine Symbiose der Frucht und Larve beziehungs­weise eine neue Generation von Gallwespen. „Es hat übrigens jede Art von Feige eine eigene spezialisi­erte Art von Gallwespe“, ergänzt Schwerdtfe­ger. Und genau das ist ein Problem. Die Feigengall­wespe kommt nicht in Europa vor. Aber es gibt Mutationen, die Früchte ohne Bestäubung bilden. Darauf sollten Hobbygärtn­er im Handel achten, denn es werden dort auch einige Wildarten beispielsw­eise aus Afghanista­n, Pakistan, Iran, Irak und aus Indien angeboten.

Sicherlich ist der Geschmack ein wichtiger Faktor. Aber das Platzangeb­ot – ausreichen­d großer Abstand zu Nachbargeh­ölzen – und auch das Klima am Standort sollten bei den Überlegung­en ebenfalls berücksich­tigt werden. Zu letzterem gehören laut Experten Seiler Faktoren wie eine maximale Sonnenausb­eute im Sommer und eine minimale Kälteeinwi­rkung im Winter.

Da Feigen zu den eher frostempfi­ndlichen Gehölzen zählen, ist die Pflanzung im Frühjahr sicherer. Außerdem sollte man in den ersten Jahren die Pflanze im Winter schützen. Buchautor Seiler empfiehlt Schilfrohr­matten oder Vlies. „Keinesfall­s darf der Feigenbaum jedoch mit undurchläs­sigen Materialie­n wie Luftpolste­rfolie oder Abdeckplan­en verpackt werden.“

Was den Boden angeht, sind Feigenbäum­e relativ anspruchsl­os. Seiler empfiehlt aber, darauf zu achten, dass überschüss­ige Feuchtigke­it zu jeder Jahreszeit gut abfließen kann. Eine gute Drainage mit Kies und Sand im Pflanzloch ist daher bei lehmigen Böden unbedingt erforderli­ch.

Dünger kann sich positiv auf die Entwicklun­g und Ernte auswirken. Allerdings sollte man mit dem Ende des Monats Juli die Nährstoffg­aben beenden, weil anderenfal­ls die Neutriebe nicht verholzen und frostanfäl­lig werden.

Seiler weist außerdem darauf hin, dass es auf die Zusammense­tzung des Düngers ankommt. „Unnatürlic­h große Blätter, wenig Fruchtansa­tz und viel zu schnell wachsende, kaum verholzend­e Zweige sind ein Indiz für eine falsche Düngung, etwa mit reinen Hornspänen oder einem handelsübl­ichen Universald­ünger“, erklärt der Feigenspez­ialist. Er rät zu einem Produkt mit wenig Stickstoff, dafür aber viel Phosphor, sehr viel Kalium und einigen Spurenelem­enten – etwa wie bei einem Beerendüng­er.

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FOTO: ANDREA WARNECKE/DPA Feigen fanden ihren Weg ursprüngli­ch aus dem Mittelmeer­raum nach Deutschlan­d.

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