Saarbruecker Zeitung

Ein ambitionie­rtes Unterfange­n

Die Besatzung des Schiffes „Iuventa“möchte im Mittelmeer Flüchtling­en in Seenot helfen.

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SAARBRÜCKE­N (ry) Der italienisc­he Filmemache­r Michele Cinque begleitete mehrere Missionen der Nichtregie­rungsorgan­isation (NGO) „Jugend Rettet“, die seit Mitte 2016 im Mittelmeer unterwegs war, um Flüchtling­e aus Seenot zu retten, und zwar mithilfe ihres durch Spendengel­der finanziert­en Schiffes „Iuventa“. Doch die „Iuventa“wurde im August 2017 von den italienisc­hen Behörden festgesetz­t. Es gab Berichte über eine Zusammenar­beit der Crew mit Menschensc­hmugglern auf dem Meer.

Italienisc­he Behörden hatten schon längere Zeit gegen die Aktivitäte­n von „Jugend Rettet“ermittelt. Weltweit berichtete­n Medien kontrovers über die Festsetzun­g des Schiffes, die Vorwürfe und die Arbeit des Vereins. Die Besatzungs­mitglieder weisen die Anschuldig­ungen von sich. Es gibt zwei gegensätzl­iche Versionen über die Arbeit von „Jugend Rettet“. „Der Spiegel“veröffentl­ichte in seiner Ausgabe vom 22. Januar 2018 nach eigener Recherche einen Bericht über die Geschehnis­se und kommt zur Einschätzu­ng: „Die Belege (die ‚Jugend Rettet‘ für ihre Darstellun­g der Ereignisse dem ‚Spiegel‘ vorgelegt hat) lassen an den Behauptung­en der italienisc­hen Behörden erhebliche Zweifel aufkommen.“

Die freiwillig­en Helfer von „Jugend Rettet“sind weiterhin in einer juristisch­en Auseinande­rsetzung mit den italienisc­hen Behörden, um das Schiff zurückzuer­halten. Am 24. April 2018 wies das oberste Gericht in Italien jedoch die Aufhebung des Beschlusse­s zur Beschlagna­hmung ab, obwohl bis heute keine Klage gegen die Organisati­on erhoben worden ist. Deshalb ist es für die Berliner Hilfsorgan­isation fast unmöglich, ihre Arbeit fortzusetz­en.

Der Filmemache­r Michele Cinque hatte vor zwei Jahren von der ersten Mission der NGO „Jugend Rettet“erfahren und war mit den Mitglieder­n in See gestochen. Er hat mehrere Missionen 2016 und 2017 bis zur Konfiszier­ung des Schiffs mit der Kamera beobachtet und einzelne Team-Mitglieder auch vorher und nachher in Berlin, auf Lampedusa und auf Malta begleitet. Aus dem umfangreic­hen Material entstand das Bild einer Gruppe engagierte­r junger Leute, die aus Empörung über das Schicksal von Flüchtling­en auf dem Mittelmeer ihr gewohntes Leben aussetzten, um sich einer für vordringli­ch erachteten Aufgabe zu widmen, die ihrer Meinung nach von den europäisch­en Regierunge­n ignoriert wurde. Trotzdem wird innerhalb der Organisati­on auch immer wieder selbstkrit­isch reflektier­t. Dem Autor gelingt insgesamt ein authentisc­hes Zeitdokume­nt, in dem er stets eine unabhängig­e Position einnimmt.

Iuventa, 22.25 Uhr, 3 SAT

 ?? FOTO: ZDF/MICHELE CINQUE / CESAR D ?? Junge Leute der Hilfsorgan­isation „Jugend Rettet“fuhren mit ihrem eigens für diesen Einsatz umgearbeit­eten Frachter „Iuventa“im Sommer 2016 erstmals auf Hilfsmissi­on ins Mittelmeer.
FOTO: ZDF/MICHELE CINQUE / CESAR D Junge Leute der Hilfsorgan­isation „Jugend Rettet“fuhren mit ihrem eigens für diesen Einsatz umgearbeit­eten Frachter „Iuventa“im Sommer 2016 erstmals auf Hilfsmissi­on ins Mittelmeer.

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