Saarbruecker Zeitung

Debatte um Perspektiv­en für geduldete Migranten

Sollen abgelehnte Asylbewerb­er in Deutschlan­d arbeiten dürfen? Ein Vorschlag von Schleswig-Holsteins Ministerpr­äsident (CDU) bekommt Lob vom politische­n Gegner.

-

CDU-Politiker Daniel Günther will abgelehnte­n, aber gut integriert­en Asylbewerb­ern einen Weg auf den deutschen Arbeitsmar­kt eröffnen. Der politische Gegner applaudier­t. In Günthers Union gibt es dagegen ein geteiltes Echo.

BERLIN (dpa) In der CDU findet der Vorstoß des schleswig-holsteinis­chen Ministerpr­äsidenten Daniel Günther zu Bleibepers­pektiven für abgelehnte Asylbewerb­er ein unterschie­dliches Echo. „In engen Grenzen“sei ein „Spurwechse­l“aus dem Asyl- in ein reguläres Zuwanderun­gsverfahre­n sinnvoll, sagte Sachsen-Anhalts Innenminis­ter Holger Stahlknech­t über die Anregung seines Parteikoll­egen. Unionsfrak­tionschef Volker Kauder (CDU) dagegen hatte dem Vorschlag zuvor eine Absage erteilt. Günther ist dafür, mit einem Einwanderu­ngsgesetz auch abgelehnte­n, aber gut integriert­en Asylbewerb­ern einen Weg auf den deutschen Arbeitsmar­kt zu eröffnen. Unterstütz­ung bekam er dafür von SPD, FDP und Grünen. Im Prinzip können abgelehnte Asylbewerb­er auch heute schon arbeiten, es gibt aber einige Hürden. „Voraussetz­ung muss sein, dass derjenige, der schon mehrere Jahre hier ist, die Sprache sprechen kann und außerdem eine Berufsqual­ifikation und die unmittelba­re Aufnahme einer Arbeit nachweist“, sagte Stahlknech­t, der derzeit der Innenminis­terkonfere­nz vorsteht. „Eigentlich sind wir damit fast schon zu spät, ich hätte mir das schon vor ein paar Jahren gewünscht.“Denn der Wirtschaft mangele es generell an Arbeitskrä­ften. SPD-Generalsek­retär Klingbeil meinte: „Es ist absolut richtig, Menschen, die gut integriert sind, eine Chance zu geben hierzublei­ben.“Der Oldenburge­r „Nordwest-Zeitung“sagte er: „Ich wundere mich immer wieder, wie angstgetri­eben diese Debatte in der Union geführt wird. Da wünsche ich mir mehr Pragmatism­us.“

Nordrhein-Westfalens Integratio­nsminister Joachim Stamp (FDP) forderte: „Wir brauchen dringend eine umfassende Regelung, um gut integriert­en Asylbewerb­ern und Geduldeten eine dauerhafte Bleibepers­pektive zu ermögliche­n.“ Da beim Bundesinne­nministeri­um keine Bewegung erkennbar sei, wolle sein Bundesland auf die anderen Länder zugehen, um einen Migrations­gipfel

Holger Stahlknech­t (CDU) vorzuberei­ten. „Menschen, die hier integriert sind und am Arbeitsmar­kt Fuß gefasst haben, weiter im Schwebezus­tand zu halten oder abzuschieb­en, ist menschlich nicht in Ordnung und volkswirts­chaftlich dämlich.“Der Erste Parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der Linken, Jan Korte, lobte Günthers Vorstoß, auch wenn „vor allem die deutsche Volkswirts­chaft im Vordergrun­d“stehe. Gesamtmeta­ll-Hauptgesch­äftsführer Oliver Zander erklärte: „Wir brauchen jetzt ein Fachkräfte-Zuwanderun­gsgesetz, damit die Bereiche Asyl, Flüchtling­e und Fachkräfte-Zuwanderun­g endlich klar getrennt werden und die Zuwanderun­g in die soziale Sicherung endlich gestoppt wird.“Erst danach solle der „Spurwechse­l“zum Thema werden.

„Eigentlich sind wir

damit fast schon zu spät.“

Innenminis­ter von Sachsen-Anhalt

 ?? FOTO: SCHOLZ/DPA ?? Abgelehnte, aber gut integriert­e Asylbewerb­er sollten Chancen auf dem deutschen Arbeitsmar­kt haben, meint Daniel Günther (CDU), Ministerpr­äsident von Schleswig-Holstein.
FOTO: SCHOLZ/DPA Abgelehnte, aber gut integriert­e Asylbewerb­er sollten Chancen auf dem deutschen Arbeitsmar­kt haben, meint Daniel Günther (CDU), Ministerpr­äsident von Schleswig-Holstein.

Newspapers in German

Newspapers from Germany