Saarbruecker Zeitung

BKA-Präsident Münch warnt vor „virtuellem Kalifat“

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MAINZ/WIESBADEN (epd) Der Präsident des Bundeskrim­inalamtes (BKA), Holger Münch, hält trotz der militärisc­hen Erfolge gegen die Terrororga­nisation „Islamische­r Staat“(IS) die Terrorgefa­hr in Deutschlan­d für unveränder­t hoch. Die Zahl radikalisi­erter Personen steige sogar weiter, sagte er am Donnerstag­abend in Mainz. Die Zahl der sogenannte­n Gefährder bezifferte­n die Sicherheit­sbehörden auf aktuell rund 770. Derzeit liefen bereits in 1068 Fällen Ermittlung­sverfahren wegen geplanter schwerer Straftaten mit islamistis­chem Hintergrun­d.

Seit der IS die Kontrolle über die von ihm beherrscht­en Teile Syriens und des Irak fast vollständi­g verloren habe, habe sich die Taktik der Terrororga­nisation stark verändert. So gebe es nur noch wenige der früher in großer Menge produziert­en Propaganda­materialie­n. Absprachen fänden nunmehr im Verborgene­n in geschützte­n Internet-Chaträumen statt. Münch sprach vom Aufbau eines „virtuellen Kalifats“. Aufwendig vorbereite­te Terrorangr­iffe in Deutschlan­d wie die im November 2015 in Paris hält das BKA derzeit für unwahrsche­inlich. Die Polizei versuche stattdesse­n, mögliche Einzeltäte­r zu stoppen. Die Behörden ermitteln nach Angaben des BKA-Präsidente­n auch mit Hochdruck, was mit den mehreren hundert aus Deutschlan­d in die Kampfgebie­te in Syrien und im Irak ausgereist­en „Gefährdern“geschehen sei.

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