Saarbruecker Zeitung

Überraschu­ngen zum Finale des Festivals in Locarno

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(dpa) „A Land Imagined“von Regisseur Yeo Siew Hua (Singapur) ist beim 71. Filmfestiv­al von Locarno überrasche­nd mit dem Goldenen Leoparden geehrt worden. Huas Film erzählt in einer raffiniert­en Montage aus Thriller, Lovestory und Dokumentat­ion die Geschichte eines Polizisten auf der Suche nach einem verschwund­enen Leiharbeit­er und mündet in eine kompromiss­lose Kritik an heutiger Ausbeutung. Noch mehr überrascht­e der Preis für die beste Regie an die Chilenin Dominga Sotomayor für ihr in die 90er zurückblic­kendes Gesellscha­ftspanoram­a „Zu alt, um jung zu sterben“, gelang ihr doch nur ein launiger Episodenre­igen.

Ungeteilte­n Beifall erhielt die Vergabe des Spezialpre­ises der Jury an die einzige Doku im Hauptwettb­ewerb: „M“. Die französisc­he Regisseuri­n Yolande Zauberman beleuchtet darin sensibel und fern von Sensations­gier das Problem des Kindesmiss­brauchs in einer ultraortho­doxen Gemeinscha­ft in Israel. Unverständ­nis löste die Ehrung der jungen Rumänin Andra Guti als beste Schauspiel­erin in der Titelrolle in „Alice T.“(Rumänien/ Frankreich/ Schweiz) aus. Viele Kritiker waren sich einig, dass die Debütantin der Rolle einer ziellos rebelliere­nden Jugendlich­en nicht gewachsen war. Die Ehrung des Südkoreane­rs KI Joobong in „Das Hotel am Fluss“(Südkorea) hingegen war vielfach erwartet worden. Das hoch gehandelte deutsche Antiterror­ismus-Drama „Wintermärc­hen“(Regie: Jan Bonny) um drei den NSU-Tätern nachempfun­dene Rechtsradi­kale ging leer aus. Dafür wurde ein anderer deutscher Film prämiert: Eva Trobischs „Alles ist gut“erhielt den Debütfilm-Preis.

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