Dezenter Hinweis mit knorrigem Weinstock
Es gibt in Saarbrücken viele Kunstwerke im öffentlichen Raum, denen man mehr Aufmerksamkeit wünschen würde. In unserer Serie stellen wir einige dieser Werke vor. Heute: Hans Dahlems Fresko.
Saarbrücker Künstler, geboren 1928 in Blieskastel, studierte er ab 1946 Malerei und Graphik an der gerade neu gegründeten „Schule für Kunst und Handwerk“in Saarbrücken. Neben dem Hans-Purrmann-Preis im Jahr 1966 erhielt er 1970 den Ehrenpreis der Stadt Salzburg für Radierung und 1988 den Kunstpreis der Stadt Saarbrücken. Er starb im Jahr 2006 in Saarbrücken.
In den 1950er Jahren zeigen seine Kunstwerke noch den Einfluss des Kubismus, ab 1963 konzentrierte er sich mehr und mehr auf die Linie, die bei ihm unzählige Formen darstellte, häufig mit Verästelungen und Wucherungen wie in Zellstrukturen. Hans Dahlem fand damit sein ganz eigenes Thema, die Kosmogonie, das Werden im Vergehen in der Natur.
Auch hier, in der Darstellung des alten Weinstocks, zeichnet sich diese Entwicklung ab. Formal ist die Pflanze erkennbar, jedoch sind es die wilden, wuchernden, knorrigen Strukturen des Holzstammes, die dem Kunstwerk den unverkennbaren Charakter verleihen.
„Mich interessieren Übergänge und Erstarrungen, Wachstum und Zerfall“, erklärte Dahlem schon vor vielen Jahren in der Presse. Dass Hans Dahlem genau an dieser Stelle der Rathaus-Arkade seinen Weinstock abbildete, ist kein Zufall. Denn direkt gegenüber führt eine Treppe in den Keller des Rathauses, zum zweiten Eingang des Gastronomie-Betriebs des Ratskellers. Der Weinstock von Hans Dahlem ist ein dezenter Hinweis darauf und hat damit bis heute seine Gültigkeit. Zum Glück wurde er bei allen Restaurierungen der Arkade bisher erhalten.