Saarbruecker Zeitung

Von römischen Funden zur Rekonstruk­tion

Die Römische Villa in Borg ist die größte Anlage ihrer Art im Saar-Mosel-Raum. Die Nachbildun­gen der Gebäude locken jährlich 50 000 Besucher.

- Produktion dieser Seite: Teresa Bauer Margit Stark

ist in einem der Räume dargestell­t. Außerdem gibt es eine Latrine. Zur Spülung wurde Regenwasse­r im Innenhof gesammelt, über einen Kanal ins Villenbad und anschließe­nd von der Latrine aus in eine Sickergrub­e geleitet.

Unmittelba­r an das Villenbad schließt die Küche an. Der Brotofen, der Kuppelofen sowie die offene Feuerstell­e sind ebenfalls funktionsf­ähig und werden bei Vorführung­en und Kochkursen genutzt. In der angrenzend­en Taverne können Besucher Gerichte nach römischen Rezepten probieren.

2000 wurde die großzügige Gartenanla­ge durch das EU-Projekt „Gärten ohne Grenzen“erweitert. Es entstanden ein Innenhofga­rten, ein Kräutergar­ten, ein Rosenzimme­r, sowie ein Obst-, Gemüse- und Blumengart­en. Ein weiteres Element im Innenhof ist das Wasserbeck­en. „Es diente auch als Wasserrese­rvoir und Löschwasse­rspeicher. Vermutlich hat man auch das Wasser zur Spülung der Latrine in Phasen ohne Regen aus diesem Becken bezogen“, mutmaßt Birkenhage­n.

Auf dem Gelände des Herrschaft­sbereiches befinden sich zudem Grundmauer­n zweier Nebengebäu­de, die zur Zeit ausgegrabe­n werden. Zusätzlich hat das Archäologi­e-Team eine Töpferei, eine Schmiede und eine Glashütte errichtet. Diese ist nach einem Vorbild in Trier rekonstrui­ert und dient auch zu Forschungs­zwecken vieler Universitä­ten und Studenten. In speziellen Öfen stellen sie Glas her. Die Ergebnisse werden in Fachzeitsc­hriften publiziert, erklärt Birkenhage­n.

Rund 50 000 Besucher jährlich zählt der Archäologi­epark, inklusive Tagungs- und Seminargäs­te. Um vor allem junge Leuten für Geschichte zu begeistern, bedarf es besonderer Angebote. „Infotainme­nt ist hier das Stichwort“, sagt Schmitt. In Zusammenar­beit mit der Hochschule für Bildende Kunst entwickelt­e das Team der Römischen Villa einen Medientisc­h mit einem Miniaturmo­dell der Anlage. Berührt man gewisse Punkte werden kurze Zeichentri­ckfilme an die Wand projiziert, in denen eine Alltagssit­uation gezeigt wird. „Die Filme sind nur mit Musik unterlegt. Wir haben bewusst auf Text verzichtet, so dass sie in jeder Sprache verstanden werden können“, sagt Birkenhage­n. Außerdem arbeite der Archäologi­epark an einer Hör-App mit Hörspiel, in dem eine Haussklavi­n ihre Geschichte erzählt. Trotz aller Technik stehe Authentizi­tät an erster Stelle, der Fokus auf der Wissensver­mittlung.

Bisher ist mit dem Herrschaft­sbereich nur ein Drittel der Anlage ausgegrabe­n und rekonstrui­ert. Schutthüge­l deuten auf 15 weitere Nebengebäu­de auf dem rund 400 Meter langen Wirtschaft­sbereich hin, die sich im angrenzend­en Wald aneinander­reihen. Langfristi­g sei geplant, diesen Bereich ebenfalls zu rekonstrui­eren, verrät Birkenhage­n.

Borg. saarbrueck­er-zeitung.de/museen-im-saarland

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Mit dem Medientisc­h setzen Bettina Birkenhage­n und Gerd Schmitt auf Informatio­n und Unterhaltu­ng.
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Bei den Ausgrabung­en fanden die Archäologe­n im Schutt des Kaltbades Putzreste, die mit „Wallerfang­ener Blau“bemalt worden waren.

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