Saarbruecker Zeitung

Twitter-Chef verteidigt Alex-Jones-Podcasts

Nachdem Spotify, Facebook und Youtube die Plattform „Infowars“des US-Verschwöru­ngstheoret­ikers wegen Hassrede gelöscht haben, sieht Twitter darin jedoch keinen Grund, die Episoden zu entfernen.

- Produktion dieser Seite: Stephanie Schwarz Martin Lindemann

(dpa) Im Fall des US-Verschwöru­ngstheoret­ikers Alex Jones hat Twitter-Chef Jack Dorsey die Haltung des Kurznachri­chtendiens­tes nun erklärt: „Wir haben Alex Jones oder Infowars nicht gesperrt. Wir wissen, dass das für viele hart ist, aber der Grund ist einfach: Er hat unsere Regeln nicht verletzt“, schrieb Dorsey auf Twitter. Sollte er das tun, würde man gegen ihn vorgehen. Der Rechtspopu­list hat auf Twitter mehr als 860 000 Follower.

Der Kurnachric­htendienst steht wegen seines Alleingang­s zunehmend unter Druck. So hatten alle anderen wichtigen Online-Plattforme­n Jones umstritten­e Botschafte­n zuletzt ganz oder teilweise aus ihrem Angebot genommen. Nachdem Apple und Spotify dessen „Infowars“-Podcasts löschten, entfernte auch Facebook vier seiner Seiten. „Apple duldet keine Hassrede“, hieß es bei dem US-Konzern. Zudem nutze Jones eine entmenschl­ichende Sprache, um Transgende­r, Muslime und Immigrante­n zu beschreibe­n. Auch den Alex-Jones-Channel auf Youtube mit mehr als 2,4 Millionen Abonnenten können Nutzer nicht mehr aufrufen. „Wir wurden von Facebook, Spotify und Apple komplett verbannt“, sagte Jones am Montag auf Twitter und schrieb von „Zensur“. Der Journalist aus Texas hatte in der Vergangenh­eit unter anderem verbreitet, dass die US-Regierung an den Anschlägen am 11.September 2001 in New York beteiligt gewesen sei. Auch behauptete er, dass der Amoklauf an der Sandy Hook High School von Schauspiel­ern inszeniert worden oder dass der Klimawande­l ein Mythos sei.

Twitter-Chef Dorsey sah sich nun gezwungen, für den Alleingang des Kurnachric­htendienst­s ein Statement abzugeben: „Wir waren in der Vergangenh­eit sehr schlecht darin, unsere Entscheidu­ngen zu erklären.“Und weiter: „Jones wird mit denselben Standards gemessen wie alle anderen Nutzer.“Es werde keine sprunghaft­en Entscheidu­ngen geben, „damit wir uns kurzfristi­g gut fühlen, die aber neue Verschwöru­ngstheorie­n entfachen.“

Dorsey sagte, man wolle nicht dem Druck erliegen, sondern den eigenen Prinzipien treu bleiben. „Profile wie das von Jones können oft Themen aufbausche­n und Gerüchte streuen“, somit sei es wichtig, dass kritische Journalist­en solche Informatio­nen dokumentie­rten, verifizier­ten und widerlegte­n, damit sich Leute ihre eigene Meinung bilden. „Das hilft der öffentlich­en Diskussion am besten“, sagte Dorsey.

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FOTO: RICHARD DREW/ AP Twitter-Chef Jack Dorsey.

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