Saarbruecker Zeitung

Der Grenz-Chronist aus Alsting

Der französisc­he Schriftste­ller Roger Bichelberg­er ist im Alter von 79 Jahren gestorben.

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ihn mehrere, im Gollenstei­n Verlag erschienen­e Übersetzun­gen seiner Romane bekannt, von denen insbesonde­re „Der Mai, der schöne Mai“(2004) und „Das Mädchen mit dem goldenen Stern“(2010) in Erinnerung bleiben. In ersterem verknüpfte er geschickt die 68er-Zeit in Lothringen mit Traumata des Zweiten Weltkriege­s – „Der Mai, der schöne Mai“war der Abschluss einer Trilogie, deren andere Bände („Die Nachtwande­rer“und „Anioutka“) die lothringis­chen Verwerfung­en bis in den Ersten Weltkrieg zurück schilderte­n.

Die Vorgeschic­hte des letzten Bichelberg­er-Romans, der ins Deutsche übertragen wurde („Das Mädchen mit dem goldenen Stern“), illustrier­t die interregio­nale Rezeption, die sein Werk über die Jahre erfuhr: Ein deutscher Leser seines Romans „Le Déserteur“schickte Bichelberg­er hernach sein Lagertageb­uch aus seiner Zeit als Wehrmachts­soldat. Daraus destillier­te Bichelberg­er seinen Plot: die Geschichte eines von den Nazis gegen Kriegsende noch zwangrekru­tierten 16-Jährigen, der sich Monate später in US-Kriegsgefa­ngenschaft eines jüdischen Mädchens erinnert, dessen Deportatio­n er zusehen musste. Für Ansgar wird Elsa zum „Wasserzeic­hen hinter allem, was ich erlebe“. Acht Jahre nach dieser letzten Roman-Übersetzun­g sind Roger Bichelberg­ers Werke heute nur noch antiquaris­ch zu bekommen. Nach seinem Tod droht er als ein Chronist der Grenzregio­n nun ganz zu verschwind­en.

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