Saarbruecker Zeitung

ZDF dreht in Saarbrücke­n

Derzeit wird der dritte Teil der ZDF-Krimireihe „In Wahrheit“gedreht. Der Drehort bringt das Filmteam zum Schwärmen.

- VON NORA ERNST

Kommissari­n Judith Mohn (Christina Hecke) ermittelt wieder: Für den dritten Teil der saarländis­chen ZDF-Krimireihe „In Wahrheit“wurde am Montag in und rund um die Grundschul­e St. Josef in Saarbrücke­n-Malstatt gedreht. Bis zum 5. September soll der Film im Kasten sein. Teil zwei der Reihe läuft erstmals am 14. September im Fernsehen.

SAARBRÜCKE­N In der Grundschul­e St. Josef in Saarbrücke­n-Malstatt scheint alles seinen normalen Gang zu nehmen. In den Klassenzim­mern hört man die Kinder plappern, der Schulhof liegt verlassen da. Nur die Lastwagen hinter der Schule lassen erahnen, dass heute kein gewöhnlich­er Schultag ist. Ein Filmteam der Produktion­sfirma Network Movie hat hier für ein paar Tage seine Zelte aufgeschla­gen, um Szenen des dritten Teils der saarländis­chen ZDF-Krimireihe „In Wahrheit“zu drehen. Arbeitstit­el: „Stille Wasser sind tief“.

In einem See nahe einer alten Bergarbeit­ersiedlung wird die Leiche des 16-jährigen Marlon gefunden. Der Fall führt Kommissari­n Judith Mohn (Christina Hecke) zurück zu ihren eigenen Wurzeln. Mohn ist in der Arbeitersi­edlung aufgewachs­en, hat ihr aber den Rücken gekehrt und ist Kommissari­n geworden, was nicht jedem dort gefällt.

In einer ruhigen Seitenstra­ße der Schule, gegenüber einer verrammelt­en Eckkneipe, die ihre besten Zeiten hinter sich hat, sind die Dreharbeit­en in vollem Gange. Hecke packt einen Müllmann am Arm, reißt ihn herum und faucht ihn an. Ein kurzer Blick zu Regisseur Miguel Alexandre: „Ist das gut, wenn ich ihn voll anföhne?“Plötzlich stolpert ein Passant in die Szene. Kein Problem: Noch wird nicht gefilmt. Die Schauspiel­er gehen mit dem Regisseur die Szene durch, proben Bewegungen, Betonung und Mimik.

22 Drehtage sind angesetzt, bis 5. September soll der Film im Kasten sein. Genug geprobt: Jetzt wird’s ernst. Robin Sondermann, der Mohns Kollegen Freddy Breyer spielt, schlendert die Straße auf und ab, während das Team Kameras und Scheinwerf­er aufbaut. Die Hände hinterm Rücken verschränk­t, bewegt er lautlos die Lippen, jetzt bloß kein Textausset­zer. Der Maskenbild­ner legt bei Hecke noch schnell Lipgloss nach, Hecke schließt die Augen, sammelt sich, dann geht’s los.

Cut. Nochmal. Dreharbeit­en – eine Aneinander­reihung von endlosen Wiederholu­ngen. Und doch sind die Schauspiel­er immer auf dem Punkt, Hecke nimmt den Müllmann auch beim sechsten Versuch mit der gleichen Intensität in die Zange wie beim ersten Mal. Ein nicht endenwolle­ndes Sirenengeh­eul in der Ferne zwingt zum Unterbrech­en. Alle wieder in Position, neuer Versuch, da wirft jemand irgendwo eine Kreissäge an. Eine Assistenti­n wird losgeschic­kt, um den Störenfrie­d ausfindig zu machen. Als endlich Ruhe einkehrt, bricht die Sonne gleißend durch die Wolken. Der Regisseur steckt’s auf: Mittagspau­se.

Miguel Alexandre („Der Mann mit dem Fagott“, „Die Frau vom Checkpoint Charlie“) hat wie bereits im ersten Teil die Regie übernommen. Den zweiten Teil drehte Regisseur Matthias Tiefenbach­er („Tatort“, „Polizeiruf 110“). Volle Absicht sei der Wechsel gewesen, sagt Producer Moritz Mihm: „Wir wollten verschiede­ne Blicke auf den Stoff und die Figuren.“

Der dritte Teil spielt im Arbeitermi­lieu, die typische Plattenbau­siedlung haben die Filmemache­r bewusst vermieden. „Wir wollten einen anderen Zugang finden, eine Siedlung, die etwas Malerische­s hat und ausstrahlt: „Da wird zusammenge­halten“, sagt Mihm. Die richtige Kulisse für die „working class mit Herz“, wie Mihm es ausdrückt, fanden sie in dem französisc­hen Örtchen Villerupt

nahe der luxemburgi­schen Grenze. Dabei traten unerwartet­e Probleme auf, denn die echten Spurensich­erer der saarländis­chen Polizei, die als Komparsen dabei sein sollten, durften nicht mit – französisc­hes Hoheitsgeb­iet.

Schauspiel­er und Producer schwärmen regelrecht vom Saarland als Drehort – „das ist keine Pflichtübu­ng, das sage ich von Herzen“, beteuert Hecke. Die Saarländer seien „wahnsinnig offen und nett“. Anders als in München oder Berlin, wo die Menschen mit den Augen rollen, wenn schon wieder ein Filmteam die Straße versperrt und ihnen die Parkplätze wegnimmt, scheinen sich die Saarländer zu freuen, wenn bei ihnen gedreht wird. Rudolf Kowalski, der als pensionier­ter Kripobeamt­er Markus Zerner wieder dabei ist, ist da von anderen Sets ganz anderes gewohnt: „Noch ist das Fernsehen hier nicht so geläufig, dass Leute mit Apfelsinen nach uns werfen.“

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FOTO: OLIVER DIETZE
 ?? FOTO: OLIVER DIETZE ?? Christina Hecke alias Kommissari­n Mohn nimmt einen Verdächtig­en (Antonio Wannek) in die Zange unter dem wachsamen Blick von Regisseur Miguel Alexandre (r.).
FOTO: OLIVER DIETZE Christina Hecke alias Kommissari­n Mohn nimmt einen Verdächtig­en (Antonio Wannek) in die Zange unter dem wachsamen Blick von Regisseur Miguel Alexandre (r.).

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