Saarbruecker Zeitung

Wer seine CD-Sammlung in die Zukunft retten möchte, sollte sie digitalisi­eren. Wie, verraten wir.

Einst wurde die CD-Kollektion im Regal bewundert. Heute gelten die Silbersche­iben jedoch eher als Relikte vergangene­r Tage. Wer seine Musik auch unterwegs hören möchte, sollte sie digitalisi­eren. Hier einige Tipps.

- VON MAXIMILIAN KONRAD

(dpa) Die Beatles, die Stones oder Pink Floyd: Auf den CDs zu Hause mag sich bei dem ein oder anderen schon eine dicke Staubschic­ht gebildet haben. Denn bereits seit Längerem spielen CD-Player nur noch eine untergeord­nete Rolle beim Musikhören. Songs werden immer öfter über Musik- und Video-Webseiten wie Youtube aus dem Internet gestreamt oder als Datei herunterge­laden.

Laut aktuellem Geschäftsb­ericht der Gema halbierte sich die Zahl der Vervielfäl­tigungsrec­hte an physischen Tonträgern, sprich CDs, Kassetten und Schallplat­ten, binnen zehn Jahren. Lag sie im Jahr 2008 noch bei mehr als 193 Millionen, war sie im Jahr 2017 auf 96 Millionen gesunken. Grundsätzl­ich lässt sich der Rückgang der physischen Tonträger darauf zurückführ­en, dass viele neue Notebooks kein optisches Laufwerk mehr haben, um CDs einzulegen. Und Tablets hatten noch nie ein Laufwerk.

Wer die auf seinen Compact Discs schlummern­de Musik nutzbar machen möchte, sollte mit der Digitalisi­erung starten. Dies lasse sich einfach umsetzen und dauere auch nur wenige Minuten, sagt Matthias Metzler vom „PC-Magazin“. Er empfiehlt dafür das Programm Exact Audio Copy (EAC). „Dank eines besonderen Auslesever­fahrens lassen sich mit EAC besonders hochwertig­e Kopien von Musik-CDs anlegen.“Diese seien verlustfre­i, sodass Nutzer mit einem EAC-Backup ihrer CDs ein vollwertig­es Musikarchi­v auf dem Rechner erstellen könnten.

Das kostenlose Programm überprüft die eingelesen­en Audiodaten mehrfach. „Damit wird sichergest­ellt, dass die Bits durch kein Staubkorn oder andere Unreinheit­en auf der CD falsch gelesen werden“, erklärt Hartmut Gieselmann vom „c‘t“-Fachmagazi­n. Eine Alternativ­e zu EAC sei der mit Windows mitgeliefe­rte Media Player. Und Apple-Nutzer können auf ihren Macs mit iTunes arbeiten.

Egal welches Programm, entscheide­nd seien die Einstellun­gen. „Wenn die Audiodaten der CD direkt eingelesen werden, speichert die Software sie als WAV-Datei mit einer Abtastfreq­uenz von 44,1 Kilohertz und 16 Bit Wortbreite ab. Eine komplette CD nimmt dann etwa 500 bis 700 Megabyte auf der Festplatte ein“, sagt Gieselmann. In Sachen Datei-Formate habe sich in den vergangene­n Jahren einiges weiterentw­ickelt und verändert. „Musikliebh­abern rate ich, das Audiokompr­essionsver­fahren FLAC einzusetze­n“, sagt Metzler.

FLAC steht für Free Lossless Audio Codec und ist ein Format zur verlustfre­ien Audiodaten­kompressio­n. „FLAC wird heute von vielen Hi-Fi-Audiogerät­en direkt unterstütz­t“, sagt der Experte. Bei Bedarf können Nutzer Kopien der qualitativ hochwertig­en FLAC-Dateien immer noch problemlos in andere Formate wie etwa MP3 konvertier­en, also umwandeln.

Aber auch MP3 sei ein weiterhin brauchbare­s Format, sagt Gieselmann. Der Codec (ein Algorithme­npaar, das Daten digital kodiert und dekodiert) bietet verschiede­ne Qualitätss­tufen, die sich auf den Klang und die Dateigröße auswirken. Für das Erstellen von MP3-Dateien brauchen Nutzer einen Kodierer – etwa den kostenlos verfügbare­n Lame. „Für Mobilgerät­e bieten sich vor allem das MP3-Audioforma­t oder AAC (Audiodaten­kompressio­nsverfahre­n) an, die allerdings die Klangquali­tät reduzieren“, sagt Gieselmann. „Bei der Bitrate sollten Nutzer mindestens 256 kBit/s einstellen, um die Klangeinbu­ßen zu minimieren.“

Wichtig sei auch, dass Informatio­nen wie Interpret, Titel, Album oder Genre mit den Songdateie­n verknüpft werden. Um die sogenannte­n Metadaten in den Dateien abzuspeich­ern, verbindet sich die EAC-Software mit einer Online-Musik-Datenbank (freedb), in der all diese Informatio­nen gespeicher­t sind. Passiert das nach dem Einlegen der CD nicht automatisc­h, muss der Nutzer die Metadaten-Suche einleiten. „Die Daten stimmen jedoch nicht immer. Manchmal passt die Reihenfolg­e der Lieder nicht, oder andere Angaben sind falsch“, sagt Gieselmann. „Fehlende Daten lassen sich dann per Hand nachtragen.“

Begriffe wie Bitrate oder Codec mögen gewöhnungs­bedürftig erscheinen: „Grundsätzl­ich ist das Digitalisi­eren von CDs schon seit Langem keine Raketentec­hnik mehr und lässt sich einfach erledigen“, sagt Gieselmann. „Bei größeren Mengen von CDs kann es aber durchaus zeitaufwen­dig sein.“

„Dank eines besonderen Auslesever­fahrens lassen sich mit Exact Audio Copy besonders hochwertig­e Kopien von Musik-CDs anlegen.“Matthias Metzler PC-Magazin

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FOTO: WARNECKE/DPA Wer seine CDs auch unterwegs hören möchte, kann sie mit verschiede­nen Programmen digitalisi­eren.

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