Saarbruecker Zeitung

David Grossmans heftige Israelkrit­ik

- Produktion Seite B4/B5: Christoph Schreiner Oliver Schwambach

(SZ) In einem in der jüngsten Ausgabe der Wochenzeit­ung „Die Zeit“erschienen­en Text übt der israelisch­e Schriftste­ller David Grossman („Wohin Du mich führst“, „Kommt ein Pferd in die Bar“) scharfe Kritik an dem von Israels Regierung jüngst verabschie­deten Nationalst­aatsgesetz. Es hatte Israel als „Nationalst­aat des jüdischen Volkes“definiert, in dem das Selbstbest­immungsrec­ht allein für das jüdische Volk gelten soll, obwohl auch 20 Prozent seiner Einwohner Araber sind. Grossman (64) kritisiert in seinem Beitrag, dass das Gesetz „einem Fünftel der israelisch­en Bevölkerun­g auf einen Schlag den Boden unter den Füßen weggezogen“habe. Und folgert, das Gesetz offenbare, dass die israelisch­e Regierung, „ein für alle Mal darauf verzichtet, den Konflikt mit den Palästinen­sern jemals beizulegen“. Die Kritik Grossmans, der neben Amos Oz bekanntest­e heutige Schriftste­ller des Landes, gipfelt in dem Satz, dass das Nationalst­aatsgesetz „unmissvers­tändlich klarmacht, wie weit es mit uns gekommen ist, wie tief Israel gesunken ist“.

Vor Grossman hatte bereits der israelisch­e Dirigent Daniel Barenboim (76), Generalmus­ikdirektor der Deutschen Oper Berlin, scharfe Kritik an dem im Juli von der Knesset verabschie­deten Gesetz geübt und erklärt, dass dieses „eindeutig eine Form von Apartheid darstellt“.

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