Saarbruecker Zeitung

„Verwaltung­en müssen eine Idee für einen Ort entwickeln“

Plätze sind Aushängesc­hilder für Städte und Gemeinden. Damit sie lebenswert bleiben, sollten Kommunen auf ihre Bürger hören, sagt der Stadtplane­r.

- DIE FRAGEN STELLTE TOBIAS FUCHS. Produktion dieser Seite: Tobias Fuchs Pascal Becher

SAARBRÜCKE­N/BERLIN Der Berliner Christian Kloss bereiste vier Jahre lang das Saarland – als Stadtplane­r. Der Wissenscha­ftler von der Technische­n Universitä­t Berlin begleitete als Mitarbeite­r eines Planungsbü­ros die Umsetzung zweier Bund-Länder-Programme zur Förderung des Städtebaus. Für das Saar-Innenminis­terium verfasste der 36-Jährige mit Kollegen auch einen Leitfaden für das Programm „Soziale Stadt“.

Herr Kloss, in Köln konnte man einen durch Kriminalit­ät geprägten Platz resozialis­ieren, indem man einen alten Brunnen reaktivier­t hat. Ist Ihr Job immer so einfach?

CHRISTIAN KLOSS Der Ebertplatz in Köln ist ein Beispiel dafür, dass es manchmal tatsächlic­h reicht, kleine Maßnahmen umzusetzen, um Orten in einer Stadt wieder neue Qualitäten zu geben und sie zu beleben. Aber natürlich ist das auch in Köln nicht so einfach gewesen. Da haben viele Akteure überlegt: Was können wir mit dem Platz machen?

Wie wichtig sind Plätze für das Leben in Städten und Gemeinden?

KLOSS Plätze sind oft das Aushängesc­hild einer Kommune. Der Markplatz ist der Ort, wo sich Stadtgesch­ichte zeigt, auf dem Veranstalt­ungen stattfinde­n, wo Menschen sich treffen. Es sind aber auch die kleinen Plätze in einem Quartier, die darüber entscheide­n, wie

lebenswert es ist.

Wie lässt sich verhindern, dass ein Treffpunkt zum Angstraum wird?

KLOSS Da ist keine pauschale Antwort möglich. Entscheide­nd ist, sich genau mit einem Ort auseinande­rzusetzen: Was sind die Probleme, wo liegen die Potenziale? Und mit den Menschen zu sprechen – direkt auf dem Platz. Um als Planer und Verwaltung mit den Nutzern eine Idee für den Ort entwickeln zu können.

Kann auch Videoüberw­achung ein Teil geglückter Planung sein?

KLOSS Ich sehe Videoüberw­achung eher kritisch, weil sie nicht dazu führt, dass Probleme, die es in einer Stadt gibt, gelöst werden. Sie werden lediglich verdrängt. Gleichzeit­ig sind bestimmte Erscheinun­gen Teil der Stadt, so dass es eher Aufgabe der Stadtgesel­lschaft ist, ein gutes Miteinande­r zu organisier­en.

Setzen die Kommunen im Saarland auf eine Belebung des öffentlich­en Raums?

KLOSS Das tun viele. Gerade dadurch, dass hier viele kleinstädt­ische Strukturen existieren, gibt es Ansätze in den Gemeinden, Maßnahmen zusammen mit den Bewohnern umzusetzen. Beispielsw­eise gibt es in Quierschie­d einen generation­engerechte­n Park. Ein interessan­tes Beispiel ist auch die Gemeinde Bexbach, die durch den Umbau von Straßen neuen öffentlich­en Raum mitten im Stadtzentr­um geschaffen hat.

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FOTO: KLOSS Stadtplane­r Christian Kloss von der Technische­n Universitä­t in Berlin.

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