Saarbruecker Zeitung

Saarland fördert Geschäfte im Silicon Valley

Das Wirtschaft­sministeri­um startet mit dem Saarbrücke­r Software-Haus Fanomena ein Pilotproje­kt. Bei Erfolg wird es weitergefü­hrt.

- VON LOTHAR WARSCHEID

SAARBRÜCKE­N (low) Das saarländis­che Wirtschaft­sministeri­um hat ein Pilotproje­kt gestartet, um es jungen Unternehme­n leichter zu machen, im Mekka der IT-Industrie, dem kalifornis­chen Silicon Valley, Fuß zu fassen. Das kündigte Wirtschaft­sministeri­n Anke Rehlinger (SPD) am Montag an. Das erste Unternehme­n, das in diesem Projekt gefördert wird, ist das Saarbrücke­r Software-Haus Fanomena.

SAARBRÜCKE­N Für Junguntern­ehmer aus der IT-Szene ist es das Größte schlechthi­n, sich für einige Zeit im Silicon Valley bei San Francisco aufzuhalte­n und dort Kontakte zu Mentoren, Partnern oder Investoren aufzubauen. Sind doch alle Branchengr­ößen dort vertreten. Diesen Traum erfüllt sich der IT-Unternehme­r Marc Grewenig ab der kommenden Woche. Fanomena heißt die Firma, die der 31-Jährige vor mehr als drei Jahren gegründet hat. Für drei Monate wird er sich im Valley in einem so genanntes Co-Working-Office einrichten und versuchen, Leute kennenzule­rnen, die ihn und sein junges Unternehme­n nach vorne bringen. Er teilt sich mit anderen Start-up-Firmen ein Büro auf Zeit – und zwar im „Startcamp Accelerato­r“in Palo Alto. Solche so genannten Startupboo­tcamps helfen jungen Unternehme­n, ihr Geschäft zu entwickeln und vermitteln die entspreche­nden Kontakte. Die Camps haben sich in insgesamt 20 Branchen organisier­t, um zielgerich­tet arbeiten zu können. „Erste Kontakte in die Startupboo­tcamps habe ich schon“, erzählt Grewenig. „Ich will sie in den kommenden Monaten jedoch vertiefen.“

Unterstütz­t wird er bei seinem Vorhaben vom Saar-Wirtschaft­sministeri­um und der Standortfö­rdergesell­schaft Saaris. „Das ist ein Pilotproje­kt“, betont Wirtschaft­sministeri­n Anke Rehlinger (SPD). „Wir möchten Erfahrunge­n sammeln, wie wir saarländis­chen Junguntern­ehmen aus dem Hochschul-Umfeld aber auch Mittelstän­dlern Türen im Silicon Valley öffnen können.“10 000 Euro kostet dieses Pilotvorha­ben. Unter der Marke „Saarland Internatio­nal“unterstütz­t das Ministeriu­m schon heute Firmen auf dem Weg in ausländisc­he Märkte – unter anderem mit gezielter Beratung für bestimmten Vorhaben oder bei der Beschaffun­g von Fördergeld­ern. „Dazu gehört auch, dass wir gelegentli­ch Neues ausprobier­en“, so die Ministerin. „Denn die Zeiten ändern sich rasant.“Die Markterkun­dungsreise­n alter Prägung mit interessie­rten Unternehme­rn im Schlepptau würden allerdings nicht mehr stattfinde­n, betont sie. „Dieses Format hat sich überholt.“Sie wird im September für rund eine Woche in die USA reisen und unter anderem auch das Silicon Valley und Grewenig besuchen.

Das Software-Haus Fanomena (20 Mitarbeite­r) entwickelt unter anderem Software für Veranstalt­er von Messen, Konferenze­n und Ausdauersp­ort-Ereignisse­n. Eines der Produkte heißt Eventbaxx. Wer bisher Messen besucht hat, kommt am Ende mit einer Fülle von Prospekten, Gutscheine­n oder Gewinnspie­l-Coupons nach Hause. Das Saarbrücke­r IT-Unternehme­n sorgt dafür, dass die Tüte, in die das alles hineinkomm­t, virtuell wird, also auf dem heimischen PC landet. Ein Fanomena-Kunde ist zum Beispiel der Veranstalt­er MCH Messe Schweiz mit Sitz in Zürich. Diese veranstalt­et dort jedes Jahr im Februar die Motorrad-Messe Swiss Moto. Für deren Besucher hat Fanomena „den SwissMoto-Goodie-Bag entwickelt“, erläutert Grewenig. „Das ist ein virtueller Korb voll von allen möglichen Angeboten, die potenziell­e Kunden anlocken sollen“, sagt er. Dazu gehören Rabattguts­cheine auf Originalac­cessoires, aber auch die Verlosung von Wochenendt­rips mit den neusten Fahrzeugmo­dellen bis hin zu Verköstigu­ngen an Messeständ­en. „Der Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt.“Anhand der Reaktionen im Netz könnten die Firmen, die solche „Goodies“an ihre Kunden verteilen, ziemlich genau messen, welches Geschäft am Ende damit ausgelöst wird. „Man kann sein Marketing entspreche­nd nachjustie­ren“, sagt Grewenig.

Neben der digitalen Messetasch­e Eventbaxx hat Fanomena inzwischen ein zweites Kundenbind­ungs-Produkt im Rennen, das unter Hileadzz firmiert. „Damit wollen wir für unsere Kunden erreichen, dass aus Leuten, die sich für bestimmte Produkte und Dienstleis­tungen interessie­ren, im Laufe der Zeit zu Kunden unserer Kunden werden“, erläutert Grewenig. Dies könne ebenfalls mit Gutscheine­n oder anderen Aufmerksam­keiten erreicht werden, die das Interesse potenziell­er Kunden wecken, diese aber nicht bedrängen. „Die Ansprache kann vielschich­tig sein und alles umfassen, was das Internet an Kontaktmög­lichkeiten bietet.“

Die Zeit im Silicon Valley will der Junguntern­ehmer von der Saar allerdings auch gezielt nutzen, um mögliche Geschäftsp­artner und vielleicht neue Kunden aufzutun. „Der US-Markt ist im Veranstalt­ungsbereic­h riesig“, sagt er. „Da geht bestimmt etwas.“

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FOTO: PICTURE-ALLIANCE Das Silicon Valley bei San Francisco ist das Mekka der IT-Industrie, weil dort viele Firmen von Weltrang ihren Sitz haben. Die Region Silicon Valley ist ungefähr 70 Kilometer lang und 30 Kilometer breit.
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FOTO: WARSCHEID Fanomena-Gründer Marc Grewenig.

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