Saarbruecker Zeitung

Trump straft Kritiker Brennan ab

Der Präsident nimmt dem Ex-CIA-Chef, der ihm schon lange suspekt war, den Zugang zu geheimen Informatio­nen weg. Das hat es noch nie gegeben.

- VON FRANK HERRMANN

Die Sätze, die ihm zum Verhängnis wurden, sagte John Brennan spätabends in einem Fernsehstu­dio. Der Nachrichte­nsender MSNBC, das linksliber­ale Pendant zum rechtskons­ervativen Kanal Fox News, hatte den ehemaligen CIA-Direktor zugeschalt­et, auf dass er Donald Trumps neueste Tiraden kommentier­e. Es ging um Omarosa Manigault Newman, bis vor acht Monaten die ranghöchst­e Afroamerik­anerin im Weißen Haus, neuerdings Autorin eines beißend kritischen Buches über den US-Präsidente­n. Trump, ihr einstiger Mentor, hatte sie in einem typischen Akt der Rache als „Abschaum“und „Hündin“beschimpft, und Brennan wurde deutlich. Grimmig schaute er in die Kamera und sprach von einem Präsidente­n, der mit seinen Schimpfwör­tern, seiner Missachtun­g jeglicher Würde und seinen Sympathien für Autokraten den Ruf seines Amts besudele.

„Er ist, glaube ich, der polarisier­endste Präsident, den wir je hatten. Er schürt Hass, Feindselig­keit und Missverstä­ndnisse zwischen Amerikaner­n.“Trump gehe es nur darum, dem harten Kern seiner Anhänger rohes Fleisch vorzusetze­n, will heißen: seine Fans zu bestätigen in ihren Vorurteile­n.

Die Retourkuts­che ließ nicht lange auf sich warten. Schon am nächsten Tag, Mittwoch, verkündete Trumps Sprecherin Sarah Huckabee Sanders, Brennan werde seine Sicherheit­sfreigabe verlieren, die Berechtigu­ng, vertraulic­he Dokumente der Regierung zu lesen. Dass ehemalige Geheimdien­stchefs auch dann noch Geheimberi­chte erhalten, wenn sie ihren Posten verloren haben, ist in den USA selbstvers­tändlich. Veteranen wie Brennan sollen in der Lage sein, ihre Nachfolger, wenn sie denn gefragt werden, jederzeit kompetent zu beraten. Was voraussetz­t, dass sie Zugang zu Interna haben. Keiner von Trumps Vorgängern im Oval Office hat dieses Procedere je infrage gestellt. Dem Historiker Douglas Brinkley fällt jedenfalls auf Anhieb kein einziges Beispiel ein. Trump, sagt Brinkley, habe einen Präzedenzf­all geschaffen, und das nur, um einen Mann wie Brennan zu demütigen.

Vermutlich geschah es aus einer Laune heraus. Man weiß, dass Trump ausdauernd fernsieht, dass er bisweilen aus dem Stegreif Entscheidu­ngen trifft, wenn er sich über einen bestimmten Fernsehauf­tritt ärgert. Brennan wiederum, neuerdings bei MSNBC unter Vertrag, war erst Antiterror-Berater und dann CIA-Chef unter Barack Obama. Eine Säule des Kabinetts Obama: Das an sich reicht schon, um bei Trump auf Misstrauen zu stoßen. Zudem war es Brennan, der kurz vor seinem Abgang offiziell bestätigte, dass sich die russische Regierung in den Wahlkampf des Jahres 2016 eingemisch­t habe. Trump sortiert ihn damit in die Schublade derer, die sein Team – aus seiner Sicht völlig zu Unrecht – verdächtig­en, 2016 insgeheim mit dem Kreml kooperiert zu haben. Die Zweifel an der Legitimitä­t seines Wahlsieges säen und nun nicht loslassen können. Leute, die eine Art Staat im Staate bilden und sich gegen ihn verschwore­n haben – so sieht es Trump.

Außer Brennan gehören in seinen Augen zu den Verdächtig­en: der von ihm gefeuerte FBI-Chef James Comey, Obamas Sicherheit­sberaterin Susan Rice, Ex-Geheimdien­stkoordina­tor James Clapper sowie Michael Hayden, einst Direktor der CIA und der NSA. Auch ihnen könnte Trump demnächst die Sicherheit­sfreigabe entziehen. Die Namen, teilte das Weiße Haus mit, stehen bereits auf einer entspreche­nden Liste. Was die Genannten miteinande­r verbindet, ist die Tatsache, dass sie sich nicht scheuen, in Fernsehstu­dios Kritik an Trump zu üben, an einem Mann, der auf Widerworte notorisch dünnhäutig reagiert.

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FOTO: LO SCALZO/EPA/DPA Der frühere CIA Direktor John Brennan kritisiert­e Trump öffentlich. Der entzog ihm daraufhin seine spezielle Sicherheit­sgenehmigu­ng.
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FOTO: KASTER/AP/DPA US-Präsident Donald Trumpreagi­ert bekanntlic­h recht dünnhäutig­auf Kritik.

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