Saarbruecker Zeitung

Siebenkämp­ferin Grauvogel geht es besser

Siebenkämp­ferin Louisa Grauvogel ist bei dem Autounfall in Berlin wie ihr Trainer Uli Knapp glimpflich davongekom­men.

- VON MARK WEISHAUPT

Siebenkämp­ferin Louisa Grauvogel aus Ottweiler hat ihren Autounfall in Berlin halbwegs gut überstande­n. Die 22-Jährige konnte wegen des Unfalls nicht am abschließe­nden 800-Meter-Lauf bei der Leichtathl­etik-EM starten.

BERLIN Die gute Nachricht vorneweg: „Es geht mir so weit gut. Ich hatte Glück.“Diese Sätze schrieb Siebenkämp­ferin Louisa Grauvogel am Samstag auf ihrem Profil des sozialen Netzwerks Instagram – und beruhigte damit viele Leichtathl­etik-Freunde, die mit der 22-Jährigen aus Ottweiler bei der Leichtathl­etik-EM in Berlin mitgefiebe­rt hatten.

Viele waren geschockt von der Nachricht über den Autounfall am Freitagnac­hmittag, in den Grauvogel und Teamkolleg­in Mareike Arndt (Leverkusen) bei der Rückfahrt vom Berliner Olympiasta­dion ins Mannschaft­shotel verwickelt worden waren. Das Fahrzeug, in dem Grauvogel und Arndt saßen, prallte mit einem zweiten Wagen zusammen. „Das Fahrzeug wurde glückliche­rweise in die B-Säule, also genau an der richtigen Stelle, getroffen“, sagte Andrew Lichtentha­l, der leitende Verbandsar­zt des Deutschen Leichtathl­etik-Verbandes (DLV). Die Athletin der LG Saar 70 zog sich eine große Platzwunde am Kopf zu, sie musste in einem Berliner Krankenhau­s ärztlich versorgt werden. Während Grauvogel am Abend die Klinik verlassen konnte, musste Arndt eine Nacht zur Beobachtun­g bleiben – sie hatte sich eine starke Gehirnersc­hütterung zugezogen.

An einen Start beim abschließe­nden 800-Meter-Lauf war dementspre­chend nicht mehr zu denken. Dabei lag Grauvogel auf Kurs 6300 Punkte, hatte bei ihrer ersten internatio­nalen Aktiven-Meistersch­aft teils herausrage­nde Leistungen gezeigt und hätte wohl eine neue persönlich­e

Uli Knapp

Bestleistu­ng aufgestell­t.

So war Carolin Schäfer die einzige Deutsche, die die 800 Meter in Angriff nehmen konnte. „Die Mädels haben zwei unfassbar tolle Tage hingelegt. Das hat mich tief getroffen“, sagte Schäfer, „ich habe für sie beide das Kämpferher­z ausgepackt und bin umso aggressive­r an den Start gegangen.“Mit 6602 Punkten sicherte sich die 26-Jährige Bronze hinter der belgischen Weltmeiste­rin und Olympiasie­gerin Nafissatou Thiam (6816 Punkte). Zweite wurde die Britin Katarina Johnson-Thompson mit 6759 Zählern.

Zurück zu Grauvogel. Die wird sich nun von den Strapazen des Siebenkamp­fs und dem Schock des Unfalls erholen. Trotz allem will sie die Tage in Berlin in bester Erinnerung behalten. „Es war der bisher beste Siebenkamp­f meines Lebens – und der, der am meisten Spaß gemacht hat“, schrieb Grauvogel. Wie ihre sportliche und berufliche Zukunft aussehen wird, ist unklar. Klar ist: Grauvogel wird nicht an die University of Georgia in Athens zurückkehr­en, wo sie seit September 2016 lebte und wo sie sich unter dem zypriotisc­hen Startraine­r Petros Kyprianou zur Siebenkämp­ferin der europäisch­en Spitzenkla­sse entwickelt­e.

Die Hoffnung, dass Grauvogel im Saarland bleibt, ist sportlich begründet. In den vergangene­n Wochen trainierte sie bei DLV-Disziplin-Bundestrai­ner Uli Knapp (Kirkel) in Saarbrücke­n und kam dort gut zurecht. Knapp saß übrigens auch im Fahrzeug beim Autounfall, hatte aber ein bisschen mehr Glück. „Ich habe nur Kopfweh und Quetschung­en am Oberkörper“, sagte Knapp, „ich fühle mich, als hätte mich Mike Tyson vermöbelt. Aber ich bin nicht K.o. gegangen.“

„Ich fühle mich, als hätte mich Mike Tyson

vermöbelt.“

Bundestrai­ner, über den Autounfall in Berlin

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FOTO: THISSEN/DPA Im Weitsprung stellte Louisa Grauvogel in Berlin mit 6,15 Metern eine neue persönlich­e Bestleistu­ng auf. Den Siebenkamp­f konnte die 22-Jährige wegen eines Autounfall­s aber nicht beenden.

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