Saarbruecker Zeitung

Heimliche Mitschnitt­e sind Teil von Trumps Welt

Eine ehemalige Mitarbeite­rin des US-Präsidente­n veröffentl­icht Tonband-Aufnahmen aus dem Weißen Haus. Das ist nicht der erste Fall dieser Art.

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WASHINGTON (ap) Tapes, Tapes, Tapes: Wieder sorgen geheime Tonband-Aufzeichnu­ngen um Donald Trump für Schlagzeil­en. Mitarbeite­r im Weißen Haus äußerten sich schockiert, als sie vom Vorgehen ihrer einstigen Kollegin Omarosa Manigault Newman erfuhren: Sie schnitt Gespräche mit dem Präsidente­n und dessen Stabschef John Kelly mit – um sie jetzt im Zuge der Veröffentl­ichung eines Buches publik zu machen. Aber so überrasche­nd ist das eigentlich nicht, jedenfalls nicht in Trumps Welt: Dort sind derartige Mitschnitt­e nichts Neues.

Trump selber deutete beispielsw­eise im Frühjahr 2017 an, dass er heimlich ein Gespräch mit dem von ihm gefeuerten FBI-Chef James Comey aufgezeich­net habe. Dieser reagierte allerdings anders, als es der Präsident wohl erwartet hatte: „Lieber Gott, ich hoffe, dass es (solche) Tonbänder gibt“, sagte Comey damals. Trump machte in der Folge dann aber nichts publik, was Spekulatio­nen auslöste, dass er in diesem Fall geblufft haben könnte – anders etwa als sein früherer privater Anwalt Michael Cohen, der Trump-Äußerungen zu Schweigege­ld-Zahlungen an ein Ex-Playmate mitschnitt. Oder jetzt Manigault Newman.

Omarosa, wie sie allgemein genannt wird, war einst wie Trump ein TV-Reality-Star, wirkte in seiner früheren Show „The Apprentice“mit. Als der Präsident im Januar 2017 ins Weiße Haus einzog, gab er ihr einen Posten als Kommunikat­ionsdirekt­orin in der Abteilung Beziehunge­n zur Öffentlich­keit. Was genau ihre Aufgabe war, wurde nie ganz klar, aber Omarosa war die höchstrang­ige Afroamerik­anerin in der Chefzentra­le.

Im Dezember 2017 wurde sie dann gefeuert. Just ist ihr Enthüllung­sbuch „Unhinged“(übersetzt ungefähr „Aus den Angeln“) erschienen, in dem sie Trump unter anderem als notorische­n Lügner und Rassisten porträtier­t. Im Zuge ihrer Werbetour für das Buch veröffentl­ichte Manigault Newman den Mitschnitt eines Gespräches mit Kelly am Tag ihrer Entlassung. Darin wirft der Stabschef ihr „bedeutende Integrität­sprobleme“vor und sagt: „Wenn wir daraus einen freundlich­en Abschied machen, kannst du ohne jede Art von Schwierigk­eiten hinsichtli­ch deiner Reputation in die Zukunft gehen.“

In einer weiteren Aufzeichnu­ng, die nach ihren eigenen Angaben einen Tag später entstand, ist Trump zu hören. Er äußert sich scheinbar überrascht und enttäuscht von ihrem Ausscheide­n und fügt hinzu: „Niemand hat mir etwas davon gesagt (...) Ich habe es überhaupt nicht gern, dass du gehst.“

Manigault Newman verteidigt die geheimen Mitschnitt­e damit, dass ihr „sonst niemand glauben“würde. Was nicht so abwegig ist, wenn man etwa bedenkt, dass sie früher ein glühender Trump-Fan war, sich mit Lob für ihn überschlug – im krassen Gegensatz zu ihrem Buch.

Bei ihrem Bestreben, sich durch Gesprächsm­itschnitte abzusicher­n, hat Manigault Newman wohl in Trump selbst ein prominente­s Vorbild. Er hat jedenfalls den Ruf, während seiner Zeit als Immobilien-Geschäftsm­ann rege und heimlich Gespräche aufgezeich­net zu haben. Dennoch äußerte der Präsident Schock und Abscheu, nachdem sein Ex-Anwalt Cohen unlängst Ausschnitt­e aus einem Gespräch mit ihm veröffentl­icht hatte. Aber vielleicht sind solche heimlichen Maßnahmen eine Realität in Trumps Zeiten – und wer weiß, was alles noch kommt. So sagte der stellvertr­etende Sprecher des Weißen Hauses, Hogan Gidley, dem Sender Fox News, die Medien hätten Omarosa nie ernst genommen, bis sie die Tonbänder veröffentl­icht habe. Nun sei er besorgt: „Ich frage mich, ob sie auch etwas von dem aufgezeich­net hat, worüber wir gesprochen haben.“

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FOTO: KASTER/AP Präsident Donald Trump hat in seiner Zeit als Geschäftsm­ann angeblich selbstoft Gespräche mitgeschni­tten.

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