Saarbruecker Zeitung

Bürgerwut, von Brandschut­zauflagen befeuert

Beim Stadtteilr­undgang in der Bruchwiese wurde Oberbürger­meisterin Charlotte Britz gleich mit zwei heißen Eisen konfrontie­rt.

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VON ANDREAS LANG

ST. JOHANN

Gleich zwei heiße Eisen hatte Saarbrücke­ns Oberbürger­meisterin Charlotte Britz am Dienstagna­chmittag beim Stadtteilr­undgang im Bereich Bruchwiese anzupacken. Ob es daran gelegen hat, dass sie sich aus ungewohnte­r Richtung der Versammlun­g genähert hat? Denn statt aus Richtung Innenstadt radelte sie fast unbemerkt aus Richtung der Feuerwache aus heran. Was aber nichts damit zu tun hatte, dass sie sich „anschleich­en“wollte: Sie sei davon ausgegange­n, dass auf der Bruchwiese selbst Treffpunkt sei – nicht an der Kindertage­seinrichtu­ng, erklärte die OB. Dennoch schlug ihr gleich Bürgerwut entgegen. Die der Eigentümer­gemeinscha­ft der Hochhäuser in der Preußenstr­aße nämlich, die derzeit mit der Stadt im Rechtsstre­it liegt. Es geht um den Brandschut­z der höchsten Wohnhäuser, das Nachrüsten eines zweiten Rettungswe­ges, je zweier Treppenhau­s-Türme – so wie am HTW-Hochhaus in Alt-Saarbrücke­n zuletzt kostspieli­g nachgerüst­et.

Zwei Millionen Euro würden die pro Haus in etwa kosten, auf die Eigentümer umgelegt etwa 50 000 Euro je Wohn-Einheit. Weshalb Existenzen bedroht seien, wie die Betroffene­n klagen. Sie berufen sich auf Bestandssc­hutz und bekamen in erster Instanz Recht. Da auch ein erfolgreic­her Anleiterte­st mit einem Drehleiter­fahrzeug der Feuerwehr erwiesen habe, dass die Bewohner sehr wohl über einen zweiten Rettungswe­g in Sicherheit zu bringen seien, sehen sie in Sachen ihrer eigenen Sicherheit genüge getan.

Die Verwaltung dagegen hält die Sicherheit für wichtiger, hat das erstinstan­zliche Urteil nicht akzeptiert, weshalb die Sache jetzt beim Oberverwal­tungsgeric­ht anhängig ist. Mit dem erstinstan­zlichen Urteil sei die Stadt haftungsre­chtlich aus dem Schneider gewesen, schallte es der Oberbürger­meisterin entgegen.

Ebenso musste sie sich anhören, dass die Zukunftsso­rgen der Bürger betreffend­en Probleme nicht auf die lange Bank geschoben werden dürfen. Britz: „Es geht uns darum, eine gemeinsame Lösung zu finden.“Sie ließ aber auch keinen Zweifel daran: „Dass bei uns Menschenle­ben im Vordergrun­d stehen.“Der sie begleitend­e Baudezerne­nt Heiko Lukas ergänzte: „Es geht nicht darum, Sie zu schikanier­en, es geht um Rechtssich­erheit.“

Da es sich bereits im Vorfeld abzeichnet­e, dass sich die Diskussion vor Ort wegen der inzwischen verhärtete­n Fronten endlos in die Länge ziehen würde und so die anderen Punkte des Stadtteilr­undgangs in den Hintergrun­d rücken würden, teilte Britz die Veranstalt­ung auf.

In den Räumen der Berufsfeue­rwehr lud sie die besorgten Wohnungs-Eigentümer ein, damit Experten aus Bauamt und Feuerwehr die Auffassung der Verwaltung erläutern sollten. Nach einigem Hin und Her war somit Zeit, das zweite heiße Eisen anzupacken. „Das Essen in Kitas und Schulen war schon immer ein großes Thema, das weiß ich aus eigener Erfahrung“, so Britz, sich auf die Erfahrunge­n als Mutter eines inzwischen erwachsene­n Sohnes berufend.

Ein Essens-Anbieter hatte nach dem üblichen europaweit­en Ausschreib­ungsverfah­ren den Zuschlag erhalten, die Eltern aber nicht überzeugt. Dass schließlic­h sogar noch nicht näher bezeichnet­e Fremdkörpe­r im Essen gefunden wurden, machte die Sache brisant. Inzwischen versorge ein anderer Caterer den Kindergart­en. Ob es dabei bleibt, sei ungewiss.

Wie die Leitung der Kindertage­seinrichtu­ng informiert­e, müssen sie jetzt nachweisen, dass das Essen tatsächlic­h bereits mit den gefundenen Fremdkörpe­rn angeliefer­t wurde und diese nicht erst im Kindergart­en ins Essen geraten sind. Während die Eltern hoffen, dass das Essen weiter vom derzeitige­n Caterer geliefert wird, schränkt Britz ein: „Wir müssen zuerst die Rechtsents­cheidung abwarten.“Auf jeden Fall soll aber die Kommunikat­ion zwischen Kindertage­sstätte und Elternscha­ft verbessert werden. Die Eltern hatten nämlich auch unzureiche­nde Informatio­nen um den Vorfall moniert.

„Es geht nicht darum, Sie zu schikanier­en, es geht um Rechtssich­erheit.“

Heiko Lukas

Baudezerne­nt

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FOTO: BECKERBRED­EL Wegen aus ihrer Sicht übertriebe­nen Brandschut­zauflagen fürchten Bewohner der Preußenstr­aße um ihr Eigentum und protestier­ten heftig beim Besuch von Oberbürger­meisteirn Charlotte Britz.

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