Saarbruecker Zeitung

Flucht aus München nach nur einer Saison

Nationalsp­ieler Sebastian Rudy steht vor einem Wechsel. Er ist nicht der erste, der beim FC Bayern nicht glücklich geworden ist.

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VON MARTIN MORAVEC

MÜNCHEN

(dpa) Ein Jahr beim FC Bayern kann lang werden. Und manch einer ist froh, wenn er sich schon nach einer Saison wieder vom deutschen Fußball-Rekordmeis­ter verabschie­den darf. Trotz erhebliche­r Spielantei­le in seiner Premieren-Saison ist Mittelfeld­spieler Sebastian Rudy der nächste Kandidat für einen vorzeitige­n Abschied.

Der SWR vermeldete am Dienstag, der Transfer des 28-Jährigen zu RB Lepzig sei so gut wie perfekt, die Ablösesumm­e liege bei 15 Millionen Euro. Rudy solle der Ersatz für Naby Keita sein, der für mehr als 60 Millionen Euro zum FC Liverpool gewechselt war. Andere Medien berichtete­n derweil dass noch keine Einigung erzielt sei. Die Bild-Zeitung überrascht­e mit der Nachricht, dass der FC Schalke 04 in den Poker um den Nationalsp­ieler einstgesti­egen sei. Nach dem Abgang von Thilo Kehrer zu Paris St. Germain für 37 Millionen Euro ist offensicht­lich ausreichen­d Geld vorhanden.

Schalkes Trainer Domenico Tedesco leugnete nicht, dass er in München war. Doch dass ein Treffen mit Rudy der Grund war für seinen überrasche­nden Besuch, bei dem der Trainer seinen Assistente­n Peter Pechtold und Videoanaly­st Lars Gerling im Schlepptau hatte, wollte er nicht bestätigen. Es sei auf alle Fälle „ein Fall von Arbeit“gewesen, der ihn nach Bayern geführt habe, er sei „nicht zum Vergnügen“dort gewesen. Und Leipzig? „Sebastian Rudy wechselt nach bisherigem Stand nicht zu RB Leipzig. Wie es in ein oder zwei Wochen aussieht, das weiß ich jetzt auch noch nicht“, sagte Leipzigs Trainer und Sportdirek­tor Ralf Rangnick. Die Nachricht, Rudy habe bereits unterschri­eben, bezeichnet­e er als „Mutter aller Fake News“. Es sei, fügte er hinzu, seines Wissens nicht entschiede­n, ob Rudy überhaupt wegwolle, und wenn ja, wohin er gehe.

Trotz aller Verwirrung scheint klar, dass Rudy wegwill. Trotz eines Vertrages bis 2020. Und er ist nicht der einzige, der an der Säbener Straße nicht glücklich geworden ist. Stürmer Ali Daei etwa war im Iran ein Idol, als er zu Arminia Bielefeld wechselte. Im Sommer 1998 ging er zum FC Bayern. Seine Konkurrent­en damals: Giovane Elber und Carsten Jancker. Daei kam zwar zu 23 Bundesliga-Spielen, in denen er sechs Tore erzielte, mehr als ein Edelreserv­ist war er aber nicht. Daei zog die Konsequenz­en und wechselte zu Hertha BSC, wo er immerhin noch drei Spielzeite­n blieb.

Der vom Boulevard als „Fußball-Mozart“ titulierte Andreas Herzog wechselte im Sommer 1995 gemeinsam mit Trainer Otto Rehhagel vom beschaulic­hen Werder Bremen nach München. 28 Bundesliga­spiele absolviert­e der Spielmache­r, doch unumstritt­en war der Österreich­er nie. Oliver Kahn packte seinen Mitspieler im Duell mit dem VfB Stuttgart sogar am Schlafittc­hen und schubste ihn. Herzog wechselte dann nach Bremen zurück.

Der Schweizer Alain Sutter empfahl sich beim 1. FC Nürnberg für einen Wechsel. Im Sommer 1994 schlugen die Münchner zu. Sutter bestritt 22 Partien, erzielte aber nur ein Tor. „Der FC Bayern war damals eine Nummer zu groß für mich“, räumte Sutter später ein, auch weil er sich selber zu stark unter Druck gesetzt habe. Beim SC Freiburg fühlte sich der Freigeist dann schon deutlich wohler.

Den Kolumbiane­r Adolfo Valencia muss man zur Kategorie der Stürmer zählen, die sich beim FC Bayern richtig schwer taten. Auch er hielt es nur eine Saison in München aus. Dabei war er 1993/1094 in 26 Bundesliga­spielen sogar elf Mal erfolgreic­h. Oft traf „El Tren“, so sein eigentlich­er Spitzname, aber eben auch daneben, weshalb er als „Entlauber“tituliert wurde. Im Training traf Valencia nämlich gerne mal Bäume und Hecken.

Das ist bei Sebastian Rudy dem Vernehmen nach nicht der Fall. Aber die große Konkurrenz im Mittelfeld (trotz des Abgangs von Arturo Vidal zum FC Barcelona) mit Javi Martínez, Weltmeiste­r Corentin Tolisso, Leon Goretzka, Thiago und Renato Sanches schreckt ihn offenbar ab. Und sein größtes Fürspreche­r, der Italiener Carlo Ancelotti, unter dem er direkt einen Stammplatz hatte, ist längst nicht mehr da.

„Der FC Bayern war eine Nummer zu groß für mich.“

Alain Sutter über die Saison 2007/2008 in München

 ?? FOTO: KNEFFEL/DPA ?? Dass Nationalsp­ieler Sebastian Rudy den FC Bayern München nach nur einer Saison wieder verlassen will, ist inzwischen ein offenes Geheimnis. Rudy wird mit RB Leipzig und dem FC Schalke 04 in Verbindung gebracht.
FOTO: KNEFFEL/DPA Dass Nationalsp­ieler Sebastian Rudy den FC Bayern München nach nur einer Saison wieder verlassen will, ist inzwischen ein offenes Geheimnis. Rudy wird mit RB Leipzig und dem FC Schalke 04 in Verbindung gebracht.

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