Saarbruecker Zeitung

Keine Lust auf Wüsten-Marathon

Langstreck­ler leiden in Berlin unter der Hitze und fürchten die WM 2019 in Katar.

- Produktion dieser Seite: Mark Weishaupt Julia Franz

BERLIN (dpa) Mit Eiswürfeln und reichlich kalten Getränken hatten sich die deutschen Marathonis erfolgreic­h durch die Berliner Vormittags­hitze gekämpft. Da sorgte die Aussicht auf einen Mitternach­ts-Lauf bei der Weltmeiste­rschaft 2019 im Wüstenstaa­t Katar eher für Frust als Vorfreude. „Ich find‘s relativ problemati­sch“, sagte Jonas Koller aus Regensburg, der bei Sonne pur EM-Platz 28 erreichte. „Wenn man schaut, wie schwer sich die Athleten heute getan haben, dann muss man da drei Fragezeich­en machen. Ich stelle mir die Frage, ob das überhaupt für mich infrage kommt.“

Die nächste Leichtathl­etik-WM findet vom 28. September bis 6. Oktober des kommenden Jahres in Doha statt. Um den Temperatur­en von über 30 Grad zu entgehen, sollen die Rennen über 42,195 Kilometer in der Nacht gestartet werden. „Es ist oft so, dass bei den Meistersch­aften das finanziell­e Interesse an erster Stelle steht und nicht der Athlet“, beklagte die Frankfurte­rin Katharina Heinig, die 16. in Berlin wurde. „Und leider kann man eine Marathonst­recke im Gegensatz zum Stadion nicht kühlen.“Auf dem Kurs rund um den Breitschei­dplatz habe sie sich „von Getränkest­and zu Getränkest­and gerettet“, berichtete Heinig über ihr EM-Rennen.

Derzeit ist fraglich, ob die besten deutschen Marathonlä­ufer überhaupt bei der WM an den Start gehen sollen, auch weil im folgenden Jahr die Olympische­n Spiele in Tokio anstehen. „Die Überlegung ist, ob man nicht lieber einen Herbstmara­thon läuft, um die Olympia-Norm zu schaffen“, sagte Fabienne Amrhein aus Mannheim, die als starke EM-Elfte beste Deutsche war.

Aber auch in Tokio erwartet die Marathonis wieder ein mögliches Glutrennen. Die japanische Regierungs­partei will nach den Worten von Olympia-Chef Yoshiro Mori nun darüber nachdenken, zu Olympia die Sommerzeit einzuführe­n, um die Belastung für die Athleten und Zuschauer zu reduzieren. Ob dies realisiert wird, ist aber unklar. „Da fragt man sich schon, warum man Meistersch­aften überhaupt an solch heiße Länder gibt“, sagte Amrhein dazu und zog ein Fazit mit bitterem Beigeschma­ck: „Aber als Leistungss­portler muss man zu allen Zeiten können.“

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FOTO: SVEN HOPPE/DPA Katharina Heinig hangelte sich beim EM-Marathon „von Getränkest­and zu Getränkest­and“.

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