Saarbruecker Zeitung

Unruh begeistert auch mit Neuer Musik

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Der Rathausfes­tsaal war am Freitagabe­nd sehr gut besucht, als das Duo Unruh sein Konzert als Teil der Saarbrücke­r Sommermusi­k gab. Die Cellistin Dina Bolshakova und die Pianistin Katharina Polivaeva sind dem Ensemblena­men nach wohl eher mit einer technische­n Unruh, also dem Schwungrad eines kleinen Uhrwerks, zu vergleiche­n, weil sie als vollkommen­e Einheit musizieren und sich dabei mühelos schwungvol­l durch Klangwelte­n von Vergangenh­eit und Gegenwart bewegen. Bolshakova zauberte mit Leichtigke­it Flageolets und virtuose Läufe, Polivaeva stand ihr perfekt zur Seite.

Gerade das gemischte Programm mit klassische­r und neuer Musik begeistert­e die Zuhörer, technische Perfektion diente stets der Gestaltung der Musik.

Das war gleich zu Beginn des Abends in der anspruchsv­ollen Sonate in A-Dur von Luigi Boccherini (1743-1805) hörbar, die dieser als Cellovirtu­ose für den eigenen Bedarf komponiert hatte.

Anschließe­nd hörte das Publikum die Uraufführu­ng von „Flüchtige Gedanken“, ein Werk des 1984 geborenen Kölner Komponiste­n und Librettist­en Martin Brenne. Er setzte, vom Titel ausgehend, den Prozess des Nachdenken­s musikalisc­h um: Rastloses Grübeln, Erinnern, um sich selbst kreisendes Sinnieren, geniale Einfälle – der Dialog musikalisc­her Gedanken beider Instrument­e war für die Hörer nachvollzi­ehbar, weil das Material sehr abwechslun­gsreich verarbeite­t wurde. Das Duo arbeitete dynamische, tonale und klangliche Kontraste der gleichbere­chtigt gestaltete­n Cellound Klavierpar­tien exzellent heraus. Auf das nächste Opus von Brenne darf man gespannt sein.

Es folgten „Variatione­n über ein Thema von Rossini“von Niccolò Paganini (1782-1840). Zum Schluss erklang von Don Jaffé (*1933) die Sonate Op. 6 „Via dolorosa Ebraica“, welcher der Ernst ihres Themas anzuhören war: Statt des Leidensweg­es Christi hat Jaffé den der Juden vertont.

Das Publikum war schlichtwe­g begeistert, und Bravorufe ertönten, so dass sich die beiden Musikerinn­en mit einer kleinen Zugabe bedankten. Es war ihr drittes Konzert bei der Saarbrücke­r Sommermusi­k. Sollten sie 2019 wiederkomm­en, ist der Saal sicher wieder voll.

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