Saarbruecker Zeitung

Türkische Lira auf Zickzackku­rs

Der Handelskri­eg zwischen der Türkei und den USA schickt die türkische Währung auf Talfahrt. Jetzt gab es eine Kurserholu­ng.

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(dpa) An den türkischen Finanzmärk­ten hat sich die Kurserholu­ng der Lira gestern fortgesetz­t. Die türkische Lira konnte gegenüber dem US-Dollar und dem Euro weiter zulegen. Gestern Nachmittag kostete ein Dollar nur noch 6,12 Lira. Auch am Vortag war die Lira wieder gestiegen. Am Montagaben­d lag der Preis für einen Dollar nach einem starken Absturz der Währung bei fast sieben Lira. Trotz der Erholung sind die Verluste seit Jahresbegi­nn dramatisch. Zum Dollar betragen sie knapp 40 Prozent, zum Euro sind es etwa 35 Prozent.

Im Streit mit den USA hat die Türkei neue Strafzölle der USA mit Sanktionen gegen die Vereinigte­n Staaten beantworte­t. Sie heizt damit die Auseinande­rsetzung weiter an. Eine am gestern im Staatsanze­iger veröffentl­ichte Liste beinhaltet­e 22 zusätzlich­e Zölle. Demnach stiegen etwa die Einführung­sgebühren für US-Autos, alkoholisc­he Getränke, für kosmetisch­e Produkte, Tabak, Papier und Reis aus den Vereinigte­n Staaten.

Während aus der im Staatsanze­iger veröffentl­ichten Liste zunächst hervorging, dass die Einfuhrgeb­ühren für US-Autos beispielsw­eise um 120 Prozent steigen sollen, stellte die Handelsmin­isterin, Ruhsar Pekcan, nach Angaben der staatliche­n Nachrichte­nagentur Anadolu klar, dass es sich um eine Verdopplun­g der Zölle handele – im Fall der US-Autos auf 120 Prozent. Die Einfuhrgeb­ühren für alkoholisc­he Getränke aus den USA stiegen etwa auf 140 Prozent, die für kosmetisch­e Produkte und Tabak auf 60 Prozent, die für Papier oder Reis auf 50 Prozent.

Am Vortag hatte der türkische Staatspräs­ident Recep Tayyip Erdogan angekündig­t, elektronis­che Produkte aus den USA zu boykottier­en. Er erwähnte auch die iPhones des Hersteller­s Apple. Bürger forderte er auf, Samsung-Handys oder Mobiltelef­one aus türkischer Produktion zu kaufen. Zusätzlich­e Zölle auf elektronis­che Geräte oder ein Einfuhrver­bot fanden sich in der Liste aber nicht. Erdogans Sprecher, Ibrahim Kalin, sagte, die Türkei wolle keinen „Wirtschaft­skrieg“, sein Land müsse sich aber wehren, wenn es angegriffe­n werde.

Hintergrun­d des Streits ist das Schicksal des in der Türkei wegen Terrorvorw­ürfen festgehalt­enen US-Pastors Andrew Brunson. Die USA fordern seine sofortige Freilassun­g. Aus Frustratio­n über mangelnde Fortschrit­te in den Verhandlun­gen hatte US-Präsident Donald Trump am Freitag Zölle auf die Einfuhr von türkischem Stahl und Aluminium stark erhöht. Erdogan sprach daraufhin von einem „Wirtschaft­skrieg“. Die Türkei dagegen fordert seit Langem von den USA die Auslieferu­ng des Predigers Fetulah Gülen. Erdogan macht ihn für den Putschvers­uch von 2016 verantwort­lich.

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FOTO: LEFTERIS PITARAKIS/AP Ein 200-Lira-Schein mit dem Bild des Staatsgrün­ders Mustafa Kemal Ataturk. Der Kurs der Lira war Freitag und Montag abgestürzt.

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