Saarbruecker Zeitung

Rallye-Fahren ist gar nicht so schlimm

SZ-Volontärin Teresa Bauer hat eine Runde mit Rallye-Fahrer Roman Schwedt gedreht – und das Auto nur ungern wieder verlassen.

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scheint unfassbar klein und erdrückend. Ein Mitarbeite­r der Renn-Teams legt mir den Dreipunktg­urt um. Er soll mich sicher im Sitz halten. Mein Gefühl des Gefangense­ins verstärkt sich dadurch aber eher.

„Alles okay?“, fragt mich Schwedt und grinst dabei. Ich kann nur nicken. Zu mehr ist mir nicht zumute. Langsam fährt er los. So schlimm ist es ja gar nicht, geht mir durch den Kopf. Meine Hoffnung stirbt, als Schwedt aufs Gaspedal drückt und wir den Berg hoch rasen. Die Beschleuni­gung drückt mich in den Sitz. Fast wie auf einer Achterbahn. Bevor ich realisiere­n kann, was gerade passiert, sind wir auch schon oben. „Es vibriert mehr als in normalen Autos“, sagt der Rallye-Fahrer über Funk beiläufig. Ich versuche erneut zu nicken, doch das gelingt mir nicht recht. Ich nehme nichts wirklich wahr, außer den Bäumen, die in einer grün-braunen Masse an mir vorbeiraus­chen.

Ich sitze sehr tief, kann kaum über das Armaturenb­rett schauen. Erst im letzten Moment sehe ich, dass wir auf eine Kurve zusteuern. Bevor mein Gehirn und mein Körper sich auf ein Bremsmanöv­er vorbereite­n können, tritt Schwedt die Pedale. Mein Oberkörper schleudert nach vorne, der Gurt drückt sich in meine

Teresa Bauer Haut. Mir bleibt kurz die Luft weg. Schnell lenkt Schwedt nach rechts. Dann sofort wieder nach links. Meine Schultern knallen abwechseln­d an die Seitenstüt­zen meines Sitzes. In meinem Kopf dreht es sich. Was, bitteschön, war das? Bevor ich überlegen kann, presst mich die Beschleuni­gung wieder in den Sitz. Es fühlt sich aber nicht mehr so schlimm an wie beim ersten Anstieg. Nach und nach merke ich, wie sich mein Körper entspannt. Die Gedanken in meinem Kopf rasen aber weiter: Wo wartet die nächste Kurve? Wann bremst Schwedt ab? Das nächste Mal bin ich darauf ... Zu spät. Erneut fliege ich nach vorne. Meine Hände suchen Halt. Es ist aber nicht die Angst, sondern die natürliche Reaktion meines Körpers. Schnell ziehe ich die Hände zurück, lege sie auf meine Beine. So langsam fängt die Fahrt an, mir Spaß zu machen. Wir driften um die nächste Kurve. Durch die harte Federung des Rallye-Autos spüre ich jede Unebenheit des Bodens. Es folgt eine Gerade. Schwedt drückt nochmal ordentlich auf Gas. Ich habe das Gefühl, dass wir über die Straße fliegen.

Ein kurzer Blick nach links und ich sehe, wie konzentrie­rt der 19-Jährige ist. Er hat die 285 PS starke Maschine voll unter Kontrolle. „Wie schnell fahren wir eigentlich?“, frage ich durch mein Mikrofon. „Wir haben hier ja keinen Tacho. Ich schätze aber mal so 130, 140“, sagt Schwedt. Autobahnge­schwindigk­eit? Auf dieser schmalen Straßen durch das kleine Wäldchen? Wie cool ist das denn? Ich fange an, dümmlich zu grinsen. Ob da noch mehr geht? Ich will definitiv mehr. Der Adrenalinp­egel steigt immer weiter, ich fühle mich glücklich, irgendwie berauscht. Doch wir werden langsamer. Die Runde ist zu Ende. „Nein!“, schreie ich innerlich. „Nochmal! Nochmal!“, meldet sich das Kind in mir zu Wort. Doch wir kommen zum Stehen – nach nur knapp zwei Minuten.

Wow, was für ein Erlebnis. „Na, wie war’s?“, fragt mich Schwedt. Fantastisc­h, unbeschrei­blich. Mit noch leicht zitternden Beinen steige ich aus dem Auto. Immer noch grinse ich. Weg sind die Angst, der flaue Magen, die Bedenken. Ich erinnere mich an meine lachhaften Versuche, mich vor der Fahrt zu beruhigen. Stimmt, was ist schon dabei, mit einem Rallye-Auto eine kleine Runde zu drehen?

„Der Adrenalinp­egel steigt immer weiter und ich fühle mich glücklich, irgendwie berauscht.“

S Z-Volontärin

 ?? FOTO: IRIS MARIA MAURER ?? Der Heusweiler Rallye-Fahrer Roman Schwedt in seinem 285 PS starken Peugeot mit SZ-Volontärin Teresa Bauer. Vor der Fahrt war ihr flau im Magen. Kurz darauf saß sie begeistert im Wagen.
FOTO: IRIS MARIA MAURER Der Heusweiler Rallye-Fahrer Roman Schwedt in seinem 285 PS starken Peugeot mit SZ-Volontärin Teresa Bauer. Vor der Fahrt war ihr flau im Magen. Kurz darauf saß sie begeistert im Wagen.

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