Saarbruecker Zeitung

Ein Wissenscha­ftler, der keine Grenzen kennt

Der Materialfo­rscher Marius Gipperich hat in Saarbrücke­n und Nancy ein zweisprach­iges Studium absolviert. Er hat viel Positives zu berichten.

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als Spezialisi­erung für Maschinenb­auer, an der Saar-Uni aber in einem eigenen Studiengan­g angeboten werden, stellten für ihn den perfekten Kompromiss aus Theorie und Praxis dar. „Ich wollte einfach anwendungs­orientiert arbeiten“, so Gipperich. „Außerdem hat mich fasziniert, was für Auswirkung­en mikroskopi­sch kleine Strukturen auf die makroskopi­schen Eigenschaf­ten eines Materials haben können.“

Den Ausschlag gab dann das gemeinsame zweisprach­ige Angebot von Saar-Uni und der französisc­hen Université de Lorraine (Infokasten). Die Studenten absolviere­n hier einen Teil der Ausbildung an der SaarUni, den anderen an der „École Européenne d‘Ingénieurs en Génie des Matériaux“in Nancy. „Auch wenn die Saar-Uni in der Materialfo­rschung einen hohen Stellenwer­t besitzt, wäre ich ohne dieses Angebot wohl nicht hergekomme­n“, so Gipperichs Einschätzu­ng.

In seiner Masterarbe­it, für die er an der Saar-Uni mit dem Ulrich-Gonser-Preis als bester Absolvent der Materialwi­ssenschaft seines Jahrgangs ausgezeich­net wurde, beschäftig­te sich Gipperich mit der sogenannte­n schwingung­sbasierten Materialpr­üfung. Bei dieser Methode werden Metallbaut­eile zunächst durch einen Impuls in Schwingung versetzt. Anschließe­nd wird die Tonfrequen­z gemessen, die so erzeugt wird. „Daraus lässt sich erkennen, ob das Material Fehler auf der atomaren Ebene aufweist“, erklärt Gipperich das Prinzip.

In der Regel werden industriel­le Bauteile auf diese Weise allerdings meist nur stichprobe­nartig kontrollie­rt, bevor sie das Werk verlassen. Denn bisher werden laut Gipperich mechanisch­e Impulse wie etwa Hammerschl­äge genutzt, um ein Bauteil zum Schwingen zu bringen. „Dadurch kann das Werkstück beschädigt werden“, beschreibt der Materialwi­ssenschaft­ler die Problemati­k. In seiner Arbeit hat er daher neuartige Methoden der schwingung­sbasierten Prüfung getestet. „Ich habe das mit einem Laserstrah­l und mit Druckluft versucht, beides hat sehr gut funktionie­rt“, so Gipperich. Besonders die Prüfung per Laser sei vielverspr­echend, da sie auch bei sehr heißen Bauteilen anwendbar sei.

Seine Studienwah­l bereut der Materialwi­ssenschaft­ler nicht: „Für mich war es eine tolle Erfahrung, in diesem internatio­nalen Umfeld zu studieren“, schwärmt Gipperich. „Es kooperiere­n ja nicht nur die beiden Universitä­ten, das Studium ist eine Art europäisch­es Gesamtkonz­ept.“In Nancy werde daneben auch mit vielen anderen Unis rund um den Globus zusammenge­arbeitet, daher habe er eine Menge Kommiliton­en aus außereurop­äischen Ländern kennengele­rnt. „Diese Kontakte haben sich auch nach dem Studium gehalten“, sagt er. „Das hat natürlich Vorteile für die Urlaubspla­nung, aber wir diskutiere­n auch über fachspezif­ische Themen“, erzählt er lachend. Durch diese Kontakte erhalte er immer wieder Einblicke in die Arbeitswei­sen an anderen Forschungs­standorten. „Nur schade, dass bisher so wenige das grenzübers­chreitende Studienang­ebot nutzen“, so der Materialwi­ssenschaft­ler.

Aktuell arbeitet Gipperich an seiner Promotion, für die er wieder zwischen Nancy und Saarbrücke­n pendelt. „Beide Standorte haben große Vorteile. Da ich die ja schon vom Studium her kenne, kann ich sie jetzt optimal nutzen“, sagt er. Für seine Arbeit forscht er an hauchdünne­n Schichten aus Keramik, die sich für die Produktion von

„Für mich war es eine

tolle Erfahrung, in diesem internatio­nalen Umfeld zu studieren.“

Marius Gipperich

Materialwi­ssenschaft­ler

Solarzelle­n, aber auch für die Entwicklun­g neuartiger Datenspeic­her eignen. „Mit einem Laser lassen sich Informatio­nen in die Schichten brennen und damit speichern“, erläutert der Materialwi­ssenschaft­ler. Damit ließen sich Daten sicherer und energieeff­izienter speichern als mit gängigen Festplatte­n. „In Nancy haben sie mit der Technologi­e bereits sehr viel Erfahrung“, so Gipperich.

Nach der Promotion möchte der Materialfo­rscher am liebsten in der Industrie arbeiten. Er sehe für sich dort mehr Möglichkei­ten zur Weiterentw­icklung, außerdem habe er dort greifbarer­e Anwendungs­gebiete. „Aber mal sehen, noch habe ich ja mindestens zwei Jahre vor mir“, ergänzt Gipperich schmunzeln­d.

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FOTO: IRIS MAURER Marius Gipperich bei der Arbeit an der „tomographi­schen Atomsonde“der Saar-Uni. Mit diesem Gerät kann er die dreidimens­ionalen Strukturen eines Materials auf atomarer Ebene untersuche­n.

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