Saarbruecker Zeitung

Deutschlan­d ist kein Vorbild beim Plastikmül­l

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(ine) Plastik vermüllt die Weltmeere – rund 160 Millionen Tonnen davon treiben in den Ozeanen. Dass Tiere daran krepieren und dass auch der Mensch über die Nahrungske­tte kleinste Plastiktei­lchen aufnimmt, hat längst nicht nur Umweltschü­tzer alarmiert. Kunststoff scheint in vielen Bereichen des Lebens unverzicht­bar. Aber müssen Plastiktüt­en und -flaschen wirklich sein? Ausgerechn­et afrikanisc­he Länder wie Kenia, Tansania oder Ruanda sind inzwischen Vorreiter im Kampf gegen Plastiktüt­en und schrecken auch vor Verboten nicht zurück – während die EU bis 2025 noch an der Reduzierun­g von Kunststoff-Verpackung­en schraubt. Bis 2030 sollen Plastikver­packungen laut EU-Kommission zudem recycelbar sein. Derzeit werden von den etwa 26 Millionen Tonnen Plastikmül­l, die in der EU entstehen, nach einem Bericht von „Zeit-Online“nur 30 Prozent wiederverw­ertet.

Einer Studie des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft zufolge produziert pro Jahr jeder Deutsche 37 Kilogramm allein an Plastikmül­l – sechs mehr als im EU-Durchschni­tt. Die seit Mitte 2016 fast überall kostenpfli­chtigen Plastiktas­chen haben das Verbrauche­rverhalten offenbar nur unzureiche­nd verändert. Selbstvers­uche umweltbewu­sster Käufer zeigen darüber hinaus, wie schwer es in Deutschlan­d ist, beim Einkauf ganz auf Kunststoff zu verzichten.

Der saarländis­che Einzelhand­el hat zwar inzwischen weitgehend Kunststoff­tragetasch­en durch Papiertasc­hen ersetzt, aber auch diese sind bei weitem nicht so öko, wie es scheinen mag. Vor allem weil ihre Herstellun­g enorme Mengen an Energie, Rohstoffen und auch Chemikalie­n verschling­t. Dass jedoch im Einzelhand­el ein Umdenken eingesetzt hat, zeigen Märkte im Saarland, die etwa zum Obst- und Gemüsekauf neben Plastiktüt­en wiederverw­ertbare Säckchen anbieten, wie etwa die Globus-Warenhäuse­r. Die Fünf-Liter-Beutel (drei Stück für zwei Euro) aus Polyester können bei 30 Grad gewaschen werden.

Noch in den Kinderschu­hen steckt der Trend, Lebensmitt­el ganz ohne Verpackung­en anzubieten. Im Saarbrücke­r „Unverpackt“-Laden können Umweltbewu­sste Erbsen, Linsen, Nudeln, Reis, Kaffee, Müsli, aber auch Wasch-, Reinigungs- und Körperpfle­geprodukte aus Spenderbeh­ältern selbst abfüllen. Die Nachfrage nach solchen Läden scheint jedoch zu wachsen, mindestens 70 gibt es bundesweit.

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