Von römischen Funden zur Rekonstruktion
Die Römische Villa in Borg ist die größte Anlage ihrer Art im Saar-Mosel-Raum. Die Nachbildungen der Gebäude locken jährlich 50 000 Besucher.
ist in einem der Räume dargestellt. Außerdem gibt es eine Latrine. Zur Spülung wurde Regenwasser im Innenhof gesammelt, über einen Kanal ins Villenbad und anschließend von der Latrine aus in eine Sickergrube geleitet.
Unmittelbar an das Villenbad schließt die Küche an. Der Brotofen, der Kuppelofen sowie die offene Feuerstelle sind ebenfalls funktionsfähig und werden bei Vorführungen und Kochkursen genutzt. In der angrenzenden Taverne können Besucher Gerichte nach römischen Rezepten probieren.
2000 wurde die großzügige Gartenanlage durch das EU-Projekt „Gärten ohne Grenzen“erweitert. Es entstanden ein Innenhofgarten, ein Kräutergarten, ein Rosenzimmer, sowie ein Obst-, Gemüse- und Blumengarten. Ein weiteres Element im Innenhof ist das Wasserbecken. „Es diente auch als Wasserreservoir und Löschwasserspeicher. Vermutlich hat man auch das Wasser zur Spülung der Latrine in Phasen ohne Regen aus diesem Becken bezogen“, mutmaßt Birkenhagen.
Auf dem Gelände des Herrschaftsbereiches befinden sich zudem Grundmauern zweier Nebengebäude, die zur Zeit ausgegraben werden. Zusätzlich hat das Archäologie-Team eine Töpferei, eine Schmiede und eine Glashütte errichtet. Diese ist nach einem Vorbild in Trier rekonstruiert und dient auch zu Forschungszwecken vieler Universitäten und Studenten. In speziellen Öfen stellen sie Glas her. Die Ergebnisse werden in Fachzeitschriften publiziert, erklärt Birkenhagen.
Rund 50 000 Besucher jährlich zählt der Archäologiepark, inklusive Tagungs- und Seminargäste. Um vor allem junge Leuten für Geschichte zu begeistern, bedarf es besonderer Angebote. „Infotainment ist hier das Stichwort“, sagt Schmitt. In Zusammenarbeit mit der Hochschule für Bildende Kunst entwickelte das Team der Römischen Villa einen Medientisch mit einem Miniaturmodell der Anlage. Berührt man gewisse Punkte werden kurze Zeichentrickfilme an die Wand projiziert, in denen eine Alltagssituation gezeigt wird. „Die Filme sind nur mit Musik unterlegt. Wir haben bewusst auf Text verzichtet, so dass sie in jeder Sprache verstanden werden können“, sagt Birkenhagen. Außerdem arbeite der Archäologiepark an einer Hör-App mit Hörspiel, in dem eine Haussklavin ihre Geschichte erzählt. Trotz aller Technik stehe Authentizität an erster Stelle, der Fokus auf der Wissensvermittlung.
Bisher ist mit dem Herrschaftsbereich nur ein Drittel der Anlage ausgegraben und rekonstruiert. Schutthügel deuten auf 15 weitere Nebengebäude auf dem rund 400 Meter langen Wirtschaftsbereich hin, die sich im angrenzenden Wald aneinanderreihen. Langfristig sei geplant, diesen Bereich ebenfalls zu rekonstruieren, verrät Birkenhagen.
Borg. saarbruecker-zeitung.de/museen-im-saarland