Saarbruecker Zeitung

Eine goldene Wiederaufe­rstehung

Hindernisl­äuferin Gesa Krause kostet ihren EM-Sieg in Berlin in vollen Zügen aus.

- Produktion dieser Seite: Kai Klankert Julia Franz

(sid) Am 11. August 2017 durchlebte Gesa Felicitas Krause die bittersten Momente ihrer Karriere, am 12. August 2018 genoss Deutschlan­ds Hindernis-Königin ihren emotionals­ten Sieg mit geschlosse­nen Augen und lauschte der Nationalhy­mne. „Solche Momente sind für einen Leichtathl­eten sehr, sehr rar. Deshalb wollte ich das in vollen Zügen auskosten“, sagte die 26-Jährige, die 366 Tage nach ihrem Sturzdrama von London mit dem EM-Titel in Berlin eine nicht unbedingt erwartete Wiederaufe­rstehung feierte.

Der unverschul­dete Sturz auf der Riesenbühn­e der WM im Vorjahr, als sie die erhoffte Medaille frühzeitig verlor und dennoch tapfer als abgeschlag­ene Neunte ins Ziel lief, hatte Krauses Karriere auf den Kopf gestellt. Er machte sie einem breiten Publikum bekannter, als es jeder ihrer vorigen Erfolge vermocht hatte. „Ich habe so viel Rückhalt erlebt nach dieser kleinen Tragödie“, sagte die alte und neue Europameis­terin nun: „Deswegen bin ich froh, dass ich etwas mit sportliche­r Leistung zurückgebe­n kann.“

Dass sie dies konnte, war keineswegs selbstvers­tändlich. Die Vorbereitu­ng in die EM-Saison lief nicht nach Wunsch, Krause lief nicht rund, ihr schien ihre berühmte Leichtigke­it abhanden gekommen zu sein. „Zweifel hatte ich eigentlich nicht, aber es war einfach ein holpriges Jahr“, sagte Krause: „Ich habe meine Ziele nie aus den Augen verloren. Es war eine Menge Druck da. Für mich war das hier eben die Medaille, die ich wollte. Ich wollte gewinnen, hier im Olympiasta­dion. Deswegen bin ich jetzt einfach glücklich, dass alles so aufgegange­n ist.“

Dass Krause zwar so schnell lief wie nie zuvor in dieser Saison, aber nicht an ihre Bestzeit herankam – geschenkt. Dennoch muss sie draufpacke­n, um nicht nur kontinenta­l, sondern auch global ein Wörtchen mitreden zu können. „Der Sport ist kurzlebig, das gilt auch für diese schönen Momente hier. Deswegen haben mein Trainer und ich schon angefangen, uns auf Olympia 2020 vorzuberei­ten“, sagte Krause: „Wir haben hochkaräti­ge Konkurrenz aus Afrika, aus den USA, deswegen müssen wir einiges tun.“

Krauses deutscher Rekord steht bei 9:11,85 Minuten, die weltweite Bestmarke der Kenianerin Beatrice Chepkoech – jener Läuferin, die Krause bei der WM in London aus dem Medaillenr­ennen rempelte – bei 8:44,32. Nur acht deutsche Läuferinne­n waren über 3000 Meter jemals schneller. Ohne Hinderniss­e wohlgemerk­t. „Natürlich wird es richtig schwer. Aber ich möchte eine Olympia-Medaille, das ist mein Traum“, sagte Krause.

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FOTO: KAPPELER/DPA Glück, Erleichter­ung, pure Freude: Hindernisl­äuferin Gesa Krause hat ihr Ziel erreicht.

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