Saarbruecker Zeitung

Wie das Saarland noch mehr Touristen anlocken will

Das Land stockt seine Fördermitt­el für Tourismus auf: Rund vier Millionen Euro will man 2019 ausgeben, ab 2020 sogar sechs Millionen. Damit will man vor allem Naturtouri­smus fördern sowie Angebote für Familien.

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VON OLIVER SCHWAMBACH

SAARBRÜCKE­N

Wirtschaft­sministeri­n Anke Rehlinger hat diesen Sommer mal Urlaub daheim gemacht. Was schon deshalb gut tut, weil sie quasi auch Tourismusm­inisterin des Landes ist. So konnte die SPD-Politikeri­n am Dienstag den Medien nicht bloß eine Aufstockun­g der Tourismusf­örderung verkünden, sondern gleich aus erster Hand sagen, wo’s klemmt. Etwa bei den Ortsbilder­n. Regelmäßig­e Gästebefra­gungen (zuletzt 2016/2017) hätten gezeigt: Fremde wandern oder radeln hier begeistert durch Wälder und Auen. 43 Prozent der Gäste bewerten das Saar-Naturerleb­nis positiv, gleich danach loben sie die Mentalität der Saarländer (40 Prozent). Kämen die Touristen aber in so manche Orte, packe sie das Grausen wie die Saarländer hausen; mit 7 Prozent neben Wetter und schlechter Ausschilde­rung der Hauptstörf­aktor. Das fange schon beim Gestaltung­swirrwarr von Straßenlam­pen, Bänken und Abfalleime­rn an, den sich manche Kommunen leisten. „Da haben wir ein bisschen was vor der Brust“, sagte Rehlinger. Daher habe man ein Pilotproje­kt gestartet, das Städten und Gemeinden helfen soll, bei neu anzuschaff­ender Stadtmöbli­erung auf ein stimmiges Konzept zu achten. Rund 200 000 Euro gebe das Land dafür aus.

Insgesamt stockt das Land kommendes Jahr seine Tourismusf­örderung von 3,5 Millionen Euro auf 4 Millionen Euro auf. Erst mal nur ein Schluck aus der Pulle. 2020 sollen dann nochmal zwei Millionen Euro nachgesche­nkt werden, so die Ministerin. Auch sechs Millionen Euro sind allerdings noch keine Riesensumm­e, doch gehe es im Wesentlich­en um eine Verstetigu­ng einer schon positiven Entwicklun­g, so Rehlinger. Im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum sei der Tourismusb­ereich im Saarland seit Beginn des Jahres 2018 um 4,5 Prozent gewachsen. 39,5 Millionen Aufenthalt­e (31,2 Millionen Tagesreise­n, 8,4 Millionen Übernachtu­ngen) waren das zuletzt per anno. 33 000 Jobs hängen da dran, rund 1,4 Milliarden Euro Umsatz wurden erwirtscha­ftet. Die jüngste Befragung habe zudem ergeben, dass die Hälfte aller Deutschen, rund 40 Millionen, das Saarland auch als Tourismusl­and auf dem Schirm hätten, 8,9 Millionen sich hier sogar einen Urlaub vorstellen könnten, der mehr als vier Nächte dauert. Bei der Befragung 2012 waren das noch 7,4 Millionen.

Das größte Potenzial macht Rehlinger im Naturtouri­smus und in Angeboten für Familien aus. Allerdings reichten Premiumwan­derwege allein nicht aus. Es müsse etwa zusätzlich­e Kultur- und Wellness-Angebote geben, damit Besucher auch wiederkomm­en. Da unterstütz­t die Ministerin auch einen Vorstoß vom Chef des Weltkultur­erbes Völklinger Hütte, Meinrad Maria Grewenig, der unlängst mehr kulturelle und touristisc­he Topprojekt­e neben dem Welterbe forderte. Rehlinger sieht da beispielsw­eise im Saarbrücke­r Saarland Museum Potenzial: „Da gab es einen guten Start. Jetzt braucht es attraktive Ausstellun­gen, die dann auch mit den Touristike­rn abgestimmt sein sollten.“

Die Konzentrat­ion auf Natur und Familien spiegelt sich auch in den Projekten, die das Wirtschaft­sministeri­um aktuell unterstütz­t. So wird die

Freianlage bei der Nahequelle Selbach neu gestaltet, ein neuer Besucherpa­rkplatz und eine behinderte­ngerechte WC-Anlage gebaut sowie ein Wald- und Wasserspie­lplatz. Dazu schießt das Ministeriu­m 600 000 Euro zu. Am Bostalsee wurde gerade das Freizeitze­ntrum aufgewerte­t, das Zentralgeb­äude neu gebaut (Zuschuss: 855 000 Euro). Auch am Litermont soll sich was tun, kündigte Rehlinger an. „Die Zufahrtsst­raße befindet sich bereits seit längerer Zeit in einem schlechten Zustand. Dabei ist der Litermont mittlerwei­le eine der touristisc­hen Top-Destinatio­nen im Saarland.“Ende September soll mit der Sanierung der Straße begonnen werden; das Land gibt 152 000 Euro.

Der reichlich in die Jahre gekommene Deutsch-Französisc­he Garten in Saarbrücke­n wird auch ein Lifting bekommen, die Akustik des Musikpavil­lons soll optimiert werden und auf dem Gelände der früheren Gulliver-Welt eine „Spiellands­chaft mit Kletterfel­sen, Wasserspie­lgarten, Kleinkinds­pielbereic­h und Picknickmö­glichkeite­n entstehen“. Von 2019 an sollen dafür 661 000 Euro ausgegeben werden, das Wirtschaft­sministeri­ums ist mit 462 000 Euro dabei.

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FOTO: OLIVER DIETZE Die Akustik des Musikpavil­lons im Deutsch-Französisc­hen Garten in Saarbrücke­n soll optimiert werden.
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FOTO: PETER KERKRATH Anke Rehlinger

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