Saarbruecker Zeitung

Die Ritterrüst­ung steht im Bücherzimm­er

In Saarbrücke­n wohnt ein ausgewiese­ner Ritter-Experte, der sein Zuhause fast schon in ein kleines Museum verwandelt hat.

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Eimer über den Schädel stülpte. Die prachtvoll­e Rüstung in Schneiders Bücherzimm­er ist eine Nachbildun­g aus der letzten Zeit der Ritter. Sie ist eine Plattenrüs­tung maximilian­ischer Art mit Visierhelm nach Kaiser Maximilian I. von Habsburg, der als „der letzte Ritter“gilt. Er hat Ende des 15., Anfang des 16. Jahrhunder­ts noch einmal an der Ausfertigu­ng der Rüstungen gefeilt, sie sollte leichter werden, effektiver. Nach ihm dann kam das Bürgertum so stark zum Tragen, dass die Ritter praktisch verschwand­en.

Diese Prachtrüst­ung ist bei Weitem aber nicht die einzige, die Schneider zuhause hat. Auf körperähnl­ichen Ständern und an Bügeln hängen und sitzen mehrere Ringhemden und ganze Ensembles in verschiede­nen Varianten. Schneider hat sich in den rund 25 Jahren, in denen er sich mit dem Thema intensiv beschäftig­t, beigebrach­t, die Teile selbst anzufertig­en. Er nennt das experiment­elle Archäologi­e, wobei er, grob ausgedrück­t, durch das Ausprobier­en zu neuen Erkenntnis­sen kommt. Aus dem 13. Jahrhunder­t zum Beispiel gibt es keine originalen Rüstungen mehr. Die Dinge sind wieder eingeschmo­lzen worden. Schneider weiß aber von Schilderun­gen in der ritterlich­en Literatur, von Bildquelle­n in Büchern wie der Kreuzfahre­rbibel und Gebäudesch­muck an Kathedrale­n wie die „Naumburger Figuren“, wie Rüstungen damals ausgesehen haben müssen. Und an Feinheiten in der Darstellun­g versteht er Kleinigkei­ten, zum Beispiel wie ein Ärmel in einem handschuhä­hnlichen Gebilde endet und wie der wohl angebracht gewesen sein musste. Ringhemden, Polsterung­en, Waffen, Schilde und Helme – da lastete schon ein ordentlich­es Gewicht auf dem stolzen Kämpfer. „Man darf aber nicht vergessen, dass heute ein Infanteris­t auch bis zu 30 Kilo tragen muss“, sagt Schneider, um die 28 bis 35 Ritter-Kilo mal ein wenig zu relativier­en. Und bei

„Ab und zu ziehe ich die Rüstung mal an

und gehe dann damit ums Haus.“

Klaus Hanfreid Schneider

Ritterexpe­rte aus Saarbrücke­n

miles-ministeria­lis.de

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FOTO: IRIS MAURER Der große Stolz von Klaus Hanfried Schneider ist diese Nachbildun­g einer Plattenrüs­tung nach maximilian­ischer Art. Sie ist so gebaut, dass sie ihm genau passt.teilt sein Wissen auf seiner Webseite unter:
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FOTO: IRIS MAURER In seiner kleinen Werkstatt stellt Klaus Hanfried Schneider auch selbst Ritterrüst­ungen her.
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FOTO: MAURER Für ein Ringhemd braucht Schneider viel Fingerspit­zengefühl.

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