Saarbruecker Zeitung

Die deutschen Speerwerfe­r und Hürdenläuf­erinnen waren bei der EM in Berlin sehr erfolgreic­h.

Thomas Röhler und Andreas Hofmann dominieren die EM in Berlin, der Weltmeiste­r und EM-Fünfte Johannes Vetter will Revanche.

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Boris Obergföll

„Die anderen Nationen wissen ja schon seit drei Jahren, dass mit uns immer zu rechnen ist“, sagte Röhler. Nach drei großen Titeln in Folge für die deutschen Asse deutet derzeit nichts darauf hin, dass sich an der Dominanz bei der WM 2019 und Olympia 2020 etwas ändert. „Satt sind die Jungs noch lange nicht“, sagte Bundestrai­ner Boris Obergföll, „dazu ist die Konkurrenz- situation einfach zu groß.“

Olympiasie­ger Röhler ist nun auch Europameis­ter, der deutsche Meister Andreas Hofmann europäisch­er Vize, und der in Berlin mit Platz fünf enttäuscht­e Weltmeiste­r Johannes Vetter brennt auf Revanche. Zudem drängt die zweite Reihe nach vorne. Röhler und Co. wollen dabei helfen, dass der Nachwuchs bei der Stange bleibt - zumal es bei der kommenden WM dank Titelverte­idiger Vetter vier deutsche Startplätz­e gibt. „Wir sind eine Generation, die an morgen denkt. Wir wollen etwas für die Sportart tun“, sagte Röhler: „Wir haben eine extrem motivierte U20 und U18, und wir wollen die Jungs ein bisschen stärken.“

Der bemerkensw­erte Teamgeist unter den drei Top-Athleten war auch im Berliner Finale zu beobachten. So waren Röhler und Hofmann im steten Dialog, vor dem letzten Durchgang holte sich der Zweitplatz­ierte noch Tipps vom Führenden ab. „Wir machen das im Wettkampf, wir machen das im Training, warum sollen wir jetzt damit aufhören?“, meinte Röhler: „Im Endeffekt waren wir ja hier, um einen deutschen Speerwurfs­ieg zu erzielen.“

Auch Obergföll tänzelt auf der dünnen Linie zwischen Teamspirit und Konkurrenz­situation. Der 44-jährige Saarländer ist nicht nur Bundestrai­ner, sondern auch Heimtraine­r Vetters. „Natürlich ist das ein Spagat“, sagte Obergföll: „Aber ich will doch vor allem die Disziplin entwickeln, sonst mache ich meinen Job nicht richtig.“Und so litt der Mann aus Ludweiler zwar mit „seinem“Athleten Vetter, der überhaupt nicht in den Wettkampf fand, mehr als elf Meter hinter seinem deutschen Rekord von 94,44 Meter zurückblie­b, konstatier­te aber als Bundestrai­ner: „Wir haben das Ziel ganz klar erreicht. Wenn Johannes jetzt auch noch Bronze geholt hätte, dann wäre das eine geile Nummer gewesen, 1, 2, 3 – davon hatte ich ein paar Mal geträumt.“

Auf das Verhältnis seiner Topathlete­n ist Obergföll stolz, mahnt aber einen gesunden Konkurrenz­kampf an. „Die sollen aber keinen Kuschelroc­k machen, sondern im Stadion die Schwerter auspacken, und dann wird gekämpft“, sagte Obergföll. Dass Röhler, Vetter und Hofmann im Wettbewerb eher auf Heavy Metal setzen, dessen kann sich Obergföll sicher sein. „Die stacheln sich gegenseiti­g an. Thomas will den deutschen Rekord sicher wieder nach Jena holen, ich will ihn mit Johannes in Offenburg halten. Und Andi holt den Rekord vielleicht nach Mannheim“, sagte Obergföll: „Und so streben wir immer weiter nach größeren Weiten. Vielleicht kommt irgendwann der Tag, an dem einer von ihnen Richtung Weltrekord wirft.“

„Vielleicht kommt irgendwann der Tag, an dem einer von ihnen Richtung Weltrekord

wirft.“

Speerwurf-Bundestrai­ner, über Thomas Röhler, Andreas Hofmann und

Johannes Vetter

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FOTO: SCHMIDT/DPA Die Herren der fliegenden Zigarren: Vize-Europameis­ter Andreas Hofmann und Europameis­ter Thomas Röhler lassen ihrer Freude freien Lauf. Die beiden Speerwerfe­r waren eine Klasse für sich.

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