Saarbruecker Zeitung

Mamas Zuhause aus dem Ramschrega­l

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Kennen Sie auch diese Läden? Rappelvoll bis unter die Decke – mit nichts. Und davon jede Menge. In solch einen Markt mit lauter Firlefanz habe ich mich treiben lassen. Ganz gegen meine Gewohnheit­en. Doch bunte Plakate zogen mich wie magisch an. Dann stand ich mittendrin: umgeben von Nippes, so weit das Auge reicht.

In einem Regal stapelten sich Schachteln mit starren Hartplasti­k-Trinkhalme­n. Jeder von ihnen zu einem Herz verdreht. Nur wofür sind sie nütze? Die deformiert­en Knickstell­en waren so eng, dass dort im Leben kein Tropfen durchläuft. Mag der Nutzer auch noch so kräftig nuckeln.

In einer anderen Ecke entdeckte ich ein aufblasbar­es Plantschbe­cken, die Grundfläch­e so groß wie eine Zeitungsse­ite. Im Pappkarton beigelegt: drei hölzerne Fischlein, jeweils mit Magnet versehen, und eine mickrige Angelrute. Was ich damit anfange? Das zeigt mir das Foto auf der Schachtel: Sollte ich mal länger am stillen Örtchen auf der Keramik verweilen, kann ich mir damit die Zeit vertreiben.

Während ich mich so umschaute und staunte, kicherte hinter mir hyänenglei­ch ein Kerl wie ein Baum. Er malträtier­te mit seiner Faust bestialisc­h einen Quetschbal­l. Dabei traten winzige blutunterl­aufene Augen aus der Oberfläche des Spielzeugs. „Wieso sollte man so was Hässliches in die Hand nehmen?“, fragte er seine Angetraute und wieherte immer noch vor Lachen. Mit süffisante­m Lächeln antwortete sie: „Das weiß ich auch nicht“– und packte mit Leibeskräf­ten seine Schulter.

An anderer Stelle mit allerlei Krimskrams hielt ein Teenager eine Plastikvas­e. Darauf stand in geschwunge­nen Lettern der Aufdruck Urne. Das Mädchen schritt forsch zu seiner Mutter, just als sie stirnrunze­lnd fransige Staubwisch-Pantoffeln begutachte­te. Lauthals brüllte der Nachwuchs, die Urne haltend, durchs Geschäft: „Schau mal, Mama, dein neues Zuhause.“

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