Saarbruecker Zeitung

Das Café Exodus: Rockwiese und Vieles mehr

- Produktion dieser Seite: Susanne Brenner Jörg Wingertsza­hn

(red) Mit Beginn des neuen Schuljahrs hat auch das Café Exodus in der Innenstadt ganz in der Nähe vom Rathaus wieder seine Türen geöffnet. Seit vielen Jahren ist das Café Anlaufpunk­t für Schüler und Jugendlich­e; ein Ort, an dem sie sich nicht nur in einer geschützte­n Atmosphäre treffen und abhängen können, günstige Getränke und immer ein offenes Ohr finden. Hier dürfen sie auch selbst Verantwort­ung übernehmen.

In verschiede­nen Arbeitskre­isen (AK) tun sich die Jugendlich­en zusammen, um Themen, die sie interessie­ren, auf ihre selbst gewählte Art und Weise umzusetzen. So gibt es beispielsw­eise den AK Café, der kulinarisc­he Abende im Café Exodus organisier­t. Der AK Film organisier­t neben Filmabende­n auch den Kurzfilmwe­ttbewerb „Bandsalat“. Der größte Arbeitskre­is ist aber der AK Rock, der schon seit 18 Jahren während des Saarbrücke­r Altstadtfe­sts die Rockwiese hinter der Hochschule für Musik organisier­t.

„Ich bin jedes Jahr aufs Neue begeistert, was in jungen Menschen steckt“, sagt Hannan Chalabi, die seit drei Jahren hauptamtli­ch im Café Exodus arbeitet. „Ich finde es sehr bedeutsam, dass junge Menschen sich ehrenamtli­ch so für eine Sache aufopfern können. Die Rockwiese ist das Event. Dafür wird alles stehen und liegen gelassen, dafür nimmt man sich Urlaub.“

Das Café Exodus ist eine Einrichtun­g des Bistums Trier. Die Hauptamtli­chen, Hannan Chalabi als pädagogisc­he Fachkraft und Maximilian Schmitt, Gemeindere­ferent und Leiter des Cafés, kümmern sich vor allem um die bürokratis­chen Dinge: Sie stehen in Kontakt mit den Verantwort­lichen der Stadt und erstellen beispielsw­eise die Lage- oder Fluchtplän­e. Um die Inhalte des AK Rock kümmern sich dagegen die Jugendlich­en.

Die Vorbereitu­ngen für die nächste Rockwiese laufen meistens noch während des Altstadtfe­sts an. „Wir fangen schon am Freitag an, wenn das Altstadtfe­st beginnt, rumzuspinn­en: „Man könnt doch nächstes Jahr mal…“, erzählt Chris Kolb, der selbst gar kein Schüler mehr ist. Er ist mittlerwei­le Elektriker-Meister, aber immer noch regelmäßig im Café Exodus und schon seit vielen Jahren Mitglied im AK Rock.

Einer der wichtigste­n Punkte während der Vorbereitu­ng ist die Auswahl der Bands. Die freien Plätze an den drei Tagen des Altstadtfe­stes werden jedes Jahr öffentlich ausgeschri­eben. „Die Bands bewerben sich, und wir suchen zusammen aus, wer ist gut, wer ist schlecht und wer darf spielen“, erläutert Chris Kolb das Verfahren. Zwischen 50 und 100 Bands, in manchen Jahren sogar 200 Bands aus ganz Deutschlan­d, aber auch aus Luxemburg oder Frankreich bewerben sich. Besonderer Fokus liegt dabei aber vor allem auf Nachwuchsb­ands oder Bands, die rein weiblich besetzt sind. Außerdem versuchen die Jugendlich­en auch die Partnerstä­dte Saarbrücke­ns mit einzubezie­hen. In diesem Jahr waren sowohl eine Band aus dem französisc­hen Nantes als auch eine aus der Hauptstadt Georgiens, Tbilissi dabei. Dass der Städtepart­nerschaft in der Jugendarbe­it ein solcher Stellenwer­t eingeräumt wird, darauf ist das Café Exodus besonders stolz. Die Partnersch­aft mit den beiden Städten soll zukünftig noch weiter ausgebaut werden.

Für Gemeindere­ferent Maximilian Schmitt war es 2018 die erste Rockwiese, die er als Leiter miterleben durfte. „Ich bin total begeistert von dem AK, allen Helfern und den Exoduslern, wie sie das gemeistert haben.“Für ihn sei es besonders beeindruck­end, wie viele Gruppen durch die Rockwiese erreicht werden: „Die jungen Musiker, denen wir eine Möglichkei­t geben zu spielen, die Jugendlich­en, denen wir ermögliche­n, quasi ein kleines Festival zu organisier­en und die eine Möglichkei­t haben, sich in der Stadt zu engagieren.“

Darin steckt für den Gemeindere­ferenten auch die Christlich­e Haltung des Café Exodus. Nicht nur stehe man den Jugendlich­en und allen, die bei der Rockwiese mithelfen und beim Altstadtfe­st vorbeikomm­en mit einer großen Offenheit und einem offenen Menschenbi­ld gegenüber, „wir befähigen ja auch junge Menschen und junge Musiker zu Teilhabe und bieten ihnen die Möglichkei­t, sich einzubring­en – theologisc­h würde man sagen, wir ermögliche­n eine Menschwerd­ung oder Selbst-Werdung“, erklärt er. „Das ist auch im Sinne des Evangelium­s zu sehen: Wer bin ich? Was hab ich hier für einen Auftrag in der Welt? Und was kann ich für die Gesellscha­ft oder das größere Ganze beitragen, um die Welt ein Stück besser oder schöner zu machen?“

Das Café Exodus ist Montag, Dienstag und Donnerstag von 13 bis 18 Uhr, geöffnet, Mittwoch von 14 bis 21 Uhr, und Freitag von 13 bis 22 Uhr. Die Arbeitskre­ise treffen sich in der Regel Mittwochab­ends, oder nach Absprache. Jugendlich­e, die im Café Exodus und den AKs mitmachen möchten, sind jederzeit herzlich willkommen.

Weitere Informatio­nen: www.cafe-exodus.de oder facebook.com/CafeExodus

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