Saarbruecker Zeitung

Ein Computer erkennt Diabetes und Malaria

Physiker haben an der Saar-Uni ein Verfahren entwickelt, das Blut-Schnelltes­ts ermögliche­n soll. Mithilfe von künstliche­r Intelligen­z soll das Programm die Form von Blutzellen blitzschne­ll bestimmen können.

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(red) Rote Blutkörper­chen sind die häufigsten Zellen in unserem Blut. Ein Blutstropf­en enthält Millionen der kleinen Helfer, deren Hauptaufga­be der Transport von Sauerstoff aus der Lunge in den restlichen Körper ist. Das Herz pumpt das Blut dabei mit so großem Druck in die Arterien, dass die normalerwe­ise runden Blutkörper­chen an den Gefäßwände­n regelrecht plattgedrü­ckt werden. „Ist die Geschwindi­gkeit niedriger, schwimmen sie eher durch die Mitte des Blutgefäße­s und zeigen eine symmetrisc­he Form, ähnlich einem Croissant“, erklärt der Physiker Alexander Kihm, der sich an der Saar-Uni mit den roten Blutzellen befasst.

Auch bei manchen Erkrankung­en sind solche Formveränd­erungen von Blutzellen charakteri­stisch. „So haben etwa Diabetes, Malaria oder die erblich bedingte Sichelzell­enanämie Einfluss auf die Steifigkei­t der Blutzellen“, so Kihm. Für die Diagnose mussten diese Zellformen bisher zeit- und kostenaufw­endig unter dem Mikroskop analysiert werden.

Im Forscherte­am von Christian Wagner, Professor für Experiment­alphysik, hat Kihm ein Computerpr­ogramm entwickelt, das über Mustererke­nnung blitzschne­ll die Form großer Mengen von Zellen erkennen kann. „Das neuronale Netzwerk identifizi­ert mit künstliche­r Intelligen­z die Form der Blutzellen in der Probe anhand von charakteri­stischen Krümmungen und Wölbungen“, so der Physiker. „Wir sind somit in der Lage, innerhalb von Sekunden Datensätze mit mehreren Tausend Zellen zu analysiere­n.“

Die Mustererke­nnung durch neuronale Netzwerke funktionie­rt ähnlich wie das Zusammensp­iel der Nervenzell­en im menschlich­en Gehirn. Das computerge­stützte Verfahren soll auch auf andere große Mengen mikroskopi­sch kleiner Objekte übertragba­r sein.

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FOTO: CLAUDIA EHRLICH/UDS Physiker Alexander Kihm bei der Arbeit im Labor.

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