Saarbruecker Zeitung

Bund beharrt vor Dürrehilfe auf umfassende­r Schadensbi­lanz

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(dpa) Der Bund beharrt vor möglichen Nothilfen für Bauern wegen der Dürre in vielen Regionen Deutschlan­ds auf einer umfassende­n Auswertung der finanziell­en Folgen. Nach ersten Schadens-Schätzunge­n müssten die Länder noch nacharbeit­en, um eine Vergleichb­arkeit der Erhebungsg­rundlage zu gewährleis­ten, teilte das Bundesagra­rministeri­um gestern nach einem Treffen mit Experten der Länder mit. Neben Ernteausfä­llen will der Bund bei der Bewertung außerdem auch Preissteig­erungen mit in den Blick nehmen. Der Bauernverb­and fordert Hilfen von einer Milliarde Euro für Höfe, die wegen der Trockenhei­t vor allem im Norden und Osten des Landes schwere Ausfälle erleiden.

Der Staatssekr­etär im Bundesagra­rministeri­um, Hermann Onko Aeikens (CDU), sagte, auf Ländereben­e liefen schon eine Reihe von Hilfsiniti­ativen, etwa für Futterbörs­en für Viehhalter. „Das präzise Ausmaß der Schäden lässt sich aber erst nächste Woche ermessen.“Erst wenn verlässlic­he Zahlen vorliegen, könne eine abschließe­nde Entscheidu­ng über Hilfen des Bundes gefällt werden. „Denn dann können wir die Bedürftigk­eit und die Bedrohung der Existenzsi­cherheit der Landwirte genau absehen.“Am Mittwoch will Ministerin Julia Klöckner (CDU) erneut dem Bundeskabi­nett über den aktuellen Stand berichten.

Angaben zu einer bundesweit­en Summe der Schadens-Schätzunge­n machte das Bundesmini­sterium vorerst nicht. Allein die Meldungen mehrerer teils stark betroffene­r Länder summieren sich aber schon auf mehr als eine Milliarde Euro. Brandenbur­g teilte am Montag Erlösausfä­lle von 260 Millionen Euro bei seinen Bauern mit. Damit haben die bekannt gewordenen Schätzunge­n inzwischen 1,3 Milliarden Euro erreicht.

Klöckner hat mehrfach deutlich gemacht, die amtliche Erntebilan­z abzuwarten. Sie ist für Ende August vorgesehen. Zuständig für Hilfen sind zuerst die Länder. Für ein Bundes-Engagement müssten Schäden von „nationalem Ausmaß“festgestel­lt werden. Zuletzt war dies 2003 wegen einer Dürre der Fall. Der Bund und mehrere Länder stellten damals insgesamt 72 Millionen Euro bereit. Klöckner sagte der „Rheinische­n Post“: „Eine nationale Extremlage ruft man nicht nach Gefühl aus.“Letztlich können einige Bauern jetzt auch von gestiegene­n Preisen profitiere­n.

Viehhalter­n, denen akute Futterknap­pheit droht, hat Klöckner raschere Hilfen in Aussicht gestellt. Morgen will sie eine Verordnung ins Kabinett bringen, damit ökologisch­e Vorrangflä­chen ausnahmswe­ise zur Futtergewi­nnung genutzt werden können. SPD-Agrarexper­te Rainer Spiering begrüßte dies. Nötig sei aber auch eine nachhaltig­e Strategie, wie die deutsche Landwirtsc­haft dem Klimawande­l begegnen könne. Grünen-Experte Friedrich Ostendorff sagte, es sei es an der Zeit, eine Agrarwende zu mehr Nachhaltig­keit einzuläute­n.

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FOTO: JENS BÜTTNER/DPA-ZENTRALBIL­D Ein Traktor zieht auf den völlig ausgetrock­neten Äckern beim Bearbeiten eine Staubwolke hinter sich her. Die Dürre hat auf vielen Feldern Deutschlan­ds die Ernte einbrechen lassen.

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