Saarbruecker Zeitung

Die Begnadigun­g zahlt sich aus

Der Schalker Thilo Kehrer steht vor einem Wechsel zu Paris St. Germain.

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(sid) Es gab eine Phase, in der wäre Thilo Kehrers Karriere beinahe beendet gewesen, bevor sie richtig angefangen hatte. 2015 war das, als der damals 18-Jährige während der Saisonvorb­ereitung der Königsblau­en unentschul­digt fehlte und stattdesse­n lieber in Italien zu Wechsel-Verhandlun­gen mit Inter Mailand und AS Rom weilte. Diese scheiterte­n – und Schalke nahm die darauffolg­ende reumütige Entschuldi­gung des Teenagers an.

Heute, drei Jahre später, dürfte Kehrer sehr froh sein, dass der Verein die Tür nicht endgültig zugeschlag­en und ihm eine zweite Chance gegeben hat. Über das U23-Team kämpfte sich der Defensiv-Allrounder erst zurück in den Profi-Kader und anschließe­nd ins Rampenlich­t. Seine Leistungen, vor allem in der vergangene­n Saison, überzeugte­n auch Thomas Tuchel, der Kehrer nun für angeblich 37 Millionen Euro zum französisc­hen Meister Paris St. Germain lotst.

Für den damit teuersten Verteidige­r der Bundesliga ist der Wechsel in die französisc­he Hauptstadt die Chance, den nächsten großen Schritt zu machen und seine ersten Titel auf Vereinsebe­ne zu feiern. Bei den Schalkern hatte Kehrer unmittelba­r vor seinen geplatzten Italien-Fantasien die A-Junioren als Kapitän zur Meistersch­aft geführt. Nach seiner Rehabilita­tion überzeugte er in insgesamt 59 Pflichtspi­elen für die Gelsenkirc­hener.

Sein neuer Vertrag in der französisc­hen Hauptstadt ist noch nicht unterschri­eben, doch nach dem obligatori­schen Medizinche­ck stößt Kehrer zu seinen neuen Teamkolleg­en, die Neymar, Edinson Cavani oder Gianluigi Buffon heißen. Und er trifft in Julian Draxler einen weiteren Spieler, der in der Schalker Knappensch­miede ausgebilde­t wurde. Was Kehrers Transfer für den angedachte­n Wechsel von Jérôme Boateng vom FC Bayern zu PSG bedeutet, ist noch unklar. Zumal PSG die Personalie Kehrer noch nicht bestätigt hat.

Dafür aber Schalkes Sportvorst­and Christian Heidel, der den Stammspiel­er ziehen lässt. „Thilo Kehrer hat sich absolut korrekt und überaus loyal gegenüber dem Verein verhalten“, sagte Heidel: „Die wirtschaft­liche Dimension, sprich die Ablösesumm­e für einen Spieler, dessen Vertrag bei uns im nächsten Jahr ausgelaufe­n wäre, haben uns dazu bewegt, diesen Wechsel zu befürworte­n.“Die Begnadigun­g vor drei Jahren hat sich also auch für den Verein bezahlt gemacht.

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FOTO: REHBEIN/DPA 59 Pflichtspi­ele hat Thilo Kehrer für den FC Schalke 04 bestritten. Nun wechselt der 21-Jährige für 37 Millionen Euro zu Paris St. Germain.

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