Fluss-Tourismus immer beliebter
Anstatt auf dem offenen Meer schippern immer mehr Urlauber auf deutschen Flüssen. Die Anlegestellen stoßen deshalb zunehmend an ihre Grenzen.
MAINZ/KOBLENZ/RÜDESHEIM (dpa) Die Anlegestellen für Flusskreuzfahrtschiffe werden am Rhein immer knapper. Die beliebtesten Stellen seien ausgelastet, erklärt eine Sprecherin der Köln-Düsseldorfer Deutsche Rheinschiffahrt AG (KD). Das Unternehmen bietet zahlreiche Schiffsfahrten an, hauptsächlich Tagestouren auf dem Rhein. In vielen Städten sei – dem wachsenden Markt zum Trotz – schlicht kein Platz mehr für weitere Schiffsanleger.
So etwa in Koblenz: Die Stadt musste im vergangenen Jahr 277 Schiffen das Anlegen verwehren. Dem Tourismus-Jahresbericht der Stadt zufolge legten 144 verschiedene Schiffe im Jahr 2017 in Koblenz an und brachten über 200 000 Besucher in die Stadt.
Seit 2013 geht der Trend stetig nach oben. Vor fünf Jahren waren es mit 105 430 nur etwa halb so viele Touristen. „Wir würden gerne ausbauen“, sagte Jochen BenekensteinSchultheiß von der Koblenz-Touristik-GmbH. Der Platz wäre da, allerdings sei die Frage nach dem Bau neuer Anleger auch eine politische, über die derzeit diskutiert werde.
Im vergangenen Jahr legten 814 Flusskreuzfahrtschiffe am Ufer der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt Mainz an, teilte die Tourismus-Agentur Mainzplus Citymarketing mit. Das entspreche dem Niveau von 2016. 167 Schiffe seien über Nacht geblieben, mit 45 000 Übernachtungen an Bord. Die Zahlen zeigen, dass auch in Mainz die Nachfrage für den Fluss-Tourismus ungebrochen ist.
Der Bürgermeister von Rüdesheim, Volker Mosler, beobachtet ebenfalls eine Zunahme des Schiffstourismus in seiner Stadt. „Der Bedarf an neuen Anlegern ist da“, sagte er. Erst vor Kurzem sei ein neuer Anleger gebaut worden, ein weiterer sei in Planung. In Rüdesheim ist der gesamte Tourismus auf dem Vormarsch: Dem Statistischen Landesamt Hessen zufolge verzeichneten die örtlichen Beherbergungsbetriebe zwischen Januar und Mai dieses Jahres 106 087 Übernachtungen, ein Plus von fast acht Prozent zum Vorjahreszeitraum. Hinzu kommen die Übernachtungen auf den Kreuzfahrtschiffen, die die Statistik nicht erfasst.
Die KD ist laut eigener Aussage gut ausgestattet. 57 eigene Anleger besitze das Unternehmen zwischen Düsseldorf und Mainz auf dem Rhein, auf der Mosel und am Main. Auf der Suche nach neuen Anlegestellen seien sie dennoch, denn der Markt wachse weiter. Nina Scheid
Martin Lindemann